"Reden wir über den Profit..." Eine "kritische, aber nicht ganz hoffnungslose Betrachtung des Kapitalismus" verspricht der Untertitel dieser schwarzhumorigen Lehrstunde von Wirtschaftskolumnist Paul Jorion und Zeichner Grégory Maklès. Sie meinen: „Die Ökonomie ist eine viel zu ernste Angelegenheit, um sie Ökonomen zu überlassen.” Wohlan, etwas kompetent aufbereitete Gesellschaftskritik zum Rollenspiel von Arbeitnehmern, Bossen und Kapitaleignern können wohl die meisten Graphic Novel-Leser vertragen. Bis zur postulierten Ausrottung bleibt nicht mehr allzuviel Zeit, dennoch genug, um die aktuelle Neuheit aus dem Hause Egmont zur Hand zu nehmen. Wer sich über Erkenntnisse konkrete Lösungen für das immerneue `rat race´ erhofft, wird von den in s/w-grün gehaltenen Schilderungen vielleicht enttäuscht sein, satirisch gekonnt aufbereitete Déja-Vu´s gibt es jedoch zuhauf, den wer hätte das "Spiel von der Verteilung der Überschüsse" nicht durchschaut? Die gleichgeschalteten Arbeitnehmer erscheinen als Playmobil-Figuren, die Kapitalisten tragen Zylinder, die Börsenmanager Eishockey-Torwartmasken und Obama darf die Bar schmeissen. Aber das Autorengespann hat die nachfolgende Genration noch nicht aufgegeben. sr www.egmont-graphic-novel.de
Die Chronik der Unsterblichen 3: Der Vampyr
Benjamin von Eckartsberg & Chaiko - Egmont Ehapa
Die Zahlenarie im Titel verrät es - hier gibt es Sequelware. Die Fortsetzung des mittlerweile auch in der Comic-Nation Frankreich erfolgreichen, bisher 2-bändigen Fantasy-Werks, das auf der Buchreihe des deutschen Autoren Wolfgang Hohlbein basiert, wird mit einem ganz neuen, jungen Zeichner angegangen. Chaiko aus Shanghai ist bisher durch ein eher manga-nahes Oeuvre bekanntgeworden und tritt nun für "Der Vampyr 1" in die Fußstapfen von Artwork-Vorgänger Thomas von Kummant. Die grobe Story: Andrej Delany und der Junge Frederic verfolgen das Sklavenschiff von Abu Dun, um die dort Gefangenen zu befreien. Es kommt zum Kampf, nur Abu Dun, Andrej und Frederik überleben. Das Trio macht sich an die Verfolgung der Angreifer, eines Drachenordens aus Siebenbürgen. Chronik-Fans werden das düstere Setting lieben, aber die stete Abfolge blutiger Kämpfe gerade gegen Ende des Bandes ermüdet - zumindest den Rezensenten... sr Benjamin von Eckartsberg wird am 7.12. ab 18.00 im Münchner Comic Cafe im Werstattkino zu Gast sein. www.chronik-der-unsterblichen.de www.hohlbein.de www.chaiko.net www.egmont-comic-collection.de
Pablo 3: Matisse
Julie Birmant & Clément Oubrerie - Reprodukt
Schon die Einstiegsseite nimmt den Betrachter wieder gefangen. Mit Fernande Oliviers Blick aus dem Zugfenster auf die französische Mittelmeerküste ist man gleich mittendrin im dritten Band des im besten Sinne kunstvollen Comics über die jungen Jahre Pablo Picassos. Mit seiner Muse Fernande, die Pablo mit dem einige Jahre zuvor nach Tahiti ausgewanderten und dort `verwilderten´ Gauguin (s.u.) vergleicht, ist Picasso über Barcelona ins katalonische Bergdorf Gosol gereist. Dort malt er wie ein Besessener, geht dann aber wieder nach Paris in seine alte, verlauste Bleibe zurück, um sich 1906 mit Unterstützung der von ihm portaitierten Gertrude Stein mit seinem größten Rivalen zu messen: Henri Matisse. Einmal mehr erzählen Julie Birmant und Clément Oubrerie hier leichthändig und detailfreudig. Man bedauert es jetzt schon, dass sich das Duo mit seinem Serienprojekt auf die jungen Jahre Picassos beschränkt hat und nun nur noch der bei Dargaud in Frankreich bereits erschienene, abschließende vierte Pablo-Band aussteht. www.oubrerie.net/p/pablo.html www.reprodukt.com
Rattelschneck - Meister der komischen Kunst
Rattelschneck / Kunstmann
Mit dem 21. Band der von WP Fahrenberg herausgegebenen Reihe von `stilbildenden Klassikern und daueraktuellen Bildwerken in vortrefflicher Druckqualität´ gesellt sich zum illustren Kreis solcher Humoristen wie Loriot, Waechter, Poth, Gernhardt, Seyfried oder Haderer das Duo Rattelschneck aka Marcus Weimer (u.a. "Dische"-Zulieferer) & Olav Westphalen (Performance-Prof an der Akademie in Stockholm). Ihr von der "Zeit" als `Caricature brute´ geadelter Zeichenstil mag umstritten sein, trifft in Kombination mit oft asurden, aber genauer Beobachtung entsprungenen Textblasen oft genug genau ins komische Schwarze. Die Arbeitsteilung bei den pseudo-dilettantisch zu Papier gebrachten Klumpenkumpan-Stories zwischen Professore Olav und seinem Partner, dem Dings zu verschleiern, ist dem Duo ein steter Quell interner Belustigung. Und wie um zu widerlegen, dass der typische Rattelschneck-Witz nur gezeichnet funktioniert, klingt (sic!) schon im Vorwort von Titaniker Oliver Maria Schmitt über `die beiden Rattelschneck-Typen´ auch aktuell Besinnliches zum Feste an: Weihnacht bei Legasthenikers - "Kungl, Gölckchen, knigelnigel knilg." sr www.kunstmann.de
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