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book 07-2013 Architektur Special

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 Architektur für die russische Raumfahrt  
 DOM Publishers BILDBAND-TIPP! 
 
 

Der Absturz einer Proton-Schwerlastrakete kurz nach dem Start am 2. Juli rückte den Weltraumbahnhof Baikonur in der kasachischen Steppe nach längerer Zeit einmal wieder ins Licht der Öffentlichkeit. Das russische Raumfahrtprogramm genießt als ISS-Garant zwar derzeit höhere Priorität als die Aktivitäten der klammen NASA, ihre goldenen Jahre scheint die Kosmonautik jedoch ebenfalls hinter sich zu haben. Für die Sowjetunion gab es lange kein besseres Mittel, als mit dem Helden Gagarin, mit Sputnik-Satelliten & Wostok-Trägerraketen den USA im Kalten Krieg Paroli zu bieten. Dementsprechend erstaunliche Leistungen dokumentiert dieser ebenso erstaunliche Bildband - zuweilen mit einem Quentchen schwärmerischer Nostalgie. Zeigte sich doch die Begeisterung für die Technik, die zur Erschließung des Kosmos für den im Sozialismus geschulten Menschen dienen sollte, gerade auch in der futuristischen Formensprache sowjetischer Architekten. Von den Raum-Fantasien der Konstruktivisten der frühen Sowjetzeit führt eine Linie bis zu den Ergebnissen einer `kosmisch´ geprägten Bauperiode. DOM publishers-Verlagschef Philipp Meuser hat es sich da nicht nehmen lassen, für seine Beiträge das legendäre Baikonur oder das Museum der Kosmonautik in Kaluga aufzusuchen. Über das geheime Roskosmos-Raumfahrtkontrollzentrum Koroljow und das Staatliche Kosmische Forschungszentrum GKNPZ Chrunitschew in Moskau berichten russische Fachautor(inn)en. Ergänzende Beiträge kommen vom Rekord-Kosmonaten Sergej Krikaljow, der ein nachdenkliches Vorwort liefert , von Jewgeni Asse, der sich seines Vaters Viktor, Planer des geheimen `Sternenstädtchens´ Swjosdny Gorodok, erinnert und von Mehrfach-Autorin Maryna Demiydovets, die u.a. Galina Balaschowa, die Innenarchitektin diverser sowjetischer Raumkapseln vorstellt. Zeitzeugenberichte und eine Vielzahl von erstmals öffentlich zugänglichen Zeichnungen, Planungsunterlagen und großformatigen Fotografien bis hinzu zu angrenzenden Gebieten wie Uniformen-Mode, Plakatkunst und Kosmos-Philatelie runden diese interdisziplinäre Meisterleistung ab. sr www.dom-publishers.com

 



 
 
 Zwischen Stalin und Glasnost  
 DOM Publishers BILDBAND-TIPP 
 
 

Auch dieser nur auf den ersten Blick nüchtern gehaltene, innen aber bildschöne Band dürfte aufgrund seines offenen, zeitgeschichtlichen Ansatzes über die reine Architektur-Fachklientel hinaus viele Interessenten finden. Der Paradigmenwechsel der Ära Chruschtschow machte dem überkommenen Stalinkult mitsamt seinen überbordenden Zuckerbäcker-Ornamenten ein Ende. Eine funktionalistische Architektur der Moderne sollte im Dienste des Sozialismus das Leben der Menschen aufwerten - bevorzugt zu möglichst geringen Kosten, denn der Kalte Krieg forderte an allen Enden vermehrt finanziellen Tribut. Beispielhaft ausgewählt für das vorherrschende Formenvokabular im sozialistisch-sowjetischen Gesellschaftsbild sind hier 30 Hauptstadt-Projekte, die überwiegend durch Original-Schwarzweiß-Fotografien aus Moskauer Archiven und kenntnisreiche, zweisprachige Kurztexte (auf deutsch & russisch) dokumentiert werden. Vorangestellt ist ein ausführlicherer Essay zur Architektur in der UdSSR zwischen 1960 und 1990 - von Herausgeber Philipp Meuser. Auch die oben bereits erwähnten `kosmischen´ Einflüsse werden dabei erwähnt, bis auf einige wenige Bilder gibt es aber kaum Überschneidungen. sr

 

 
 
 Architekturführer Moskau 
 DOM publishers 
 
 
Einen Band aus der verdienstvollen Hochkant-Architekturführer-Reihe des Verlages war an dieser Stelle mit Hamburg bereits vorgestellt worden. Natürlich ist der der russischen Hauptstadt gewidmete Band noch etwas umfangreicher ausgefallen, wird doch in kaum einer anderen Metropole westlich des Urals derart fieberhaft gebaut. Die hier vorgestellten 384 historischen und zeitgenössischen Moskauer Bauten & Objekte werden mit Hilfe von rund 700 Abbildungen dokumentiert. Garant für die informativen Inhalte ist ein Insider. Autor Peter Knoch, Jahrgang 1965, arbeitet seit 2003 in Moskau mit seiner Agentur Mplus und kann daher detaillierte Einblicke in den oftmals herausfordernden Arbeitsalltag eines Architekten in der Megastadt gewähren. Obwohl dieses pralle, golden schimmernde Schmuckstück nicht gerade ein Leichtgewicht ist - Karten, chronologisch aufgebaute Griffregister, Lesebändchen und das Moleskine-Gummiband betonen ausdrücklich den praktischen Charakter. Somit kann das Buch jedem architektur-interessierten Moskau-Reisenden unbedingt empfohlen werden.
sr
 

 
 
 Architekturführer Usbekistan
DOM publishers
 
 

In gleicher Ausstattung kommt der hellgrün gehaltene Usbekistan-Architekturführer des Berliner Fach-Verlages daher. Die ehemalige Sowjetrepublik aus der Mitte Asiens ist als mit ebenso rigide Diktatur bekannt, die Zeiten der romantisierenden Betrachtungen als Land der Seidenstraße mit einem Hauch von 1001er Nacht sind großteils passé. Dennoch berücksichtigen Herausgeber Meuser und sein Autor(inn)en-Team neben den Bauten der Sowjetzeit und Ostmoderne sowie den monumental anmutenden jüngeren Taschkenter Bauten mit Diktatoren-Plazet auch die heute meist zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Moscheen & Mausoleen, beispielsweise in Samarkand. Durch weiterführende Beiträge zur Kultur- und Baugeschichte lernt der Leser auch Einiges über angrenzende Thematiken. So über Kleinode im Untergrund (die Metrostationen von Taschkent), die am Bau charakteristische Ornamentik bis hin zur nicht unerheblichen Umweltproblematik im Land, die vor allem mit der Austrocknung des Aralsees einhergeht. Die mit Sicherheit aktuellste Publikation über die historische und zeitgenössische Architektur im den Meisten hierzulande noch unbekannten Usbekistan. sr

 


 
 
 Architekturführer Pjöngjang
DOM publishers
 
 
 
Auch, vielleicht sogar gerade, das am meisten abgeschottete Land der Welt weckt architekturbasierte Neugier bei Meuser & Co. Entgegen offensichtlicher Hindernisse den ersten Architekturführer für die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang zu realisieren, dürfte dem DOM Publishers-Team eine besondere Herausforderung gewesen sein. Über 100 Bauten aus der nach ihrer weitgehenden Zerstörung im Koreakrieg mit Monumental-Bauten gepflasterten, trotz ihrer 3 Millionen Einwohner scheinbar von einer großen Leere erfüllten Plan-Stadt werden mit Hilfe von Architekturhistoriker Ahn Chang-mo und vielen Bildern (auch nord-)koreanischer Fotografen vorgestellt. Der erste Band stellt knapp angebunden offizielles Material dar, in Band 2 aus dem stabilen uniformblauen Pappschuber nehmen sich die Autoren dann Zeit für Einordnungen von Kim-Jong-ils Text "Über die Baukunst" sowie Spaziergänge durch das architektonische Kuriositätenkabinett, das die Politik an diesem anderen Ende der Welt geschaffen hat. Obwohl die deutsche Vergangenheit ähnliche Kapriolen zu bieten hat, ist dieses Buch für Viele sicher der erste detaillierte Blick auf weitgehend unbekanntes Terrain. sr Englische Ausgabe
 

 
 
 
Previous Issue: 3/4 - 2013 © cinesoundz 2013

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