reviews 6-09 pop-rock

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    Gossip - Music For Men

    Columbia - SonyBMG TIPP
     
     
     

    Nun hat sich also der Meisterproduzent Rick Rubin des Trios um die genüsslich die Klatschspalten surfende Wuchtbrumme Beth Ditto angenommen, bevor er den Bartkollegen von ZZ Top neues Leben einhauchen will. Schon das Albumcover von "Music For Men" schafft es, zu fesseln, sind doch KD Lang, Morrissey, David Bowie, Johnny Cash, Vanilla Ice (!), James Chance nur einige der frei assoziierten Lookalike-Vorbilder. Musikalisch geht es powerpoppig und wavig, DFA-gemäß geradeaus auf den Dancefloor, kein störender Ballast, keine Ausfälle, Ditto als Teamplayer-Vokalistin, die sich nicht höher als nötig vom soliden Groove-Gerüst ihrer Mitstreiter abstösst.

    www.gossipyouth.com/de/home
    www.myspace.com/gossipband


    Chairlift - Does You Inspire You
    Columbia - SonyBMG

    Das kleine Pop-Meisterwerk "Bruises" war schon aus dem iPod-Nano-Werbespot bekannt, sozusagen die Einstiegsdroge für das vorliegende Album. Auf dem Chairlift-Longplayer ist noch nicht alles derart rund, dennoch schlummern hier mit dem verhangenen, spacig getexteten "Planet Health" und dem wirklich grandiosen, von Caroline Polachek optimal intonierten "Evident Utensil" weitere Synthie-Pop-Perlen. Mal psychedelisch, mal angedüstert, mal tanzbar. Und dieses junge Brooklyner Trio ist nach einem, dem frühen Internet-Hype geschuldet, relativ hastig produzierten Album erst ganz am Anfang. Blendende Aussichten, wenn sie es schaffen, nicht verheizt zu werden.

    www.myspace.com/chairlift

    Metric - Fantasies
    Last Gang / PIAS - Rough Trade

    Mit dem vierten Album "Fantasies" untermauert die kanadische Band um die charismatische Sängerin Emily Haines ihr kommerzielles Potential. 2-3 potentielle Indiepop-Hits sind hier locker versammelt, auch wenn es im Arrangement hier und da vielleicht etwas schlanker ginge (siehe Gossip). Die Melodien stimmen, nur etwas zuviel Synthie-Ballast ist bei Abräumer-Nummern wie "Gimme Sympathy" mit an Bord. Von den zehn Songs, die Gitarrist und Co-Writer Jimmy Shaw, Bassist Joshua Winstead und Drummer Joules Scott-Key zusammengetragen und in den legendären, von Jimi Hendrix gebauten Electric Lady Studios in New York feingeschliffen haben, betrifft dieser Makel leider fast alle.
    www.myspace.com/metricband

     

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     Elysian Fields - The Afterlife  
     Vicious Circle / Alive

     
     
    Jennifer Charles und Oren Bloedow -nach immerhin drei Jahren- nun doch wieder mit neuen, zauberhaft verhangenen Klängen aus ihrem speziellen Elysium. Mit "The Afterlife" (Textpart aus dem Track 5, "Only For Tonight") ist eine runde Sache und das melodisch sicher zugänglichste Werk des New Yorker Duos entstanden, das mittlerweile beim französischen Label Vicious Circle eine neue Heimat gefunden hat - nicht allzu überraschend, da insbesondere die Franzosen ihrem angeschatteten Popentwurf und insbesondere Jennifers laszivem Sanges-Charme erlegen sind. Die im Zusammenhang mit der Musik der beiden stets zitierte Düsternis hält sich jedoch in den mal jazziger, mal balladesk geratenen Songs in Grenzen, nur textlich gibt es weiter die eine oder andere Untiefe ("How We Die", "Turns Me On", "Climbing My Dark Hair"). Bis zum Duett am Ende, in dem das Duo noch einmal Abschied von Orens Mutter nimmt, sitzt hier jeder Track - ein Album, dem man regelrecht verfallen kann. Dim the lights...
    www.elysianmusic.com
     

     
     
     Moby - Wait For Me  
     Ministry of Sound - Edel  
     
     

    Der vom MusikExpress neuerdings gedisste Elektrotüftler lässt auf dem neuen Album "Wait For Me" nicht wirklich erkennen, was sich in seinem Schaffen nach der DIY-Kreativ-Erleuchtung durch Kult-Regisseur David Lynch fundamental geändert haben soll. Musikalisch bleibt es bei seinen bekannt eingängigen, öfter mal melancholisch verhangenen Pop-Instrumentals zwischen Indie und Breitwand, denen in wechselnden Dosierungen Lead-Vocals (Leela James, Amelia Ziria Brown, Moby himself) beigegeben werden. Mit "Study War" nervt nur einer der Tracks durch ein bis zum Abwinken wiederholtes Sprachsample, da kommt auch Starr Blacksheres Soul zu spät. Immerhin stammt nun auch das Coverdesign aus der Hand des mit der Einsamkeit kokettierenden Meisters.
    Moby interviewing David Lynch http://dlf.tv/2009/david-and-moby/
    Moby video by David Lynch www.moby.com

     

     

     
     The Deer Tracks - Aurora  
     Despotz Records - Cargo  
     
     
    Von außen unscheinbar, entfaltet sich die Hülle von "Aurora" beim Öffnen zum Origami. Ähnlich wunderschön entfalten sich auch die Songs des schwedischen Duos David Lehnberg und Elin Lindfors: Kakophonische Beats und Pluckern lösen sich in verwunschenen Klängen und sanften Melodien auf. Der Zauber dieser Musik erinnert an Sigur Rós und Múm; die Kunst des Knöpfchendrehens könnte David bei The Notwist gelernt haben. Bereits der siebenminütige Eröffnungssong "Yes this is my broken Shield" hat alles, was man sich wünschen kann. The Deer Tracks - das bedeutet vertonte Leidenschaft aus Klavier, Keyboards, Cello, Trompete, Melodica, Klarinette und Perkussion, mit meisterhafter Dramaturgie zusammengefügt. Über den zarten Konstrukten schweben die Stimmen von David und Elin, die ihre Musik passenderweise als "Northern Lights Electronica" bezeichnen. Ein Album für Abenddämmerungen, lange Nächte und Morgengrauen gleichermaßen - und ein Debüt, dass The Deer Tracks über die Grenzen ihrer Heimatstadt Gävle hinaus bekannt machen dürfte. (ausnahmsweise an dieser Stelle ein Kritik-ZITAT: von kat, Kultur News)

    Alif Tree - Clockwork

    Compost - Groove Attack

    Der französische Producer Alif Tree ist Filmmusik-Interessierten diesseits der Maginotlinie ggf. noch von einem feinen Beitrag zum Cinemix-Sampler bekannt, in dem er sich dem seligen Francois de Roubaix widmete. Filmmusik-Komponisten sind ja gewöhnlich ein recht vielseitiges Völkchen, besser nicht zu unterschätzen. Und ein cinematisches Element ist auch so einigen der Stücke auf dem aktuellen Album "Clockwork" nicht abzusprechen. Wenn man vernimmt, dass das Werk in Nashville aufgenommen wurde, überrascht einen auch nicht mehr, daß beim zweiten Stück die schon öfter totgesagte Swamp-Legende Tony Joe White aus den Boxen kriecht. Auf "Without her(th)" singt wiederum Beth Gibbons. Sehr vielseitiges Album - für mehrere Hördurchgänge zu empfehlen.
    Play Tracks 1-5, 7.
    www.aliftree.net

    Zwicker - Songs of Lucid Dreams

    Compost - / Indigo

    Der Züricher DJ-Producer Cyril Böhler a.k.a. arbeitete nauf dem neuen Album "Songs of Lucid Dreamers" mit Gästen wie Billy Oden von den Junior Boys, den Sängerinnen Heidi Happy und Olivera Stanimirov sowie dem Australier Jamie Lloyd zusammen. Selbst wenn man die Presseinfo nicht für bare Münze nimmt, dass für "Ping Pong Muses" neben Valentino Tomasi am Mikro auch Kraftwerk für den Einsatz an Gitarre und Marimbas verpflichtet werden konnten, gerade jener Hommage-Track an diese und andere deutsche Elektronik-Veteranen und (mit kleinen Abstrichen wg. Wiederholungen in der zweiten Albenhälfte) zu weiten Teilen auch das Album, sind doch recht beachtlich geraten. Play Tracks 1-3, 6, 12.
    www.myspace.com/zwickermusik
    www.myspace.com/johnplayer7b

     



















     
     
     

    Dub Pistols - Rum Coke

    Sunday Best/ Rough Trade

    "Rum And Coke" - und eine Überdosis Marihuana. Die Dub Pistols sind wieder da. Ihr neues, mittlerweile viertes Album liefert mit den in einen schnurgeraden Synthiebeat kippenden Grand Pianos auf dem Opener "Back To Daylight" gleich Hitmaterial und ähnlich munter geht es mit Two Tone-Beat und Lindy Layton und Rodney P am Mikro weiter. Meist recht simpel und doch so mörderisch effektiv. Dub, Rap, Bläser, Orgel, Bass, Beat und ab gehts. Ihre Remixe sind begehrt, ihren Ruf als Live-Act untermauerten zuletzt Auftritte auf diversen großen Festivals. Und auch ein Gregory Isaacs, seines Zeichens "most exquisite vocalist in reggae" schaut gern mal im Studio vorbei. Play Loud.

    www.myspace.com/thedubpistols
     



     
     

    Johnny La Marama - Bycicle Revolution

    Traumton - Indigo

    Der Zweitling vom Traumton-Trio Johnny La Marama. Gleich als Opener eine "Andy Summers"-Hommage. Schrägseiten von der Gitarre und rauhe Drums gibts in der Folge noch öfter. Kalle Kalima, Chris Dahlgren und Eric Schaefer bringen wieder nervöse Energie, französische Slam-Poetry, ruhige Momente und Noise-Rock, Zappa und Dada zusammen. Johnny La Marama produziert sich selbst. Aber:
    "Johnny lässt sich nicht festlegen." (O-Ton Kalima).

    Livedaten checken unter:
    http://www.myspace.com/johnnylamarama


    Kristin Asbjörnsen - The Night Shines Like The Day

    EmArcy - Universal

    Kristin Asbjørnssons zweites Soloalbum “The Night Shines Like The Day” ist nach ihrem Spiritual-Debüt „Wayfaring Stranger“ (das ebenfalls an dieser Stelle gewürdigt wurde) mit diesmal ausschließlich eigenen Texten und Kompositionen eine veritable zweite Stufe auf der Karriereleiter. Elemente von Jazz, Folk, Blues, Rock, Pop, Spiritual und afrikanischer Musik werden von Asbjörnsen erneut zu einem funktionierenden Ganzen verwoben. Das I-Tüpfelchen stellt einmal mehr die eigentümliche, oftmals angeraute Stimme der 37-jährigen Norwegerin dar, die in reizvollem Kontrast zu den sanften, eingängigen Melodien steht. Als musikalische Gäste wirken diesmal unter anderem Tord Gustavsen und Nils Petter Molvær mit.

    www.kristinsong.com

    Lisa Ekdahl - Give Me That Slow Knowing Smile

    Hazelwood / Indigo

    Es soll Leute geben, denen die Kombination von Lisa Ekdahls zarter Püppchen-Stimme und -Optik (siehe die Posen auf dem aktuellen Cover & Booklet) schon zuviel sind. In ihrer Heimat Schweden ist die Sängerin mit ihren gleich mehreren Platin-Alben dennoch schon länger ein Star. "Give Me That Slow Knowing Smile" heißt Ihr neues und ingesamt schon elftes (drei, jetzt vier davon auf Englisch), in Stockholm aufgenommenes Album - mit neun Eigenkompositionen und sämtlich englischen Texten. Zumindest drei davon liegen klar über dem Durchschnitt.
    Play Track 1, 5, 6.
    www.lisaekdahl.com

    Inlove

    Discograph - Alive

    Im Grunde eine DJ Cam-Platte. Inlove, das französische Ex-Model mit dem exaltierten Künstler-Namen hatte ja bereits auf dessen Single Hit aus dem "Soulshine"-Album, "Summer In Paris", gesungen. Immerhin eine Million Käufer sind also schonmal gebrieft. Für die Downbeat- & Lounge -Langfassung hat die Dame erhebliche Inspirationen angemeldet. Ella Fitzgerald, Jill Scott, Sade, Dusty Springfield oder Kelis sollen es schon sein. Und auch vor "The Look of Love" schreckt frau folgerichtig nicht zurück. Etwas dünner ist das Stimmchen im Vergleich zwar schon, dennoch kein schlechter Longplay-Anfang für Laurent Daumails Muse. Laurent wer? Das ist DJ Cam, unter der Woche.
    www.myspace.com/inlovethereal

    Lunik - Lonely Letters

    F.O.D. Records - Soulfood

    Mit der Schweizer Band Lunik wagen wir uns einigermaßen weit auf Mainstream-Terrain hinaus. Die im UK und Italien bereits früher veröffentlichte Cd mit 11 Songs aus den letzten beiden Alben "Weather" und "Preparing to Leave" (teilweise in neu aufgenommenen Versionen) ist offenbar dazu gedacht, den internationalen Markt , ggf mit "Do You Love Me", als Single, zu knacken, nachdem die Band um die puppenhafte Frontfrau Jael (auch bei "Schiller" schon als Gast am Mikro) und Gitarrist Luk Zimmermann bisher ein innerschweizer (Radio-)Phänomen war. "The Rest Is Silence erinnert extrem an Heather Nova" und auch das folgende melodisch reizvolle "Last Night" und die ähnlich gestrickten Tracks "Care" oder "Prisoner" gehen in eine ganz ähnliche Richtung. Karriere höchstwahrscheinlich.
    www.lunik.com

     






















     
     
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