Killers of the Flower Moon - Scorceses neues Epos im Kino
KILLERS OF THE FLOWER MOON
Paramount / Apple TV - D-Kinostart 19.10.23 - 05.12. Video on Demand - Streaming tba Apple+
Kein DiCaprio-Vehikel - das Filmposter legt bewusst eine falsche Fährte. Natürlich auf Geheiß des satanischen Strippenziehers Hale, dem es unfassbar lange gelingt, sich als Wohltäter der Osage zu inszenieren. De Niro greift hier tief in seine bewährte Mimik-Mottenkiste, hat den Teufel aber schon vor langer Zeit schon überzeugender gegeben (1987, als Louis Cyphre in Alan Parkers Angel Heart). Jesse Plemons als blutleerer, aber hartnäckiger Texas Ranger-Ermittler führt eine Riege von teils namhaften, aber tendenziell unterforderten Nebendarstellern an, für Brendan Fraser etwa fällt ein Cameo als Hales Anwalt ab. Dergestaltkönnte es, obwohl die p.c.-affine Academy (bei `Native´-Stories generell) empfänglich sein dürfte, am wahrscheinlichsten für den Kamera-Oscar langen - der Mexikaner Rodrigo Prieto (`Marty´s Wolf of Wall Street & The Irishman - aber auch Barbie), der den Western-Krimi mit großartigen Bildern ausstattet, war schon mehrfach nominiert und wäre langsam mal `dran´. Scorcese tritt gegen Ende gar noch selbst auf - als Conferencier einer skurrilen Live Radio Show, in der die absurde True Crime Story vom (kaum nennenswert geahndeten) Mord an den Osage noch einmal sarkastisch verdichtet Revue passiert. Solcherlei Kniffe hätte das überlange Epos auch schon früher im Film vertragen. Ruhe sanft... Aufwachen, Mrs. Burkhart! |
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Nun ist es also soweit, das neue Martin Scorcese-Epos Killers of the Flower Moon entert zunächst via Paramount die große Leinwand, bevor es im Streaming bei Apple TV landet - ein ähnlicher (Netflix-)Deal hatte bereits Scorceses teuren `Union vs. Cosa Nostra´-Vorgänger The Irishman ermöglicht. Die Streamer kaufen natürlich nicht irgendein knapp dreistündiges Alterswerk ein, sondern vor allem den bei `Marty´ & Co. stets zu erwartenden Academy Award-Buzz. Scorcese nimmt sich eines weiteren unrühmlichen Kapitels der US-Historie an, einer Mordserie an nach Ölfunden zu Geld gekommenen Ureinwohnern. Der Stamm der Osage siedelte in den 90er Jahren des 19. Jhts nach seiner Vertreibung von der Ostküste auf immer geschrumpfteren Territorien im heutigen Oklahoma, als dort zufällig Öl gefunden wurde. Der plötzliche Reichtum der `Indianer´ stellte die wirtschaftlichen Verhältnisse in Fairfax, OK auf den Kopf, ohne am Rassismus der meisten Weißen viel zu ändern. Auf Basis der Sachbuchvorlage von David Grann greift Scorcese mit Drehbuch-Co-Autor Eric Roth das Schicksal von Mollie Kyle (Lily Gladstone) auf, die auf die Avancen des auf sie angesetzten Fahrers Ernest Burkhart (Leonardo DiCaprio) eingeht. Von der Heirat des tumben (1.) Weltkriegs-Heimkehrers mit der reichen Lady erhofft sich dessen kriminieller Onkel, der gierige Rinderfarmer William `King´ Hale (Robert De Niro), den Zugriff auf umfangreiche Ländereien (& Schürfrechte) im Besitz von Mollies Familie. Die wird denn auch nach und nach durch mysteriöse Todesfälle dezimiert. Das späte Eingreifen des gerade neu gegründeten FBI, als Vormundschafts-Betrügereien & Erpressungen längst in Mordserien übergegangen sind, mag sich im historischen US-Ureinwohner-Genozid-Kontext noch erschließen. Doch nicht zuletzt anhand Wiederholungen im Zusammenspiel von Scorceses hochklassigem Hauptdarsteller-Trio regen sich beim Zuschauer doch Plausibilitätszweifel. Intellektuell & moralisch zu überlegen wirkt die indigene Schmerzensfrau, um den mörderischen Family-Plot nach Verlust von (u.a.) Mutter & Schwester nicht zu durchschauen. Sich aber vielmehr Tieflieger-Gatte Burkhart (den DiCaprio derbe-verkniffen gibt)derart stoisch-somnambul auf Gedeih & Femizid-Verderb auszuliefern - spätestens nachdem der Alkie, nach einer denkwürdigen Tracht Podex-Prügel durch den `King´, beginnt, ins Insulin seiner zuckerkranken Gattin Gift zu träufeln, um sie zu "beruhigen". Don´t try this at home: Vergiftete Liebe zwischen Ernest & Mollie. * Trailer* * Apple TV Site * |
© text: sr- cinesoundz - 10-23 / © pics: Paramount / Apple Films