Reviews Jazz 10-12

 

 Holly Cole - Night / Lorelei Lee - Teddy Toys /
Carroll Vanwelden Sings Shakespearean Sonnets
 
 Tradition & Moderne / Indigo * Konkord / Rough Trade * Jazz´n Arts / In-Akustik  
 
 
1 Songkollektion zum Thema Nacht von Holly Cole aus Toronto: "Night" folgt dabei "Romantically Helpless" (Liebe), "Shade" (Hitze) und "Baby, It s Cold Outside" (Winter- und Weihnacht) - mit den Themenalben hat es Holly also, ganz in der Tadition von `Ol Blue Eyes´ Sinatra. Cole beschränkt sich auf eine Eigenkomposition, covert lieber Tom Waits, John Barry, Jacques Brel Captain Beefheart oder Gordon Lightfoot, produziert aber selbst, mit Greg Cohen. Im Trio mit Aaron Davis (p) und David Piltch (b) - großteils solide, aber auch frei von Überraschungen. Bond-Referenz beim Opener. www.hollycole.com 2 Lorelei Lee aus Österreich reklamiert mit Teddy Toys ebenfalls eine cineastische Art, Musik zu machen. Sängerin Sonja Romei, Elektroniker/Gitarrist Palme und die Mitmusiker Julian Preuschl, Jakob Schell und Jakob Kovacic richten sich unter sachtem Einsatz von Pop & elektronischer Zutaten (Mastering P.Pulsinger) zwischen Kleinkunst & Jazzclub-Atmosphäre ein. www.loreleilee.org 3 Caroll Vanwelden schließlich hat mit Jazz´n Arts-Labelchef Thomas Siffling (Trompete), Markus Faller (Schlagzeug) und Mini Schulz (Bass) 16 Shakespeare´sche Sonette in eigene Kompositionen gebettet. Shakespeare in Jazz - die belgische Absolventin der renommierten Londoner Guildhall School of Music & Drama hatte das wohl schon länger auf der Liste, nun sind sie bühnenreif, Sonnets wie "How Can I Then Return In Happy Flight" oder "Forty Winters":  


 Vereinzelte deutsche Livedaten unter: www.carollvanwelden.be
 
 
 Schneeweiss & Rosenrot - "Pool"  
 Yellowbird - Enja / Soulfood  
 

Für die wunderbare, wie eine Yellow Magic Orchestra-Hommage klingende Instrumentalklammer "Turntable Love" (Tracks 1 & 14) gibts an dieser Stelle die volle Punktzahl. Dann bleibt es mit den Tempowechseln und den driftenden Vocals bei "Miss Palsy" noch leidlich interessant. So munter & impulsiv geht es dann allerdings nicht weiter. Die diesjährigen Preisträger des Neuen Deutschen Jazzpreises mit der Arbeitssprache Dänisch können auch sperrig. Die Schweizer Sängerin Lucia Cadotsch wirkt dann in den schleppend langsamen Tracks wie mit Tranquilizern bearbeitet. Sehr eigenwillig.
Ab Mitte Oktober vier Livetermine in Deutschland und im Januar 2012 geht es weiter.
www.schneewiessundrosenrot.net

 

LIVE


 
 
 
 

Raphael Gualazzi - Reality And Fantasy

Blue Note / EMI

Neuauflage des gleichnamigen Platin-Albums aus dem letzten Jahr - wir berichteten. Sechs zusätzliche Bonus-Tracks werden nun auf der "neuen internationalen Edition" von "Reality And Fantasy" offeriert, unter anderem die Originalversion des für den Grand Prix von Gilles Peterson fabrizierten Remix des Titeltracks. In Italien gibt es noch eine Fassung mit dem Mitschnitt eines Konzertes in Rom auf beigelegter DVD. Nun hat Gualazzil noch etwas Luft bis zum oft so gefürchteten zweiten Wegescheide-Album.

www.raphaelgualazzi.com


Underkarl - Homo Ludens

Rent A Dog / Alive
 




 




Bei der Kritik kommt die seit 1993 bereits von Kontrabassist & Komponist Sebastian Gramss angeführte Truppe bei ihrer konstanten Tour de force durch Bebop, Swing, Jazz-Rock gut an, auch ohne ihren langjährigen Posaunisten Nils Wogram. Dafür arbeiten sich im aktzuellen Quintett mit zwei Bläsern Rudi Mahall (Bassklarinette), Lömsch Lehmann (Tenorsax & Klarinette), Frank Wingold (Gitarre & Plattenspieler) und Dirk Peter Kölsch am Schlagzeug durch das Material. Interesse weckt dabei insbesondere Wingolds präparierter Spezial-"Noisetable, der mit exklusiven "Dubplates" des eigenen Programms bestückt wird.

www.sebastiangramss.de

 
 
 
 Davis Helbock - Purple / Mulo Francel - Escape  
 Traumton / Indigo * Glm / Soulfood LIVE-TIPPS  
 

Der junge österreichische Jazzpianist David Helbock interpretiert auf "Purple" solo 13 Songs von Prince, was dem bemützten Enfant Terrible des jungen europäischen Jazz wieder den einen oder anderen neuen Hörer zuführen wird. Doch allzu sehr schmeißt sich der sonst dem David Helbock Trio vorstehende Hoffnungsträger hier nicht an Pop- oder R´& B´-Hörer ran. Die Vorlagen werden von der großen Show des kleinen Genies, manchmal gar bis zur Unkenntlichkeit, auf die Grundmuster heruntergestrippt, der Ton bleibt zumeist ruhelos und minimalistisch.
Live ab Ende Oktober in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs. www.davidhelbock.com


Mulo Francel, Münchner Saxophonist der erfolgsverwöhnten Formation Quadro Nuevo, macht sich auf "Escape" keineswegs vor den alten Kollegen davon, sondern spielt sich, zur Abwechslung mal unterstützt von David Gazarov, Sven Faller & Robert Kainar, einfach durch ein paar seiner (selbst geschriebenen) Lieblingsstücke: Von „Trip To Batumi" über "Cafe Europa" bis zu "La Vida Del Senor Lorenzo" - die Reisethematik ist offenkundig. Unterwegs ergeht die musikalische Aufforderung an die Hörer: allgemein raus aus der Komfortzone, raus auf Entdeckung gehen.
Ab der dritten Oktoberwoche wieder ruhelos auf "Escape"--Tour - check out www.mulofrancel.de
 

 
 S.O.D.A. - Love Call  
 Blue Pearls / Indigo *  
 

S.O.D.A. steht für Sarah, Oliver, Dieter und Amir - vier Wiener Musiker, erklärtermaßen so unterschiedlich wie die vier Himmelsrichtungen. Auch der musikalische Kurs steht wohl noch nicht abschließend fest. Schließlich kommt das Quartett erst seit 2010 unter Leitung des Bassisten Oliver Steger (Ex-Café Drechsler) regelmäßig zusammen, um nun mit eher handgemachtem als elektronischem Sound zwischen Jazz, Pop und R&B zunächst die Wiener Szene mit ihrer "Meta-Musik" zu konfrontieren. Haltung (welche?) zu gesellschaftlichen Mißständen soll nebenbei auch noch zum Ausdruck gebracht werden. Manchmal den Landsleuten von Lorelei Lee (s.o.) gar nicht unähnlich, aber Wien ist ja groß. Im Oktober und November allein vier Auftritte in der österreichischen Metropole, weitere im Umland. www.listen2soda.com
 


 
 
 Chris Thompson - Do Nothing Till You Hear From Me  
 Connector - In-Akustik  
 

Der ehemalige Sänger von Manfred Mann's Earth Band wagte sich erst zögerlich, dann mit zunehmender Lust an der Sache an Jazz-Standards von Duke Ellington (gleich dreimal: "Caravan", "Solitude" sowie der Titeltrack), oder Glenn Miller. Im Booklet konstatiert seine restlose Zufriedenheit mit dem anfänglichen Experiment. Doch nur wenige Nummern funktionieren in dieser Konstellation wirklich. "Moonlight Serenade" ertrinkt im Kitsch, "Do The Huckleback" stürzt völlig ab, "Georgia On My Mind" kann nicht mit diversen "schwarzen" Versionen konkurrieren. Das Thompson leidlich genutzte Vibrato ist kein Allheilmittel für teils am oberen Rand des stimmlichen Spektrums liegende ongauswahl. Als MMEB & Thompson-Sympathisant mag man sich mit dem auch im Jazz-Kontext unkaputbaren "Davy's on the road again" und dem nachgeschobenen, lockeren "Ole Buttermilk Sky" trösten.
 


 
 
 the ultimate-Series: Chet Baker / Miles Davis / Thelonius Monk  
 Blue Note / EMI  
 


Die neue Blue Note-Budget-Serie "The Ultimate" sei hier abschließend kurz vorgestellt. Von Genre-Größen wie Miles Davis, Thelonious Monk oder Chet Baker wird mit jeweils 35 bis 45 digital remasterten Tracks ein kompakter Querschnitt auf je zwei CDs im einheitlichen Seriendesign angeboten. Bei den Trackangaben im Booklet fehlt allerdings die Zuordnung zu den Originalen, auf denen das Material ursprünglich erschienen ist und auf Coverabbildungen oder einordnende LinernOtes muß der Käufer bei diesen über den Preis vermarkteten Compilations natürlich eh verzichten.

www.bluenote.com