Im Kino: Riefenstahl - Portrait einer verstrickten Lügnerin
riefenstahl
Vincent Productions - Majestic - D-Kinostart 31.10.24
"Realität interessiert mich nicht." Leni Riefenstahl. Visionärin? Manipulatorin? Lügnerin? fragt eine neue Dokumentation über ihr Leben - und liefert gleich die Antwort: Ein dreifaches `Ja´. Produzentin Sandra Maischberger über ihr Interview mit LR und das `Prinzip Riefenstahl´: www.youtube.com/watch?v=gt5iCqe0LPk Maischberger & Veiel über ihren Film, incl. Filmparts: www.youtube.com/watch?v=puxzqPF1LoQ
Auf einem Auge blind? Wohl erst im Nachhinein. Riefenstahl († 2003) zog im Nachkriegs-Deutschland vor der (un-)kritischen Öffentlichkeit alle Schauspiel-Register und inszenierte sich fortgesetzt als missverstandene, unpolitische Künstlerin und Opfer - zuerst als das der Nazis, später als das ihrer multiplen `Verleumdung´ in den kommenden Jahrzehnten. Bis zuletzt um Abbild & Vermächtnis besorgt, verklagte die Nazi-Profiteurin kritische Journalisten & Sender, während sie von Teilen der Münchner Schickeria bis ins Greisinnenalter unreflektiert hofiert wurde. Dass dies so lange gelingen konnte, ist frappierend und macht die Doku auch für schon mit dem Werk der umstrittenen Filmschaffenden Vertraute aktuell sehenswert: „Die hundertjährige Lebens- und Wirkungsgeschichte Leni Riefenstahls ist ein Schlüssel zum Verständnis der Manipulationsmechanismen, denen wir heute wieder begegnen.” – Sandra Maischberger
* Trailer * Majestic-Film-Website * |
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Leni Riefenstahl - die so legendäre wie umstrittene deutsche Filmkünstlerin ist im In- & Ausland berühmt - und berüchtigt - für ihre frühe Zusammenarbeit mit Arnold Fankh (als Schauspielerin etwa bei Die weiße Hölle vom Piz Palü,1929) & ihrem Regiedebüt Das blaue Licht (1932), die im Dienste der Nazis erstellte Reichsparteitags-Trilogie & das zweiteilige Olympia (1938) sowie das erst 1954 - mit zehnjähriger Verspätung - uraufgeführte Tiefland mit zwangsrekrutierten `Zigeunern´, die später in KZs umkamen (was Riefenstahl bis 2003 standhaft leugnete). Regisseur Andrea Veiel (Blackbox BRD, Beuys) destiliert aus dem seiner Produzentin Sandra Maischberger zur Auswertung eröffneten umfangreichen Nachlass der Riefenstahl, dieses "akribischen Kompendiums der Hybris und der Verdrängung", das Portait einer verstrickten Heuchlerin. Veiel dokumentiert das Selbstbild der vermeintlich unpolitischen, visionären Künstlerin, auf dessen Inszenierung und juristische Verteidigung in Dutzenden Verleumdungs-Prozessen Riefenstahl all ihre Energie verwandte, nachdem ihre Nähe zur Nazi-Führungsriege lange keine weiteren Regiearbeiten mehr erlaubte. Im als Vermächtnis und Rehabilitierung gedachten Nachlass fanden sich aber auch nicht vernichtete Materialien wie TV-Interview-Outtakes oder Aufnahmen von Telefonaten, die auch bei späten Aktivitäten wie Riefenstahls Nuba-Fotoreisen über die ideologische Heimat der keinen Zweifel lassen. In Talk-Show-Auftritten offenbart sich auch das schauspielerisch-manipulatorische Repertoire der kontrovers-schillernden Lügnerin, das bei Millionen selbst nur zu gern bezüglich der eigenen (Nazi?-)Vergangenheit vergesslich-verharmlosender Deutscher auf einen dankbaren Nährboden traf. So erreichte die sich unentwegt Reinwaschende - vergleichsweise unbehelligt - bis ins hohe Alter ein komfortables Auskommen, über dass sich sich mit dem befreundeten, über lange Zeit ähnlich erfolgreichen Verschleierungs-künstler Albert Speer auch intern austauschte. |
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