reviews 10-08 electro

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     Bomb The Bass - Future Chaos
    K7! / Alive TIP !
     
     
     
    Vom Acid-Smiley ist auf dem zusammengeklebten Cover wenig geblieben. Bomb the Bass aka Tim Simenon mit dem ersten Studioalbum seit 14 Jahren Eine wirkliche Überraschung, denn "Future Chaos" hört sich trotz klanglicher Reminiszenzen nicht an, als wäre der Mann in den 80ern oder den TripHop-90ern stehengeblieben. Über 20 Jahre nach "Beat Dis", Acid House und dem Aufstieg der DJ Culture macht Simenon mal eben ein Comeback-Album auf der Höhe der Zeit. Neben dem fetten Minimoog-Elektrosound und cleveren Arrangements macht hier jedoch wie so oft, substantielles Songwriting den Unterschied: "Elektronische Musik mit Soul" wird hier verabreicht. Gastvocals von Jon Spencer, Mark Lanegan, David Best (Fujiya & Miyagi), Toob und Paul Conboy sorgen für eine gewisse Abwechslung. Popkomm-Besucher haben die Chance, den Co-Produzenten von Neneh Cherrys "Buffalo Stance" oder Seals "Crazy" mit neuem Programm live in Aktion zu erleben. Da ärgern wir uns fast, daß wir diesmal ganz woanders rumschwirren.

     

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     Thievery Corporation - Radio Retaliation
     
     ESL - Rough Trade TIP !
     
     
     
    Die schon angezählten Thievery Corporation halten sich mit "Radio Retaliation" doch recht gut. "Sound the Alarm" als Opener gibt eine dynamischere Marschrichtung, der auch die Uptempo-Folgenummer und der fette Reggaebeat des Titeltracks und der Afrobeat der "Vampires" von Kinshasa anschliessen. Seitdem Rob Garza und Eric Hilton mit ihrer Mischung aus Downtempo, Chillout, Dub, Sitarklängen und anderen Weltmusikzutaten die Elektronica Ende der 90er aufmischten, haben sie sich Antennen dafür bewahrt, was von ihren musikalischen Vorlieben sich in einen Trademark-Sound auf dem Tanzflur umsetzen lässt. Auf dem fünften Studioalbum mischt wieder eine beeindruckende Liste von Gaststars mit, so Sleepy Wonder, Femi Kuti, Seu Jorge, Anushka Shankar, die slowakische Chanteuse Jana Andevska oder Chuck Brown. Zudem ist das Album sehr politisch betextet, ein Aufklappen der aufwendigen (recyclebaren) Verpackung zum Studium der Texte lohnt also ebenfalls. Mind & Soul.
    thieverycorporation.com
     

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    Dub Be Good To Me
    Various Artists - Phazz-A Delic / Edel

    Gib mir Echo. Das Heidelberger Label Phazzadelic kooperiert künftig mit den Kölner Klamottenfabrikanten Forvert bei Mode- und Musik-Events und hat sich als Startzeichen für die vorliegende Compilation mit neueren Dub-Tracks den Namen des gut abgehangenen Crossover-Hits von Beats International ausgeborgt. Nach dem bezuglosen Opener mit einheimischer Elektronik kommt das Ganze mit Rhythm & Sound feat. Jah Cotton auch karibisch inspiriert "forverts", um dann wieder auf einem zu sphärischen Salz-Opening aufzulaufen, bevor es mit Sista Gracy weitergehen kann. Nachdem sich eine lebhafte Germaican-Szene etabliert hat, gibt es eigentlich keinen Grund, warum nicht auch die Dubschiene abseits von Jamaica vertretbaren Zuwachs erhalten sollte. Dennoch klingt Einiges von Echo Beach, Baumgartner & Co hier einen Tick zu clean. Play Lound (Tracks 2,4,7,8) www.phazzadelic.com wwwforvert.com
     






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    Fort Knox Five - Radio Free DC
     
     Fort Knox / MDM / Mutualism
     
     
     

    EPs, Remixe und die Label-Compilation „New Golden Standard“ gab es ja schon von den NuFunkstern


    Ten Years of Mo´Horizons
    Agogo / Indigo


    Mit einer Doppel-CD lassen sich die Hannoveraner Latin-Dance-Veteranen zum zehnjährigen Jubiläum nicht lumpen. Ralf Droesemeyer und Mark ‘Foh’ Wetzler haben der "Best of"- Compilation eine Bonus CD mit speziellen Remixen des letzten Albums von 2007 beigeben. Für wen die beiden national stets im Schatten der (weit weniger fleissigen) Bouzou Bajou oder international der Thievery Corporation standen, kann sich anhand einiger gelungener Tracks der komprimierten Rückschau von CD 1 überzeugen, daß auch die Mo´Ho´s in der letzten Dekade recht solide Welt-Beats geschraubt haben - und zwar in Niedersachsen...
     

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     SebastiAn Remixes
     
     Ed Banger / Alive
     
     
     

    Es Edbangert wieder. Hier enthalten: 16 Remixe mit Spurenelementen der Vorlagen von Daft Punk bis zu Bloc Party oder Sebastein Tellier. Nach der Knarz- und Knall-Kur des jungen Wilden hört sich eigentlich alles gleich an und nicht immer wird ein eigendes Stück aus der Filterei. Wer hier begeistert mit durch die Decke geht, wird sich auch freuen, daß ein ganzes Album im Prinzip Übersteuerung, also SebastiAns Debüt nach einigen wenigen Singles, 2009 ins Hause Banger steht.
    www.myspace.com/0sebatian0

     

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     JEN - Mellow Dramas  
     Stereo Deluxe / Edel
     
     
     

    "Ein innerer Monolog, der als Musikstück verpackt ist." Aha. "Poetry meets Electronica" steht auf der Hülle der Mellowdramen draußen drauf. Die aus Washington stammende Jennifer Schwed alias JEN trifft mit ihrem meist gewisperten Befindlichkeits - Spoken Word also auf ambitionierte Knöpfchendreher wie Salz, Egotrip, Can7 oder Gelka aus Ungarn. Nun kommen jedoch weder JENs Poesie noch die austauschbare Meterware im musikalischen Background an hier bemühte berühmte Vorläufer wie Last Poets, Ursula Rucker oder gar Gil-Scott-Heron heran. Verhallt, plüschig, regelmässig spannungsarm zieht das Ganze durch. Im Ergebnis zu oft Tapete, nicht mehr. Play Track 6, 7.
     

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    4 Women No Cry - 3
    Monika - Indigo

    M Enterprise mit der dritten Folge der beliebten Compilationreihe nach dem Prinzip: vier relativ unbekannte Elektro-Frauen aus vier verschiedenen Ländern - diesmal mit Lucrecia aus Kolumbien, Manekinekod aka Eleni Adamopolou aus Griechenland, Julia Holter von der US-Westküste und Liz Christine aus Rio de Janeiro, was bekanntlich in Brasilien liegt. Erstere präsentiert sich eher ruhig & lyrisch, die zweite auch mal knarzig, die dritte experimentell mit Spielzeuginstrumentarium und die vierte mit etwas von alledem. Nur schnell wird es dabei nie. Eine entschleunigte Elektro-Entdeckungstour.


    Life Beyond Mars
    Various Artists - K7 - Alive

    Der Nachfolger zum 2005er "Exit Music" Radiohead-Tribute mit neuen, exklusiven Versionen von Bowie - Klassikern hat mit seinen Beiträgen von Carl Craig, Kelley Polar, Matthew Dear, Joakim & The Disco, bis zu The Emperor Machine schon etwas Kritikerschelte bezogen - zu Recht? Nach dem verschnarchten Intro von Au Revoir Simone geht es mit Heartbreaks "Loving The Alien" doch ganz flott los - der dünne Gesang ist gewöhnungsbedürftig. Die zwei folgenden Beiträge sind zu hektisch, Carl Craig hält knapp das Interesse, die Amerikaner Drew Brown und Matthew Dear bieten mit ihren Versionen keine neuen Erkenntnisse. Susumu Yokota hatte mit "Golden Years" immerhin eine Steilvorlage und zieht sich manierlich aus der Affäre. Dann ein dicker Beat von Chicken Lips-Hälfte Andy Meecham über "Repitition" und seinem bösen Text und ein Instrumental von Joakim, ein rechz zartes Liebeslied von Richard Walters & Faultline hätte den Abschluß bilden können, aber es gibt noch eine radikale Geräusch-Nummer von "The Thing". Durchwachsenes Vergnügen.

     




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     Honeymoon Suite Vol.3
     
     Various Artists - Diventa VERLOSUNG
     
     
     

    Um der Chronistenpflicht zu genügen, abschließend noch die dritte Folge der Lounge - Klänge vom Diventa-Honeymoon Sofa, wie stets kompiliert von Labelchef Marcus Zelonka. Meist für unseren Geschmack durchgängig zu clean und gefällig produziert, aber mit üblichen Verdächtigen wie Krystian Shek oder Loretta Heywood sicher für die eine oder andere Fremd-Lizensierung gut.

    Für eine Cd auf "First Come, First Served"-Basis mail an:
    info AT cinesoundz.de ALL GONE
     

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