BOOK Special 01-12

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  COMIC-Special * BOOK-Special
Frédéric Chaubin - CCCP - Cosmic Communist Constructions Photographed
 
 Taschen
 
 
Widmete sich "Verlorene Avantgarde" von Richard Pare vor etwa 4 Jahren der verfallenden "Revolutions"-Architektur Russlands, deren konstruktiv-experimentelle Phase vom unter Stalin dominierenden "Zuckerbäckerstil" des sozialistischen Klassizismus aufgerieben wurde, sind die hier dokumentierten Funde Frederic Chaubins selten bescheiden dimensioniert. Ein Hang zum Kolossalen herrschte offenkundig in der ehemaligen Sowjetunion. Erst bei detaillierter Betrachtung offenbaren sich erstaunlich vielseitige Facetten und regionale Unterschiede innerhalb der über das (Ex-)Riesenreich verteilten Palette der oft mönströs und bizarr anmutenden Klötze. Der Chefredakteur des französischen Magazins "Citizen K" kam 2003 nach Tiflis und entdeckte eher zufällig sonderbare Riesengebäude. Nach und nach stieß er, bei zunehmend zweckgerichteteren Foto-Reisen, auf Bauten wie das Litauer Sanatorium Druskininkaidas, die "Lipki"-Anlage in Tula oder das Krim-Erholungsheim "Druschba" in Jalta. Meist in den 70er und 80er Jahren zwischen der auslaufenden Breschnew-Ära und dem Ende der UdSSR entstanden und auffällig oft an den Rändern der bröckelnden Union liegend: im kasachischen Almaty, im tadschikischen Duschanbe, im armenischen Eriwan, oder im Baltikum wie in Vilnius oder Tallinn: staunenswerte Bau-Experimente, die bei Laie und Fachmann Fragen provozieren. 
ARCHITEKTUR-TIPP!
 
 
 Dominik Prantl / Jochen Temsch - Reisebuch 
 Süddeutsche Zeitung Edition
 
 


Bemerkenswert zunächst: Ein freier und ein festangestellter Autor haben sich für dieses "Reise-Bestimmungsbuch" zusammengetan: Dominik Prantl & Jochen Temsch bestücken regelmäßig die Reiseredaktion der SZ und kümmern sich mit dem vorliegenden, kompakten Band in attraktiver Reisepass-Optik um alle Leser im Zustand "erhöhter Reise-Motivation", zwischen diffusem Fernweh und konkreten "weg von"- oder "hin zu"- Plänen also. Dabei wird vom etwas anderen Touristik-Duo zur Vorbereitung zunächst ein "Beutelratten"-Workout für die weltgrößte Reisemesse ITB, ein Crash-Kurs in ´Katalogisch Lesen´ oder die Reisezielbestimmung per Dartpfeilwurf auf den Globus empfohlen. Entsprechung humoristisch geht es weiter, obwohl auch Klimadiagramme, (die Relativierung von) Tabellen für die sogenannte beste Reisezeit oder die heikle Wahl des Reisepartners angemessen ernsthaft zu ihrem Recht kommen. Wenn der Leser dann noch die Tips dazu beherzigt, wie man Unbill à la Reisekrankheiten oder Visanerv umschifft und wie man -statt richtig Geld- sein Geld richtig ausgibt, hat sich der Kauf des Reisebuchs schnell amortisiert - theoretisch. Vielreisende werden zwar nicht durchgängig toporiginell unterhalten, sich aber doch anhand des einen oder anderen Déjà-Vu amüsieren.
  REISE-TIPP
 
 
 Einmal Im Leben - 100 Unvergessliche Reiseabenteuer / 100 Reiseträume Für Zwei
 
 Travel House Media - Merian  
 


10 große Reportagen und 90 kleinere "unvergessliche Reise-Abenteuer" stellt "Einmal Im Leben" unter dem Gütesiegel Merian vor. Dabei werden nicht nur rekordverdächtige Extremtouren wie: ´mit dem Pferd durch Patagonien´, ´tödlicher Aufstieg auf Nepals Achttausender´, ´Solo-Durchquerung der Antarktis´ (natürlich ein Norweger) oder gar ´ins All - Weltraumtourismus´ berücksichtigt. Auch Familientaugliches ist laut Bewertungssystem auf der Umschlagklappe dabei - wobei man beachten sollte, dass als Normaltarif ´bis 5000 Euro´ zu veranschlagen sind. Auch eine Reise ins eigene Innere, wie die Story der ersten nichtjapanischen Geisha, kann ein veritables und auch für andere interessantes Abenteuer bedeuten. Eine Einleitung zu den hier dokumentierten, vielfältigen Ansätzen zum Thema Abenteuer stammt von Patagonien-(Geo-)Autor Tom Dauer, eine weitere von Bertrand Piccard (erste Erdumrundung im Heißluftballon, 1999). Auf der ITB 2010 wurde der Band in der Kategorie "Das besondere Reisebuch" mit dem BuchAward ausgezeichnet, mal sehen, ob das auch dem Nachfolger gelingt.

"100 Reiseträume für Zwei" aus dem aktuellen Winterprogramm bei Travel House Media stellt in seinen ebenfals 10 großen Reportagen außergewöhnliche Reise-Paare vor. Auch hier sind es weniger die Pärchen auf der Suche nach der exotischen Hochzeitslocation (dafür gewährt ein Wedding Planer Einsicht in seine Tätigkeit) als vielmehr eingeschworene Gemeinschaften wie das Bergsteigerehepaar Daniela und Robert Jasper oder die 27 Jahre nonstop auf Reise befindlichen Liliana und Emil Schmid, die Interesse wecken. Oder die ganz ungewöhnlichen Paarungen: ein Rollstuhlfahrer auf Tour mit seinem nichtbehinderten Freund, eine Blind-Date-Reise nach Namibia. Eine mit Models nachgestellte Main-Story überzeugt in diesem Zusammenhang weniger. Die 90 Tips bewegen sich denn auch im breiten Spektrum von überraschenden Abenteuern vor der Haustür über Aktivreisen bis hin zu Traumzielen. Das kommt einem dann doch stellenweise etwas zu bekannt vor - wie auch das gewählte Cover-Foto.

 

 
 
 Das War Spitze! - Jüdisches In Der Deutschen Fernsehunterhaltung
 
 Klartext - Jüdisches Museum München KATALOG-TIPP! 
 


Schade, dass die auf "Typisch! Klischees von Juden und Anderen" im Jüdischen Museum München folgende, bis 6. November 2011 gezeigte Ausstellung, nicht auch weitere Städte bereichern konnte. Eine ganze Etage widmete sich dem Spielmeister Hans Rosenthal, der mit Sendungen wie "Das Klingende Sonntagsrätsel" (RIAS Berlin) und natürlich "Dalli-Dalli" für Generationen zum Sympathieträger der leichten Unterhaltung wurde, seine Popularität ab Mitte der 70er aber auch zur Initiierung von Programmen wie "Noten, die verboten wurden" nutzte. Neben der Vielzahl von Ausstellungsstücken aus dem Nachlaß der Ikone Rosenthal waren der orange 70´s Heimkinowürfel mit Schlagerstars wie Daliah Lavi oder Esther & Abi Ofarim im Programm, die Handpuppen & Marionetten Arminio Rothsteins und weitere Items moderneren Ursprungs hervorzuheben, von den Stolpersteinen aus der Lindenstrasse bis zum geschwungenen Doppelsofa, auf dem Michel Friedman seinen Talkgästen auf die Pelle rückte. Der Katalog enthält außerdem Bestandsaufnahmen aus der DDR und Österreich, sowie ein Fotoessay von Sibylle Baier aus der Requisite des Studios Babelsberg. Wir sind der Meinung, das war und ist Spitze!

 


 
 

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