reviews 2-08 soundtrack

     

    * soundtrack * filmmusic * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * audiobook *

     

    There Will Be Blood

    Original Soundtrack – Composed by Jonny Greenwood - Nonesuch / Warner
    Da wird Blut sein und Dreck und Öl und es wird alles mächtig groß sein auf der Leinwand, Du wirst die Gier spüren und den Wahn, die Wut und den Willen und es wird Oscars regnen auf diesen Film, wenn es denn gerecht zugeht im Land der Auf- und (Selbst-)Gerechten. Derzeit auf der Berlinale gefeiert wird ein wuchtiges Stück Americana, ein quasi alttestamentarisches Epos nach Upton Sinclairs (von Regisseur Anderson entpolitisierter) Vorlage von 1927, so wie es dem manischen Method-Genie Daniel Day-Lewis zukommt. Als atheistischer Self-made-Ölbaron Daniel Plainview, der alles Leben um sich abwürgt bis hin zum tödlichen Showdown mit dem fahlen Jung-Pfaffen und Etappensieger Eli (Paul Dano). Die bestürzend aktuelle Dreieinigkeit des heutigen Amerika von Öl, Kirche und Kapitalismus lässt nicht nur im Film die Väter gebrochen und die Söhne ratlos zurück. Und als ob es noch nicht genug der Ereignisse wären, der mutige, vom Emperor String Quartet und dem BBC Concert Orchestra exerzierte Score stammt, von einem score-technisch relativ unbeschriebenen Blatt namens Jonny Greenwood, seines Zeichens Mitglied einer der einflussreichsten Bands der Neuzeit, nämlich Radiohead.
    Achtung - Verlosung der Soundtrack-CD : Drei andere Filme des bisherigen Autorenfilmers Paul Thomas Anderson an :
    info @ cinesoundz.de ALL GONE SEE YA NEXT TIME...

    Talk To Me

    Original Soundtrack - Various Artists - Atlantic / Warner

     

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    Wie könnte es anders sein, diese Radio-Story über Ralph Waldo "Petey" Greene, Washington DCs legendären Äther-DJ, dargestellt von Don Cheadle, ist unterfüttert mit 60s/70s R&B, Memphis Soul und Funk.

    Und obwohl es kleine Fehler im Film gibt, wie, das die im Film gespielte Les McCann/Eddie Harris Nummer "Compared to What" 1967 noch gar nicht aufgenommen war, macht die soulige Zeitreise Spätgeborenen wie Kennern Spaß. Mit allen Stücken aus dem Film könnte es gut und gern eine zweite Cd geben, mal abwarten, ob in für die Plattenindustrie unangenehmen Zeiten noch eine "Collectors Edition" nachgeschoben wird.

     


    I´m Not There

    Original Soundtrack – Various Artists - Sony Music Soundtrax / SonyBMG
    ER ist nicht da. In der Tat, wer hier trotz mehrfacher Darsteller-Coups (Cate Blanchett) in den verschiedenen Episoden fehlt, ist his Bobness herself. Todd Haynes gewagtes Untermehmen auf Celluloid und Cd ist dennoch grandios aufgegangen. Kein geradliniges Biopic, kein Erzählkino, und kein normaler Soundtrack: Nur der Titelsong stammt von Dylan, ein Bootleg, alle restlichen 33 auf zwei CDs verteilten Tracks sind Alternative-, Country-, Folk- oder Rock-Coverversionen, wobei Calexico und The Millionen Dollar Bashers (die beiden Sonic-Youth-Mitglieder Lee Ranaldo und Steve Shelley sowie Tom Verlaine (Ex-Television), Dylans langjähriger Bassist Tony Garnier und Nels Cline von Wilco) als Begleit-Ensembles feste Grössen darstellen, die z.B. Eddie Edder, Stephen Malkmus, Willie Nelson oder Charlotte Gainsbourg begleiten. Yo La Tengo, Cat Power, Roger McGuinn von den Byrds, Sufjan Stevens, Jack Johnson und sogar Richie Havens sind generationenübergreifend mit von der Partie und errichten das Herrn Zimmermann gebührende Denkmal, ohne zu langweilen.  

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    Into The Wild

    Original Soundtrack – Composed by Eddie Vedder - SonyBMG

    "Into The Wild“, Sean Penns Verfilmung des gleichnamigen Romans von John Krakauer, in dem der Student Chris McCandless zu Alexander Supertramp wird und seine Existenz in der Mittelklasse gegen ein Leben in der Wildnis von Alaska eintauscht ist ein Film über die bedingungslose Suche nach der persönlichen Freiheit - einen Ausbruch aus heutigen Zwängen mit allen dramatischen Konsequenzen. Musikalisch holt der nachdenklich stimmende Film eine Seattle-Ikone aus der Versenkung: Eddie Vedder, zu dem Penn stets losen Kontakt gehalten hatte (u.a. trug Vedder Songs zu den Soundtracks zu „Dead Man Walking“ (1995) und „I Am Sam“ (2001) bei). Seine neun ruhigen Songs sind durchweg gelungen, dennoch ist es schade, daß auf der -kurzen- Cd nicht auch Raum für die Beiträge von Score-Composer Michael Brook und die dynamische Gitarrenpassagen von Kaki King war.  

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    Once

    Original Soundtrack – Composed by Glen Hansard & Marketa Irglova
    Sony Music Soundtrax / Columbia / SonyBMG


    Ein unabhängig produziertes, irisches Filmchen mit und um Folk-Musik wird zum millionenschweren Überraschungserfolg - "Once" zählt zu den ganz
    großen Erfolgsgeschichten des US-Kinos 2007. Beim "Sundance"-Festival ausgezeichnet, ist die Fußgängerzonen-Story um den "broken hearted Hoover fixer sucker guy" und die osteuropäische Pianistin -gerade ohne Happy End- ein anrührendes Stück Kino, das nun auch hierzulande seine Chance erhält. Die von den beiden Hauptdarstellern, "Commitments"-Mitglied Glen Hansard und Marketa Irglova geschriebenen Songs sind dazu von solch intensiver Qualität, daß sie die Low Budget Story endgültig aus der Indie-Film-Masse herausragen lassen und auch die Soundtrack-CD zu einem Muss machen. Worthwile.
     

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    The Kite Runner


    Original Soundtrack – Composed by Alberto Iglesias
    Edge / Deutsche Grammophon / Universal


    Alberto Iglesias, der derzeit profilierteste spanische Filmmusik-Komponist, bekannt vor allem durch seine Arbeit mit Pedro Almodovar, hat für Marc Forsters "Drachenläufer" einen aus musikalischen Einflüssen vor allem des mittleren Ostens zusammengepuzzelten Score geschaffen, der jedoch ohne authentische afghanische Musik auskommt. Diese wird von Stücken der afghanischen Legende Ahmad Zahir beigesteuert. Persische Santur & Ney-(Flöte), arabische Oud, indische Bansuri-Flöte & Tablas werden von Iglesias dagegen effektiv mit Orchesterklängen verwoben. Die im Kabul der 70er Jahre ihren Anfang nehmende Story des erfolgreichen Romans von Khaled Hosseini ermöglicht den Blick auf ein anderes Afghanistan, als den aus den Nachrichten der letzten Zeit bekannten, geschundenen Konfliktherd.
     

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    My Blueberry Nights

    Original Soundtrack – Various Artists - Blue Note / EMI

    Wong Kar-Wai umspielt auch seine erste, mit westlichen Schauspielern umgesetzte US-Story um die "Blueberry Nights" von Elizabeth (Norah Jones) und Cafébesitzer Jeremy (Jude Law) mit den bekannten Farb-Unschärfen und zitiert sich stilistisch einmal mehr selbst. Dennoch ist die Kritik überwiegend wohlwollend dem Film gegenüber, in dem sich so manche Länge und auch zweifelhafte Casting-Coups (Natalie Portman) breitgemacht haben. Musikalisch wird der Soundtrack sicherlich dennoch reüssieren, denn Cat Powers, wieder einmal ein Score von Ry Cooder (hier 3x vertreten), Otis Redding, Mavis Staples, Ruth Brown, Gustavo Santaolalla, Cassandra Wilson und natürlich Norah Jones selbst mit dem exklusiven Opener "The Story", in dem sie ihre Bedenken vor dem ersten Dreh verarbeitet, sind natürlich eine Wunschbesetzung.  

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    Le Renard et l´Enfant

    Original Soundtrack – Composed by Evgueni Galperine, Alice Lewis & David Reyes
    Bonne Pioche / V2 - Universal

    Ein faszinierendes, wenn auch etwas zwiespältiges Kunststück ist Luc Jaquet da wieder gelungen. Nach "Die Reise der Pinguine" erzählt er diesmal von der märchenhaften Begegnung zwischen einem Fuchs und einem kleinen Mädchen, inclusive Moral von der Geschicht (sperr den Fuchs ins Zimmer nicht). Wunderbare Bilder, die aus der geduldigen Arbeit mit 6 teils wilden, teils trainierten Füchsen resultieren, treffen auf sehr reichliche Geschmacksverstärker, zu denen auch der in Kollaboration mehrerer Musiker entstandene Soundtrack zählt, der oft des Guten zuviel erzeugt. Abwechlungsreich instrumentiert, aber zuckersüß kommen zumeist Score und auch der in englischer und französischer Verison enthaltene Opener von Alive Lewis daher - Geschmackssache. In Japan wird man es lieben. Auch die kommentierende Erzählerstimme (in der deutschen Fassung: Esther Schweins) hätte sparsamer eingesetzt werden können. Dennoch allemal sehens- und hörenswert - mit oder ohne Kinder im Schlepptau.  

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    American Gangster

    Original Soundtrack – Various Artists - Def Jam / Universal

    Während sich Jay-Z vom letzten Ridley-Scott-Epos „American Gangster“ inspirieren liess und sein Nummer-1-Album nach dem Film über den 70er-Jahre-Drogenkönigs Frank Lucas benannte, verzichteten die Macher des Soundtracks auf den Rapstars und stellten ein Song-Album mit 14 thematisch passenden Songs quer durch die grossen amerikanischen Populärtraditionen zusammen: Soul, R&B, Blues, HipHop/Rap, Funk und Blues kommen vor. Zeitgenössiasches von John Lee Hooker, Bobby Womack, den Staple Singers oder ein Beatles Cover von Lowell Fulson treffen auf Public Enemy, mehrere neue Instrumental-Tracks von Hank Shocklee udn Marc Streitenfeld und sehr passend Anthony Hamiltons (neue) Single "Do You Feel Me" als Opener. Das ungleiche Duell von Russell Crowe und Denzel Washington bekommt damit eine adäquate musikalische zweite Haut im Zusammenspiel von alten und neuen Könnern des Fachs.  

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    Silk

    Original Soundtrack – Composed by Ryuichi Sakamoto - Silva Screen / Edel
    Es sieht leider nicht nach einem deutschen Filmstart aus für Francois Girards (The Red Violin) Verfilmung von Alessandro Bariccos romantischem, in Japan spielendem Drama "Silk" - zu mässig fielen die Ergebnisse des letzten Keira Knighley-Rmantik-Vehikels international aus. Die strichdünne Actrice war möglicherweise zuletzt in ähnlichen Rollen ein wenig überpräsent. Schade um einen der nicht allzu üppig gesähten Ryuichi Sakamoto-Scores, der immerhin über Silva Screen auch hierzulande erhältlich ist. Mit dem kurzen "Mill Theme", das in "Buildig the Garden" wiederkehrt, hat der Meister denn auch wieder einen seiner typischen, genial einfachen Signatur-Tracks fabriziert - mutmasslich gab es dieses Stück schon vor dem restlichen Score. Oscars, BAFTAs, Golden Globes und Grammys im Schrank gibt sich der auch als Pianist Produzent & Orchestrator agierende Sakamoto orchestral schwelgerisch, und bekannt sparsam an den Tasten. Stargäste sind der Geiger Joshua Bell und Flötist Calos Nunez.  

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    27 Dresses

    Original Soundtrack – Composed by Randy Edelman - Varese Sarabande / Colosseum


    Jung, hübsch und erfolgreich, aber weiterhin Single. Das geht auf Dauer in keinem Hollywood-Drehbuch - Profi-Brautjungfer Jane muß nach 27maliger Unterstützung der weiblichen Umgebung mal gucken, wo sie selbst bleibt..Die vorliegende Varese-CD beinhaltet einmal mehr nur den Score von Randy Edelman (keinen seiner besseren), auf die im Film zuhauf eingesetzten Songs muß der Interessent bis zur DVD warten.

    Michael Buble, Michael Jackson, Amy Winehouse & Mark Ronson, Justice,Maroon 5, Elton John, Regina Spektor und andere waren offenbar nicht auf eine CD zu bekommen.

    Nischenprogramm für die letzten Score-Sammler.

     

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    P.S. I Love You / August Rush

    Original Soundtracks - Various Artists – Atlantic/ Warner - Columbia/SonyBMG

    Zweimal Herzschmerz-Kino im Verleih der Tobis, das sein musikalisches Heil in aufwendigen Mainstream-Songkopplungen sucht. Da der an einem Hirntumor verstorbene Gerry, der seiner Frau Holly Trauer-Begleitungs-Briefe hinterlässt, so ein wahrer Prachtkerl von einem Iren war, dürfen die Pogues zuerst ran, dann kommt James Blunt " screaming at the top of my voice" zum Einsatz und die Marschrichtung ist klar. Wohlklang ohne Kanten, der nicht hängen bleibt. Newcomer wie die hauseigene -immerhin irische- Sängerin Laura Izibor, deren Debüt noch dieses Jahr erscheinen wird, hat Atlantic beigemischt, bis das Album versöhnlich mit einer Instrumental-Suite des Score-Komponisten John Powell schliesst.
    Achtung Verlosung : Drei weitere Non-Zeichentrick- Filmmusiken des letztgenannten Herrn ? ALL GONE info AT cinesoundz.de


    Der deutsch "Der Klang des Herzens" betitelte Film ist ein leicht kitschiges Mainstream-Musik-Märchen, das uns in den Genuss einiger vertretbarer Sangesdarbietungen von Schauspieler Jonathan Rhys Meyers bringt: auf klassischen Stücken von Bach oder Elgar Basierendes oder das (das Original natürlich nicht erreichende) Van Morrison-Cover "Moondance". Außerdem auf dem "August Rush"-Soundtrack: die auch auf "Into The Wild" vertretene Saitenkönnerin Kaki King, Heitor Perreira & Doug Smith im Gitarrenduell, Trompeter Chris Botti & Paula Cole, Balladen von "R´& B"-Musiker John Legend und John Ondrasik sowie zwei Scoreparts von Mark Mancina. Letztlich springt der Funke zu selten für einen Musikfilm über.

     

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