reviews electro 02-03 - 2013

* soundtrack * crossover * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * audiobook *

 
Tosca - Odeon
G-Stone - K7 / Alive LIVE-TIPP
 
Richard Dorfmeister und Rupert Huber sind Tosca, bekanntermaßen. Auf dem mittlerweile sechsten Studioalbum "Odeon" entdecken die beiden ganz wienerisch ihre düstere, melancholische Seite und lädt "Zur Guten Ambience": "In Wien gibt es ein sehr spezielles Grundgefühl. Es ist oft sehr grau. Aber es steckt auch etwas sehr aufregendes und inspirierendes... in dieser Stadt", wie Dorfmeister meint. Tosca bleibt der Mischung aus Downtempo & Ambient treu, auch wenn es meist etwas verschleppter & dunkler zugeht als bisher. Auf den 10 Albumtracks hört man sieben Gastvokalisten: Der alte Weggefährte Rodney Hunter etwa ist bei "Heatwave" mit von der Partie. Mit Lucas Santtana wird es portugiesisch, Sarah Cartier steuert für "What If" die einzigen weiblichen Vocals bei, auf "Meixner" mit Chris Eckman & noch mehr bei "JayJay" mit JJ Jones am Mikro lassen Depeche Mode deutlich grüßen. Play Tracks 2-4, 6 & 7.
Dorfmeister-DJ-Dates & Tosca-Livetermine (etwa im April in Linz) auf www.g-stoned.com/artists/tosca/
 

 

 
 Yan Wagner - Forty Eight Hours
 
 Pschent / Rough Trade TIPP
 
 
 
Bevor Depeche Mode mit dem neuen, 13. Album zuschlägt, zeigt sich an einigen Releases, wie stilprägend der Sound der Band aus Essex bis heute ist. Der Franko-Amerikaner Yan Wagner hat sich über den Status als Support Act von Air, hercules & Love Affair oder Goldfrapp und Remixe für Étinne Daho - Gast auf "The Only One" oder Blackstrobe) zum ersten, durchaus schmissigen Elektro-Pop-Album emporgearbeitet und gibt sich alle Mühe am Mikro wie Dave Gahan zu klingen. Auch der Pariser Produzent Arnaud Rebotini setzte auf einen instrumentellen Background, der neben OMD, New Order oder D.A.F.-Einflüssen offensichtlich mehr als den verlautbarten "unterbewussten" Depeche Mode-Geist durchs Studio wehen ließ. Sicher werden einige aus der weltweiten Fangemeinde "Forty Eight Hours" als zur Verkürzung der Wartezeit gerade noch rechtzeitig erschienenes Synthiepop-Tribute wohlwollend registrieren. Das ist gut gemacht, in welche eigene Richtung Wagner von hier aus noch gehen kann, wird aber wohl erst das nächste Album zeigen. www.facebook.com/yan.wagner.official
 

 
 
 Ulrich Schnauss - A Long Way To Fall
 
 PIAS UK - Scripted Realities/ Rough Trade TIPP & VINYL-TIPP
 
 
 

Musicians´ musician Ulrich Schnauss schwebt mit seimem vierten Soloalbum ein. Der sanfte Kieler Indietronicer ist mittlerweile nach England abgewandert, wo er (u.a. bei den Remix-Auftraggebern Depeche Mode) höchste Wertschätzung geniesst mit seiner melancholischen Electronica der alten `Kraut´-Schule. “A Long Way To Fall”, das erste Soloalbum seit 2007 (“Goodbye”) und der Nachfolger der Gitarren-Synthie-Kooperation mit Mark Peters von 2012, klingt eingängig, aber auch introvertiert. Immer im Mittelpunkt: der Synthesizer - im besten Sinne, voluminös, aber nicht aufgeblasen. Weniger Ambient, mehr Flow. Und es gibt Vinyl davon: als Doppel-LP im Gatefold Sleeve inkl. CD.
www.ulrichschnauss.com
 

 
 
 Brandt Bauer Frick - Miami
 
 K7 / Alive LIVE-TIPP!
 
 
 
Das an dieser Stelle des öfteren zitierte Berliner Trio Brandt Brauer Frick bzw deren Ensemble machte sich in den vergangenen Jahren mit ihren großteils auf echtem (Klassik-)Instrumentarium gespielten Technosounds einen respektablen Namen. Auch wenn man bereits mit dem schleppenden, sich dunkel & quälend aufbauenden Neue Musik-Intro (mit Gesang von Erika Janunger), das alles andere als "Miami"-Assoziationen hervorruft, manchen Tänzer vielleicht andauernd vergraulen dürfte - auf den folgenden Tracks fallen BBF wieder in durchaus infektiösen Uptempo-Beat-Trab: Groove, der nicht nur stumpf wiederholt, sondern sich zu entwickeln weiss. Gäste des innovativen Projekt-Dreiers sind diesmal Jamie Lidell, Om’mas Keith oder Ex-Malaria-Legende Gudrun "Monika" Gut. Tourdaten & Live-(Trio-)Show feat. Omm´mas Keith im März : www.brandtbrauerfrick.de/
 

 
 
 Hot Coins - The Damage Is Done
 
 Sonar Kolletiv / Alive  
 
 

Der schottische Wahlberliner Danny Berman war schon als Remixer für Jazzanova oder Tricky im Einsatz und mag manchen aus der "Smugglers Inn"-Radioshow bekannt sein, einem Insider-Stelldichein für Deep House, Beatdown & Techno. Bermans neues Projekt `Hot Coins´ bewegt sich eher auf irgendwie eisigem Breitwand-Synthie-Funk-Terrain, aufgepeppt mit einem gewissen No Wave Touch der frühen 80er. In anderen guten Momenten schimmern auch Heaven 17´s "(We Don´t Need This) Fascist Groove Thang" durch. "Are Friends Electric?"fragen die Synthies, aber der Gesang sagt "nein!". "I want a different life", klagt DB stattdessen. Elektro-Tristesse der interessanten Art. Play Tracks 2,3,7,8.
www.redrackem.com
 

 
 
 Mike Oldfield - Tubular Beats
 
 Edel  
 
 
Mike Oldfield legt Hand an seinen zeitlosen Klassiker "Tubular Bells" und andere bekannte Stücke - gemeinsam mit einer Ibiza-Bekantschaft, dem deutschen Platin-dekorierten Produzenten Torsten "York" Stenzel (der u.a. mit Faithless, Moby oder Tina gearbeitet hat). Diese "Tubular Beats" werden polarisieren, obwohl die Remixe Oldfields OK haben, teils unter Benutzung seiner Originalspuren und unter seiner tätigen Gitarren-Mitarbeit entstanden. Zudem gibt es einen neuen Song: "Never Too Far", der von der ehemaligen Nightwish-Sängerin Tarja Turunen interpretiert wird. Über Oldfields Spätwerk kann man geteilter Meinung sein, fraglos wären einzigartige Klangschöpfungen wie die Bells oder "Ommadawn auch attraktive Steilvorlagen für elektronische Bearbeitungen, würden sie mit der richtigen Mischung aus Respekt, Können & Ideen umgesetzt. Dem Trance-Schmock, der hier meist im Ergebnis ertönt, fehlt es leider vor allem an Inspiration - enttäuschend. www.tubular.net www.mikeoldfieldofficial.com
 

 
 
 Etango - Discoteca  
  Samplepark / Galileo MC  
 
 

Projektname und Albumtitel sagen schon alles. Als Etango verordnen die Produzenten Arne Bense und Ingo Daus dem Tango und seinen Spielarten eine Elektro-Kur, die auch in der "Discoteca" funktionieren soll. Beats, Delayeffekte & E-Gitarre treffen auf die charakteristischen traditionellen Tangoinstrumente Bandoneon und Geige. Die Eigenkompositionen folgen dem Aufbau einer klassischen Tanzveranstaltung (Valses, Milongas, Tangos und Nextangos). Irgendwie hat man das von Gotan Project, Gustavo Santaolallas Bajofondo Tango Club & Co. schon spannender vorgeführt bekommen. Hier springt kaum einmal der Funke über, die Beatbox nervt, es gelingt keine Symbiose. www.e-tango.de
 

 
 
 Metaboman - Ja/Noe
 
 Musik Krause / Rough Trade LIVE-TIPP
 
 
 
Metaboman ist die eine Hälfte vom Krause Duo (mit Carlson Basu) & praktischerweise auch Gründer des krausen Labels, auf dem "Ja/Noe" aktuell erscheint. MMan versteht sich hier als Dirigent & Arrangeur einer Vielzahl befreundeter Künstler, die auf dem Clubalbum ihre Spuren hinterlassen haben. Bspweise San Proper, Large M, Berk Offset, Stefan S. Hepper, Thomas Prestin, Ian Simmonds, Dave Aju, DJ Légères, Flowin´ Immo oder Jonathan Illel. Überlassen wir dem "Schrouse & Trashno"-Künstler für eine Eigeneinschätzung das Wort: "Der Groove & die Bässe sind tief, die Tracks sind knusprig und elastisch zugleich, alles riecht hier nach Holz. Es ist Musik - gemacht für Kopf & Glieder." Das kann man mal so stehenlassen.
Livegigs mit Krausevibe im Februar & März unter : www.metaboman.com
 


 
 
 about: berlin vol.2 / Mollono. Bass - Remix Collection  
 Various Artists - Polystar / Universal * 3000 Grad Records - Kompakt / Rough Trade  
 
 
Über das Panorama der Oberbaumbrücke, das schon die Vorgänger-Compilation zierte, hat sich die Nacht gesenkt. Es gibt Nachschub an Electronica- & House Klängen mit einem hauptstädtischen Touch, so wie ihn die Polystar-Strategen definieren. Das frische Universal Signing Laing darf mit dem programmatischen "Morgens Immer Müde"(aber abends bin ich wach) den Reigen eröffnen. Weitere Konzernkünstler wie Lana del Rey Florence & The Machine oder Lukas Graham bekommen einen passenden Mixmantel verpasst. Deutsch bleibt integraler Bestandteil „So weit wie noch nie“ von Jürgen Paape oder berlinerisch reduziert: der „Kackvogel“ von Solomun und auch alte & ganz alte Schlachtrosse wie 2raumwohnung oder Laid Back müssen nachts nochmal eben raus.

Soundmäßig und auch sonst irgendwie der Haupstadt zugeordnet wird ja Acker-Mann Molle aka Mollono Bass, obwohl er doch in Wustrow (Mecklenburg-Vorpommern) residiert. Auf der aktuellen Remix-Collection sind
zahlreiche Remixes versammelt, die der Gute in letzter Zeit so fabriziert hat - u.a. für & mit Be Svendsen, Felix Eul, Fuji Kureta, Stereo Express, Schäufler & Zovsky, Peng Peng, Dole & Kom ("Quetschkommode") oder Dolph. Das hat recht oft einen schönen Flow, auch außerhalb der Clubmauern.

www.3000grad-records.de Live-Dates: www.mollonobass.de
 


 
 
 Le Café Abstrait - Vol.9
 
 Various Artists - Stereo Deluxe - Ministry of Sound / Warner
 
 
 

Die langlebige Café Abstrait-Serie ist bei Folge 9 angekommen. Nachdem beim Vorgänger aus dem Jahr 2011 eine "Best-of"-CD mit Material aus den Jahren 1996-2010 gefüllt wurde, zelebriert (Radioshow- & Event-)Mastermind Raphael Marionneau diesmal auf CD1 `le matin´ und auf CD2 `le soir´. Die Musik? Wenig überraschend - sowohl als auch: C - H - I - L - L- O - U - T. Punkt. Vielleicht nicht die zwingendste Ausgabe biher. Jedenfalls nichts für Hörer mit Panflöten-Allergie, Vogelgezwitscher- und Meeresrauschen-Horror. Solche soll es geben.

www.abstrait.de

 

 
 
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