Reviews Crossover 08-12

 * soundtrack * crossover * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * audiobook *

 

The Cinematic Orchestra - In Motion Part 1

Ninja Tune / Rough Trade

This DJ has come a long way. Jason Swinscoes Londoner Projekt The Cinematic Orchestra hat sich zur Trademark für eine gelungene Fusion aus cineastisch-flächigen Klängen, moderner Klassik, Jazz und Electronica entwickelt. Ausgangspunkt dafür war die bekannte Überarbeitung der Filmmusik zu Dsiga Wertows experimentellen Stummfilm "The Man With The Movie Camera". Einige cinephile Werke später trommelte Swinscoe nun für "In Motion Part 1" befreundete Künstler wie Ninja Tune-Kollege Grey Reverend, den Wiener Keyboarder Oliver Thomas Johnson aka Dorian Concept oder Jazzpianist Austin Peralta zusammen, um erneut Filmwerke von Avantgardisten wie Peter Tscherkassky, René Clair, James Whitney oder Standish Lawder mit einem Streichorchester nachträglich zu vertonen. Einer ersten Aufführung im Londoner Barbican Theatre im Juni sollen weitere Auftritte & Veröffentlichungen folgen. Check out www.cinematicorchestra.com

 

Julia Holter - Ekstasis

Rvng International / Cargo
 
Das im Frühjahr bereits erschienene zweite Album der kalifornischen Künstlerin Julia Holter wurde anlässlich einiger Deutschlandauftritte von um Vergleiche ringenden Kritikern zum Art-Ereignis der Saison gehypt. Die öfter behauptete Nähe zu Kate Bush oder Tori Amos trifft es dabei weniger. Eher weht da eine akademisch geschulte, ätherischere Version von Laurie Anderson ins Haus. Elegische Flächen, Softrock-Anklänge, etwas 80´s Synthiepop, Dream- & Drone-Sounds, sachte Experimentelles liegen auf diesem Album unter dem öfters vervielfachten, ab und zu auch verfremdeten Gesang der 28-Jährigen. Da die Melodien dabei nicht vernachlässigt werden, darf man nach Holters Homestudio-Visitenkarten auf das gegenwärtig mit einem größeren Ensemble von Musikern entstehende Album gespannt sein. http://juliashammasholter.com   


Vivaldi - The Four Seasons Recomposed by Max Richter

Konzerthaus Kammerorchester Berlin, André de Ridder - DG / Universal

 

Die an dieser Stelle schon verschiedentlich gewürdigte "Recomposed"-Reihe der Deutschen Grammophon, bei der klassische Werke von Künstlern aus der Club- & Electroszene neu interpretiert werden - so Jimi Tenor, Matthias Arfmann (scroll down), 2008 Carl Craig oder Moritz von Oswald oder zuletzt Matthew Herberts Mahler-Approach - wird mit dem bisher vielleicht aufwendigsten Projekt fortgesetzt. "Vivaldi Recomposed" im Ansatz des britischen Komponisten Max Richter, der mit dem Score zu Ari Folmans Trickfilm “Waltz with Bashir” bekannt wurde, benutzt keine DG-Archivaufnahme, sondern wurde mit Solist Daniel Hope und André de Ridder als musikalischem Leiter der Einspielung extra neu aufgenommen. De Ridder, der bereits mit so unterschiedlichen professionellen Klangerzeugern wie dem Philharmonia Orchestra, den Gorillaz, Jazzmusiker Uri Caine und dem Ensemble musikFabrik zusammengearbeitet hat, lobt Richters spannenden, mit sparsamen elektronischen Mitteln modernisierten Hybrid in den höchsten Tönen. Der ursprüngliche Geist des großen Werks wurde gewahrt - allemal einen Eigenversuch & ggf Vergleich mit einer der sicher bei vielen im Regal schlummernden Original-Einspielungen (u.a. Nigel Kennedy) wert.  
TIPP

Vogelperspektive Vol.3 - Le Noir

Boomslang

Vogelperspektive Numero drei. Diesmal knöpfen sich Alfred Vogel, Lucas Dietrich und Simon Frick als Ensemble `Le Noir´ den Blues, die Basis aller modernen Populärmusik, für eine urbane, noisig-experimentierfreudige Jazz-Fusion vor. "Blues is when you play just one note and it hits directly into your heart" (Son House). Verwandte Sprachsamples von Säulenheiligen wie Skip James, Robert Johnson oder Howlin´Wolf sind Ausgangspunkte für die sich am Groove entlangziehenden Soundexpeditionen von Vogel & Co. - Geige, Kontrabass (bzw.E-Bass) und Schlagzeug reichen aus, um einen dichten, zuweilen fordernden Free-Teppich auszubreiten. Vogel & Co. im regelrechten Veröffentlichungsrausch: Die bisherigen Vogelperspektiven Vol.1 und Vol. 2 wurden hier schon gewürdigt, zwei weitere Folgen sind für das laufende Jahr noch angekündigt: "Intensivstation" & "Solo Duo Trio". www.traps.at/vogelperspektive  

Augst & Daemgen - In Zehn Sekunden Ist Alles Vorbei

Kuckuck Schallplatten

 

Rainer Werner Fassbinders Filmschaffen ist aufs Engste verbunden mit der Musik seines Vertrauten Peer Raben. Ihre Zusammenarbeit dauerte bis zu Fassbinders frühem Tod. Bis 1982 entstanden 31 gemeinsame Filme darunter „Katzelmacher“, „Lili Marleen“, „Die Ehe der Maria Braun“, „Berlin Alexanderplatz“ oder „Querelle“ mit dem von Jeanne Moreau gesungenen „Each Man Kills The Thing He Loves”. Raben hatte anders als andere Filmschaffende unter Fassbinder weitgehend freie Hand und schöpfte aus einem breiten Fundus - von Klassik über Kunstlied bis zu Volksmusik, weniger untermalend, als Aufmerksamkeit einfordernd. Sänger Oliver Augst & Pianist Marcel Daemgen arrangieren die von bisher unveröffentlichten instrumentalen Original-Intermezzi aus dem Archiv des Kukuck-Verlages eingebetteten Chansons neu. Fast puristisch, nur von seltenen Casio-Einsprengseln "beabsichtigt verunreinigt" geht das Duo dabei vor - mit Sinnlichkeit & Selbstironie. Daemgen: "Dieser geniale Dilettantismus - Raben konnte den schlimmsten Kitsch komponieren.und trotzdem berührende Musik schreiben."  


Robert Fripp, Andrew Keeling , David Singleton - Wine Of Silence

Discipline Global Mobile / Galileo MC

 

Orchscapes...noch nie gehört? Nun, Robert Fripps Solo-Guitar Soundscapes wurden für diese Aufnahme transkribiert von Bert Lams (California Guitar Trio), in detaillierte Orchester-Arrangements des Komponisten Andrew Keeling gekleidet und schließlich unter dem Dirigat von Jan Stulen und dem Metropole Orkest in Amsterdam eingespielt. Fripps seit den 90er unter Benutzung ausgeklügelter Looping-Effekte enstandene Musik wurde bereits 2003 in Keelings Fassung beim Holland Festival (mit dem Koor Nieuwe Muziek für die eindrucksvollen Chorpartien von "Requiescat" & "Miserere Mei"aufgenommen und nun nachträglich von David Singleton, seines Zeichens Co-Produzent der Fripp-Soundscapes-Alben, bearbeitet. Cover von John Miller, Artwork von Hugh O´Donnell.
www.dgmlive.com
 


tenThing - 10

EMI Classics

Die junge norwegische Trompeterin Tine Thing Helseth lebt im Ensemble ihren Experimentierdrang aus: Zusammen mit neun Bläser-Kolleginnen ist sie seit 2007 als „tenThing“ unterwegs. Auf dem ersten Album "10" bieten die Damen eine bunte, sicher publikumswirksame Mischung an. Natürlich Grieg, eine „Carmen“-Suite, Weills „Dreigroschenoper“ als 5-Track-Schwerpunkt, Mozarts Marsch „Alla Turca“, aber auch einen "Zwiefacher", Piazzolla, Albéniz und eine Originalkomposition - die „Brass Symphony“ des Niederländers Jan Koetsier.
Skandinaviens einziges rein weibliches Blechbläser-Ensemble macht im August für einige Festivals auch in Deutschland Station.
www.tinethinghelseth.com/gigs

 
LIVE-TIPP


Previous Issue: 6/7 - 2012 © cinesoundz 2012

* soundtrack * crossover * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * audiobook *

* BOOK-Special 1 * BOOK-Special 2 *