New York nur als Cameo: Cranko & Memory - Neu im Kino
cranko
Port au Prince Pictures - D-Kinostart 03.10.24
Romeo ohne Julia. 1960 steht John Cranko in London wegen `homosexueller Vergehen´ auf der Abschussliste der Yellow Press. Aus einem Gastspiel in Stuttgart entsteht für ihn ein unerwarteter zweiter Frühling als intrnational anerkannter Ballettdirektor.
- inmitten seines Ensembles.
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Sam Riley trägt Joachim A. Langs Verfilmung des sogenannten „Stuttgarter Ballettwunders“ mit einer imposanten Darstellerleistung. Langs (nach Mackie Messer & Führer und Verführer) dritte Zusammenarbeit mit Zeitsprung Pictures für den SWR (schon die zweite in diesem Kinojahr) wurde mit den Tänzerinnen & Tänzern des Staatsballetts an Originalschauplätzen realisiert, zur Musik des Staatsorchesters Stuttgart. Schon als Choreograf des Londoner Royal Ballet sucht der in Kapstadt geborene Brite John Cranko die große Bühne. Ausgerechnet in der schwäbischen Provinz avanciert Cranko zu einem international gefeierten Popstar des Balletts. Er entstaubt die allzu deutsche Provinzbühne und legt sich wegen Talenten wie Marcia Haydée schon mal mit dem Intendanten Walter Erich Schäfer (Hanns Zischler) - oder vereinzelt auch mit dem Publikum - an. Mit einer zunehmend verschworenen Truppe im Rücken (statt Schauspielern performen aktuelle Ballettmitglieder der Württembergischen Staatstheater) ist das privat unstete, tief im Innern einsame Genie künstlerisch eher gewappnet gegen wiederkehrende Depressionen, Alkoholprobleme und das Hadern mit missgünstigen Kritike(r)n. Dabei bleibt Cranko unbequem: "Ich will mit Tanz sagen, was man mit Worten nicht sagen kann." Erfolge wie Misserfolge treiben den Perfektionisten dabei stets an: „Jetzt müssen wir noch härter arbeiten“. Bemerkenswert auch die Kameraarbeit von Philipp Sichler („Bad Director“). Der liefert diverse schöne Bilder, wenn sich etwa im Close-up Tanzszenen in den Pupillen der Hauptfigur spiegeln oder die Architektur des Stuttgarter Opernhauses mehrfach ins beste Licht gesetzt wird. In diesem Zusammenhang lediglich eine Fußnote, aber dennoch amüsant, dass Sam Riley in einigen Einstellungen hier sogar ausgerechnet Ex-Bundes-Jogi Löw ähnlich sieht. Trotz bekannt tragischem Ende der Hauptfigur und kleineren Wiederholungen bleibt man als Zuschauer (immerhin gut zwei Stunden) dran, bis im Abspann noch lebende Mitglieder der Compagnie aus der Ära Cranko mit den sie darstellenden Tänzer:innen - Hand in Hand - auftreten - eine Hommage an die Kunstform Ballett (nicht nur) im Schwäbischen.
* Verleih-Website * * www.stuttgart-ballet.de * |
memory
MFA + FilmDistribution - D-Kinostart 03.10.2024
Memory feierte Weltpremiere bei den Filmfestspielen in Venedig (wo Peter Sarsgaard als ,Bester Hauptdarsteller´ ausgezeichnet wurde) und lief auch beim Filmfest München. Was bringt die Entschuldigung eines Täters, der keinen Missbrauch erinnert? Zwei unterschiedlich beschädigte Seelen, die ´against all odds´ doch zueinanderfinden.
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Pflegerin Sylvia (Jessica Chastain - u.a. Interstellar) führt in New York ein geregeltes, aber zurückgezogenes Leben mit ihrer Teenager-Tochter (Brooke Timber). Das ändert sich, als ihr Saul (Peter Sarsgaard – u.a. Garden State) von einem Highschool-Treffen in die Subway und weiter bis vor die Haustür folgt. Ein Stalker?
Was als Thriller beginnt, entwickelt sich zu einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte zwischen einer Frau, die nicht vergessen kann, und einem Mann, der mit dem allmählichen Verlust seiner Erinnerungen ringt.
Sauls Nichte (Elsie Fisher) überredet Sylvia dazu, ihren an Demenz leidenden Onkel hin und wieder zu betreuen und ihm Gesellschaft zu leisten. Die spröde, Sylvia und der warmherzige Saul nähern sich langsam einander an - bis die ehemalige Trinkerin in Saul einen ihrer einstigen Vergewaltiger aus Schultagen zu erkennen glaubt.
Doch der mutmaßliche Täter kann sich an nichts davon erinnern. Das vielschichtige Drama Memory erzählt Drehbuchautor, Regisseur und Produzent Michel Franco (u.a. New Order) berührend, aber ohne große Mitleidsgesten, die Kamera von Yves Cape bleibt auf Distanz.
Dennoch gehen die traumatisierten bzw. erkrankten Figuren, die sich ineinander verlieben, obwohl schlimme Vorwürfe im Raum stehen, in ihrer Zerrissenheit zu Herzen. Was nicht zuletzt der überragenden Leistung von Chastain und Sarsgaard zu verdanken ist, die ihre Rollen mit Zartheit und Reife füllen.
* Imdb Filmsite * |
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