Reviews Electro 11-11

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 DJ Hell - Teufelswerk Remixes
 
  Various Artists - Gigolo / Rough Trade
 
 
 
Am 14.10., dem anvisierten Tag der Veröffentlichung dieser Remix-Compilation, hatte die höllische Hauptperson keine Zeit für eine normale Release-Party. Kraftwerk hatten zuvor dreimal in der ausverkauften Münchner Kongresshalle ihren Status als deutsches Weltkulturerbe untermauert. Die Eröffnung ihrer noch bis Mitte November laufenden 3-D-Schau im Kunstbau einen Tag später verlangte nach einer adäquaten Aftershow-Party. Wer sonst als his satanic majesty, erklärter Kraftwerk-Bewunderer, wäre als da als Münchner Gastgeber an den Pulten in Frage gekommen. Dass die musikalischen Kraftwerk-Referenzen im Pacha dann überschaubar und das Set insgesamt enttäuschend techno-routiniert ausfielen, wird den Verkäufen des Teufelswerk-Remixalbums mit Beiträgen von Peter Kruder, Ian Pooley oder Wolf + Lamb kaum schaden. Mutmaßlich stellen die „House Remixe“ nur die ersten von weiteren Folgen dar, sind doch allein fünf der neun Tracks Versionen des gleichen Tracks: „The Angst“. Doch zunächst begibt sich der Meister auf ausgedehnte Clubtournee. www.djhell.com  

 
 
 Hotel Costes Vol. 15
 
 Various Artists - Pschent / Rough Trade
 
 
 

Gerade erst wurde an dieser Stelle mit der `Alcazar Pop Selection´ noch ein anderes aktuelles Pschent-Produkt gewürdigt, da legt der umtriebige Stéphane Pompougnac mit der mittlerweile 15. Folge der Stammserie "Hotel Costes" auch schon nach. Im Tracklisting findet sich wieder die solide, (millionenfach) bewährte Mischung bekannter Namen wie Kid Loco, Grace Jones (im Duett mit der französisischen Künstlerin Brigitte Fontaine), DJ Cam oder Osunlade, kombiniert mit einigen Entdeckungen unverbrauchtenr Talente. Unter den 18 aufeinander abgestimmten Tracks sind dabei fünf exklusive neue Stücke von: Scratch Massive, Second Date, Deluxe, Variety Lab - und eines stammt von Maestro Pompougnac himself. www.hotelcostes.com

 
 
 
 Modeselektor - Monkeytown
 
 Various Artists - Monkeytown / Rough Trade
 
 
 

Berlin Berlin. Das dor schraubende Electro-Duo Modeselektor ist im Coverstorybreich angekommen und meint den Rezensenten anlässlich ihres neuen Releases „Monkeytown“ eine besonders nervige, neben Voiceovers noch mit elektronischen Stör-Tönen versehene Vorab-CD zumuten zu müssen. Sorry Leute, geht´s noch? Die Redaktionskatze hat zudem zielstrebig genau auf diese auf den Boden gewanderte Cd gekotzt - Thom Yorke, Anti Pop Consortium, Apparat und weitere illustre Gäste hin oder her.

 

 
 
 The Brandt Bauer Frick Ensemble - Mr. Machine
 
 K7! / Alive
 
 
 
Von wegen Electronica. Im Grunde sind Brand Bauer Frick in dieser Rubrik ja falsch. Zumindest in ihrem um sieben Fachkräfte aufgestockten Ensemble-Outfit widmen sich die drei Berliner der Erzeugung ihrer durchaus tanzbaren Klänge mit vornehmlich analog-akustischem Instrumentarium. Auf ihrem zweiten Album „Mr. Machine“ werden vier (Computern entsprungene) Stücke des Vorgängers „You Make Me Real“ vor allem mit klassischen Instrumenten (von Cello über Vibraphon bis hin zu Harfe und Tuba) neu einspielt, ergänzt um zwei Coverversionen sowie zwei ganz neue Stücke. Einzig ein Moog-Synthesizer wurde zugelassen, aber der ist ja schließlich auch ein Klassiker. Daniel Brandt, Jan Brauer, Paul Frick bewegen sich auch mit einer größeren Zahl von Mitstreitern gekonnt zwischen House, Minimal Music und (Nu-) Jazz. Spannender als vieles andere im Genre.
www.brandtbrauerfrick.de/
 

 
 
 Example - Playing In The Shadows
 
 Mercury Berlinl / Universal
 
 
 
Jede Menge Hype: UK-Senkrechtstarter Elliot John Gleave aka Example hat sich flux vom Support Act zum umjubelten Headliner bei den Festivals der Glastonbury-Kategorie gemausert, drei komplett ausverkaufte Tourneen und eine Reihe großer Shows, u.a. mit Lily Allen und Faithless, die auch an der Produktion von "Playing In The Shadows mitgewirkt haben, schlugen zuletzt zu Buche. Die millionenfachen You Tube-Zugriffe auf neue Videos und zwei Nr.1 Singles tun ein Übriges - die Mischung aus poppig-kommerziellem Songwriting, Dubstep- und Techno-Anleihen, moderate Rap-Einlagen und energetischen Live-Performances trifft derzeit den Nerv im UK. Das stärkt das künstlerische Selbstbewußtsein: "Ich bin ein guter Songwriter und Performer...Wer auch immer nach mir auf die Bühne geht, kann einpacken." Mal sehen, wann im nächsten Jahr Example auch die deutschen Festivals übernimmt.  

 
 
 The Opiates - Hollywood Under The Knife
 
 Disco Activisto / Cargo 
 
 
"Rainy Days & Saturdays" - dem Titel des Album-Openers nach nehmen Billie Ray Martin und Robert Solheim ihr Image als ´Electronic Carpenters´ selbst eher ironisch wahr. Was die in Hamburg geborene Sängerin und ihr für sämtliche Tasten zuständiger norwegischer Musikerkollege auf "Hollywood Under The Knife veranstalten, klingt erst einmal recht unverhohlen nach Yazoo oder den Electro-Chanson-Anfängen der Holländerin Mathilde Santing. Wenn Martins durchaus soulige Vocals und der elektronische Maschinenpark poppig aufeinandertreffen, ist beiden aber auch das Storytelling stets ein Anliegen. Unter dem die Richtung vorgebenden Albumtitel werden hier Geschichten über Geschlechtsumwandlungen, Schönheitsoperationen, Pornographie, obsessive Phantasien und Insomnia. Das interessante Konzept wird durch bisher unveröffentlichte Cover- und Booklet-Fotos von Wolfgang Tillmanns abgerundet.
 

 
 
 New Look - New Look
 
 K7! / Alive 
 
 
Und noch so ein Electronic Duo. Das kanadische Pärchen, bestehend aus der Synthie spielenden Ex-Model- Chanteuse Sarah Ruba und dem auf Nerd getrimmten Multiinstrumentalisten & Produzenten Adam Pavao, musiziert erstaunlicherweise bereits seit 5 Jahren zusammen, wagt sich aber erst jetzt an ihr CD-Debüt, das in Teilen auch in Brooklyn und Berlin entstand. Was genau an den hier enthaltenen synthetischen 80´s-Analog-Retropopklängen den immer wieder bemühten ´Future´-Aspekt ausmacht, bleibt wohl das Geheimnis der angetanen Fachpresse. Nach dem hübschen Opener "Nap on the Bow" wird es doch zügig arg dünn in Sachen Songwriting, Melodien und klanglicher Abwechslung. Stellenweise ganz hübsch, aber vom Reissbrett - die Zukunft des Pop sind New Look ganz sicher nicht.
 

 
 
 
Gotan Project - La Revancha En Cumbia
 
 Ya Basta / Alive  
 

„La Revancha en Cumbia“ ist das durch ein anderes Latin-Genre befeuerte Tribute an ein mittlerweile zehn Jahre altes World-Fusion-Referenz-Werk namens „La Revancha del Tango“. Das Gotan Project führte mit eben jenem Album Tango und Electronica auf eine stilbildende Weise zusammen und kreierte ein lukratives Genre In den letzten Jahren experimentierte das Pariser Trio mit den weiteren Stilmixen zwischen Blues, Latin und Orientalischem, ohne vergleichbare Ergebnisse. Die von Kollegen wie Up Bustle & Out oder Quantic auf ihrem Retro-Siegeszug von Kolumbien bis Mexiko wiederentdeckte Cumbia bot sich an, um Remixaufträge an einige der unzählige lateinamerikanischen Kreativzellen zu vergeben, die mit der Electro-Cumbia hantieren. Das Ergebnis ist zunächst weniger spektakulär als erhofft, auch im Vergleich mtit den obengenannten gelungenen Produzenten-Enconters - vielleicht muss man der neuen Melange aber noch ein wenig mehr Gewöhnungszeit einräumen.

Rodriguez Jr. - Bittersweet
Mobilee - Rough Trade

Olivier Mateu lebt in Brüssel und ist Teil des französischen Electroensembles The Youngsters. Mit der Deep-House Hymne "Princess Guacamole" sorgte er im letzten Jahr erstmalig auch als Rodriguez Jr. für Aufsehen. Nun präsentiert das Talent sein Solodebut "Bittersweet" mit 11 zwischen Minimal Techno , House und poppigeren Electro-Ansätzen chargierenden Tracks. Besonderen Wert legt der "synth fetishist" (eigene Einschätzung) auf sein analoges Instrumentarium von Roland bis Korg. Die entsprechenden Knöpfe dreht Rod. der Jüngere demnächst auch diesseits des Rheins: Im November und Anfang Dezember stehen einige weitere deutsche Termine im Rahmen einer Clubtour an.
www.mobilee-records.de/artists/rodriguez-jr

 












 
 
 DJ Kicks: Gold Panda / Scuba
 
 beide: K7! / Alive 
 

Zweimal aktueller Dubstep von der Insel.

Von den beiden neuen, im nur zweiwöchigen Abstand direkt aufeinanderfolgenden DJ-Kicks-Alben hat bei uns eindeutig der goldene Derwin Panda die Nase vorn, enhält sein Mix doch neben dem brandneuen eigenen Song "An Iceberg Hurtled Northward Through Clouds" noch eine Reihe weiterer zuweilen auch melodisch interessanter Tracks, unter anderem von Pawel, Muslimgauze, Bok Bok, Drexciya oder Christopher Rau, die durchaus zu weiterführenden eigenen Entdeckungsreisen animieren.


Bis auf Sigha gibt es bei Gold Pandas Setlist auch keine weiteren Überschneidungen mit der Artist-Auswahl von Hotflush-Boss Scuba, der lässt es nämlich vor allem repetitiv und technoider wummern. Sub-Bass auf Anschlag. Da ist man über den YMO-nahen Vocal-Einschub des Braille-Tracks (Nr. 12) sowas von froh. Scuba selbst meint: “It’s a fusion of two things, that urban, UK kind of sound, and something more techno. It sums up what the mix and my music is about." Das muss dann ja auch nicht jedermanns Tasse Tee sein.

www.dj-kicks.com


Dessous 3 - Best Kept Secrets
Dessous Recordings - Rough Trade

Zuguterletzt flattert unverhofft noch der dritte Teil der "Dessous` Best Kept Secrets" Serie auf den überladenen Redaktionstisch, 2 Cds inklusive Bonus-Mix - diesmal von Phonique, der auch zusammen mit Cheffe Steve Bug die Zusammenstellung übernommen hat. Weitere Tracks von Deep House-Spezialisten wie Vincenzo, Jamie Anderson & Owain K oder Tigerskin gibt es hier zu entdecken, einige davon sogar bisher unveröffentlicht (Salvatore Freda, Andrade, Echonomist & Steve Bug himself), die besten Single-Hits der aktuellen Saison, sowie entdeckenswerte B-Seiten. www.dessous-recordings.com

 







 
 
 Previous Issue: 8/9 - 2011 © cinesoundz 2011

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