The Outrun - Die junge Frau und das Meer - Entzug auf den Orkneys

Im Grunde gibt es zwei Hauptdarstellerinnen in Nora Fingscheidts Verfilmung von Amy Liptrots autobiographischer Suchtstory The Outrun (Entkommen oder Davonlaufen): die auch als Produzentin fungierende Saoirse Ronan und die Orkney-Inseln, bzw. die diese umgebende & deren raues Klima bestimmende See.

Die einst vor dem Inselalltag zwischen übertrieben frommer Mutter & psychisch krankem Vater nach London geflohene Rona findet auch in der Metropole keine Linie im Leben und entwickelt im exzessiven Nachtleben eine veritable Alkoholsucht, die auch ihre Beziehung scheitern lässt.

Nach einem Entzug kehrt die Meeresbiologin auf die Orkneys zurück, und wählt sich einen entlegenen Beobachtungsposten aus, um Sichtungen des Aussterben bedrohten Wachtelkönigs (Corn Crake) zu notieren und über die Routine in der Einsamkeit wieder zu sich zu finden. 

Von (nicht chronologischen) Rückblenden in das Hauptstadt-Leben unterbrochen, schaut man der öfter die Haarfarbe wechselnden Protagonistin über weite Strecken dabei zu, wie sie sozialer Interaktion und anderen Insulanern meist aus dem Weg geht und lieber solo raues Inselklima und die spröde Schönheit des mal ruhigen, mal wilden Meeres aufsaugt, begleitet vom stimmigen Score aus der Feder von Jan Miserre & John Gürtler.

Etwas Weihnachten kommt auch im Film vor - ein einprägsamer Moment, wenn Ronas einsame Feier am Morgen darin gipfelt, dass sie, die sich vorher nie dazu überwinden konnte, in die eiskalte See steigt, beobachtet allein von einem - Seehund. Und die Natur richtet es denn auch in kleinen Schritten, Rona widersteht dem Alkohol und findet ihre Mitte wieder: "My breath pushes the clouds across the sky - and the waves roll into the shore - in time with my beating heart."

Am Ende läuft ihr gar - quasi als Belohnung - unverhofft einer der seltenen Wachtelkönige über den Weg. Mission accomplished.