Reviews Crossover 04-2015

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Manu Delago - Silver Kobalt

Tru Thoughts / Groove Attack

Manu Delago aus Tirol macht sich international zum gern gesehenen Studiogast und zwar in ganz unterschiedlicher Umgebung. Sowohl Björk oder Anoushka Shankar, aber auch das London Symphony Orchestra wissen Delagos Virtuosität auf dem recht seltenen, aber begehrten Instrument Hang zu schätzen, dieser weiterentwickelten, vorzugsweise mit Fingern & Händen gespielten Steeldrum, die erst im Jahr 2000 in der Schweiz patentiert wurde. Mit "Silver Kobalt" kommt auch das weltoffene, wenn auch sonst für eher souljazzige Indieklänge bekannte Londoner Label Tru Thoughts aus Brighton zur Riege der Delago-Anhänger hinzu. Mit seinem Quartett Handmade ist Delago gegenwärtig auf ausgedehnter Europatournee: Im April in Österreich, Anfang Mai in Deutschland, u.a. am 9.5. im Rahmen der Münchner `Langen Nacht der Musik´www.manudelago.com

 LIVE-

TIPP

pop 02 17 ManuDelago1

 

Henrik Schwarz - Instruments

Sony Classical

House im Orchestersound? Könnte wegen der repetitiven Strukturen eigentlich ganz gut funktionieren. Nun tritt der Berliner Produzent Henrik Schwarz mit Arrangeur Johannes Brecht den Beweis an - sieben seiner hier ganz ohne elektronische Beats auskommenden Stücke wurden mit dem Tokyo Secret Orchestra eingespielt und erinnern, auch wegen des Vibraphon-Einsatzes, stellenweise an Werke von Steve Reich oder auch Michael Nyman. Die bereits in renommierten Konzertsälen wie dem Berliner Kammermusiksaal, dem Amsterdamer Concertgebouw oder der Tonhalle Zürich vor Publikum live "getesteten" Tracks wirken organischer als bekannte ´Rock meets Klassik´-Versuche, in denen das Schlagzeug inmitten des Orchesters oft ein Fremdkörper bleibt. Neben dem Live-Opener "Walk Music" oder dem sich auch in weniger rhythmisches Terrain vorwagenden "Wamims" ist hier auch ein neu geschriebenes und bislang unveröffentlichtes Stück enthalten: "In Björndal". www.henrikschwarz.com

 

 

 

 

 Danielle de Picciotto - Tacoma  
 Moabit Musik/ Indigo  
 
 
Die Musik ihres Debütalbums ist nur eines der vielen Betätigungsfelder von `Gesamtkunst Artist" Danielle de Picciotto. Ihre interdisziplinären Aktivitäten sind seit mittlerweile 25 Jahren darauf ausgerichtet, selbstfinderisch festzustellen, "was wirklich wichtig ist" - ihr und ihrem Partner in Kunst & Leben, Alexander Hacke (u.a.Einstüzende Neubauten). Als Tausendsassa war die Amerikanerin bereits nach ihrer Übersiedelung von New York nach Berlin an der ersten Love Parade beteiligt, malte, war später bei den Space Cowboys und gründete mit Gudrun "Monika" Gut den Ocean Club, als offenen Begegnungsraum für Musik & Kunst. Auf "Tacoma" finden neben Spoken Word Vocal Performances, Elektronik, Violinensounds und `field recordings´ sowie ungewöhnliche Instrumente wie die zitherähnliche Autoharp & die Drehleier Hurdy Gurdy statt. "Das kalte Eisen bricht - es gibt kein Zurück". Natürlich bei Freibank im Verlag.
www.danielledepicciotto.com  www.moabitmusik.de 
 

 
 
 Kyrie Kristmanson & Quatuor Voce - Modern Ruin  
 Naive / Indigo  
 
 
"Modern Ruin" ist eine Kollaboration der durchaus abenteuerlustigen kanadischen Singer/Songwriterin Kyrie Kristmanson mit dem in Paris beheimateten, ebenfalls neugierigen Streichquartett The Quatuor Voce. Unter der künstlerischen Leitung von Arrangeur Clément Ducol (u.a. Camille) werden Liebeslieder von Frauen des Hochmittelalters, meist aus dem Frankreich des 12. und 13. Jahrhunderts gegeben. Damit erklingen hier einige der ältesten, im westlichen Kulturraum überlieferten Melodien. Die Lieder der sogenannten Trouvères historisch genau wiederaufzuführen, war weniger das Ziel - vielmehr kleiden Kristmanson, Ducol & Co. sie in eine lebendige moderne Interpretation - was die in der Abbaye de Noirlac in Bruère-Allichamps aufgenommenen Stücke auch für ein breiteres Publikum interessant macht. Im März erst hat man in dieser personellen Konstellation gerade eine Deutschlandtour hinter sich gebracht. www.quatuorvoce.com   
 
 
 Olafur Arnalds & Alice Sara Ott - The Chopin Project  
 Deutsche Grammophon / Universal  
 
 
Eine interessante Paarung. Der isländische Multiinstrumentalist Ólafur Arnalds wollte dem Repertoire Chopins mit einer eigenen Aufnahme begegnen. Weniger technische Perfektion als ein mit Hilfe altmodischer Aufnahmegeräte & Mikrofone aufgezeichneter, Atmung & Nebengeräusche beinhaltender Klang von im Konzertbetrieb unüblichen oder gar filzpräparierten Klavieren sowie Synthies soll die Musik aus dem Klassik-Kanon neu interpretieren. In der jungen, deutsch-japanischen Pianistin Alice Sara Ott fand Arnalds eine interessierte Partnerin: "Ich spiele schrecklich gern auf verstimmten Kneipenklavieren." Neben von Arnalds´ geschriebenen Intermezzi bekommen eine Prelude, drei Nocturnes und eine Pianosonate das extravagante Ambient-Treatment. Chopin wird aus dem Komponistenhimmel ins wirkliche Leben zurückgeführt. http://olafurarnalds.com  www.alicesaraott.com   
 
 
 Annaleen Lenaerts - Harp Concertos  
 Klara / Warner Classics   
 
 
Enorm - 2010, mit 23 Jahren wurde Annaleen Lenaerts bereits zur Soloharfenistin der Wiener Philharmoniker ernannt. Die mehrfach preisgekrönte junge Musikerin aus Belgien widmet sich auf ihrem neuen Solalbum Repertoire des Spaniers Joaquin Rodrigo (natürlich das Concierto de Aranjuez - hier allerdings in der Fassung für Harfe & Orchester), des Russen Reinhold Glière (Harfenkonzert in s-Dur von 1938) und ihres Landsmannes Joseph Jongen, der 1944 ebenfalls ein Konzert für Harfe (op. 129) geschrieben hat, das bisher allerdings kaum bekannt war. Auch für nur gelegentlich Klassischem zugeneigte Hörer interessant. Im Mai und dann wieder im August ist Annaleen Lenaerts live in Deutschland und bei den Salzburger Festspielen zu erleben. www.anneleenlenaerts.com  
 
 
 Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks - Freddy Und Die Wilden Wölfe  
 Various Artists - BR Media  
 
 
"Die Wölfin auf 12 Uhr - Ende Gelände!" Es kann ja nicht immer "Peter & Der Wolf" sein, wenn es um musikalische Kindermärchen geht. Passend zum gegenwärtigen Imagetransfer des Raubtieres hat Katharina Neuschaefer ein "tierisches Märchen über Mut und Freundschaft" verfasst, dass hier zu vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Stéphane Denève gespielter Musik aus Albert Roussels Dritter Symphoniezu vorgetragen wird. Schauspieler und Hörbuch-Sprecher Rufus Beck ("Harry Potter") legt sich mächtig ins Zeug und erweckt diverse Charaktere zum Leben. Elch Freddy, einen lispelnden Hasen & natürlich diverse Wölfe aus der Grauen Horde. Das Ganze ist liebevoll in ein hochwertiges Cardboard-Booklet mit Schwarz-Weiß-Illustrationen von Martin Fengel gesteckt. Empfehlung.  

 
 
 Previous Issue: 2/3 - 2015 © cinesoundz 2015

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