Reviews World 04-2015-1

 

* soundtrack * crossover * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * audiobook * film * comic * book *

 
 

Buena Vista Social Club - lost and found

Various Artists - World Circuit / Indigo

Natürlich ein Selbstläufer, diese jetzt zur letzten offiziellen Tournee erscheinenden Live-Aufnahmen und unveröffentlichten Tracks aus der legendären Aufnahmesession mit Ry Cooder & Nick Gold in Havanna anno 1996. Auf dem Cover schlägt man mit der Silhouette des einen noch leeren Auftrittsort inspizierenden, 2005 verstorbenen Ibrahim Ferrer (Compay Segundo † ´03, Ruben Gonzalez † ´03) bereits nostalgische Töne an. Also Zeit, den letzten überlebenden `Originalen´, dem vergleichweise jüngeren Eliades Ochoa (69) und insbesondere der 85-jährigen Omara Portuondo "Adios!" auf die Bühne zu rufen. Doch sicherlich wird es vom allerletzten US-Konzert erneut einen Mitschnitt geben, der sich dann an "Live at Carnegie Hall" von 1999 messen lassen muss.

Ab 15.4. ist das Orchesta Buena Vista Social Club weltweit bis in den August auf "Adios"-Abschiedstournee - in der Schweiz, Österreich & Deutschland - in München am 1.7. beim Tollwood-Festival.

www.buenavistasocialclub.com

 
 
 LIVE-TIPP

 

 

 

 

 

Fantasma - Free Love

Soundway / Indigo

Fantasma nennt sich ein interessantes Kollektiv aus Südafrika, das im letzten Jahr eine erste EP unters Volk brachte: Elektro-Produzent Spoek Mathambo und Bacardi House-DJ Spoko, Rock-Gitarrist Andre Geldenhuys (Machineri), Bhekisennzo Cele aus KwaZula Natal, Drummer Michael Buchanan. Mathambo ist auch für die Dokumentation "Future Sounds of Mzansi" zuständig, die die verschiedenen Spielarten mittlerweile auch in Südafrika, dem Kwaito-Motherland, unter den popkulturellen Einflüssen der letzten 40 Jahre herangewachsener elektronischer Musik vorstellt. Zulu-Rhythmen, Psychedelic-Gitarren, Funk, Soul, HipHop-Beats, Township-Trommeln und natürlich House Music - selbstbetitelt kommt dabei „Township Tech“ heraus: „Südafrika ist immer noch ein Land, das tief in Armut, Kriminalität und Ungerechtigkeit steckt. Aber wir feiern, als ob unser Leben davon abhängen würde.“

http://futuresoundofmzansi.com

 

 

 

Bildergebnis für fantasma free love

 




 The Skints - FM  
 Easy Star / Broken Silence LIVE-TIPP  
 
 

`Fresh Brit Reggae´von den Skints, einer Band aus East-London, denen der Offbeat in Fleisch & Blut übergegangen ist: Drummer Jamie Kyriakides, Gitarrist J.W. Rudge, Bassist Doyle & Multi-instrumentalistin Marcia Richards singen (bis auf Doyle) selbst, überlassen das Mikro aber auch zuweilen bekannten Gästen wie Tippa Irie, Horseman, Rival, Natty Rasamurai Irie oder Rufus Hound, die hier mit Wonne die Rollen der DJs beim Radiosender "Big FM" übernehmen. Gegeben werden auf dem flockigen, von Prince Fatty produzierten Album bis auf eine Black-Flag-Nummer Eigenkompositionen, mit dem Highlight "This Town" (feat. Tippa Irie & Horseman"). Tune in!

Anfang April sind die Skints live in einigen deutschen Städten live zu begutachten In München am 7.4. im Strom - im Vorprogramm die wunderbare Hollie Cook !

www.the skints.co.uk  

 

 

Omari Banks - Move On

Big Banko Music - Rootdown / Indigo

"I want to take my music to a worldwide audience. Having traveled the world with sports, I relate to a lot of different people." Omari Banks von der britisch verwalteten Kleinen Antillen-Insel Anguilla legt mit "Move On" ein so glattes wie freundlich-eingängiges Radio-Reggae-Album vor. Bis 2012 war der Mann noch professioneller Cricket-Spieler, nun hat er ein selbst produziertes, in Kingston aufgenommenes und in den USA gemixtes & gemastertes Debütalbum mit 13 Eigenkompositionen auch außerhalb der Karibik am Start. Dessen nicht genug, an den Drums sitzt bei neun der Tracks tatsächlich: Sly Dunbar, ein wahrer Coup für `selfmade´-Newcomer Banks. Das in Deutschland offiziell nur als Download veröffentlichte Album lag zur Rezension dankenswerterweise als (Enhanced) CD vor.

www.omaribanks.com

 

 

 

Move on [Deluxe]

 
 
 Sly & Robbie and Spicy Chocolate - The Reggae Power / Tanya Stephens - Guilty  
 beide: Vp / Groove Attack  
 
 

Und noch einmal Lowel `Sly´ Dunbar. Im Team mit Robert `Robbie´ Shakespeare leiht er der japanischen Soundcrew Spicy Chocolate seine Expertise für einen zeitgenössisch-glatten Dancehall-Longplayer. Innerhalb der globalen Reggae-Gemeinde sind die Japaner wohl eh die fanatischsten ´follower´. Wer hier also pure Sly & Robbie-Riddims sucht, wird hier eher nicht fündig. Es dominieren neue Tunes von jamaikanischen Micro-Starlets & Stars wie Alaine, Cecile, Romain Virgo, Gramps Morgan oder Sizzla, Bitty McLean aus England - aber auch Duette von Beenie Man & der japanischen Hoffnung Crystal Kay, der japanisch-taiwanesischen Thelma Aoyama mit T.O.K. oder Mr. Vegas & Cheon. Dafür gab es immerhin in den USA bereits eine Grammy Nominierung für das 'Best Reggae Album of 2014'. Ähmnja. Geschmackssache.

 

 

 

 

Ebenso wie "Guilty", das aktuelle Album von Tanya Stephens. Zumindest musikalisch, denn an der p.c.-Gesinnung lässt die Künstlerin auch diesmal wieder keinen Zweifel zu: Im eingängigen "Broken People", in dem Stephens erneut `gay people´ ausdrücklich einbezieht in ihre Welt: "everybody just getting by..." - eine Stellungnahme, die im flächig homophoben Jamaica von der Bühne herunter bei weitem keine Selbstverständlichkeit ist. Auch weiter lohnt es bei den Texten hinzuhören, Stephens singt pointiert & sozialkritisch, u.a. aus der Perspektive eines eingebuchteten Verbrechers. Reggae ist musikalisch hier nur einer von vielen Zutaten: Gospel, R & B, Hip Hop & Spoken Word finden gleichberechtigt statt, in der leider auf der Insel populären, oft glattgebügelten Produktion des Triumvirats Serani, Supernatural und Coppershot. Tanya Stephens verzichtet auf eine offizielle Website, sie findet aber ganz neuzeitgemäß auf Facebook, Twitter & Instagram statt.  
 
 
 
 Gentleman - Unplugged / Sebastian Sturm - The Kingston Session  
 Island / Universal Label * Rootdown / Indigo LIVE-TIPPs  
 
 

Tanya Stephens ist auch eine der Künstlerinnen, die auch mit einem Gastauftritt bei Gentlemans aktuellem "Unplugged"-Album auftauchen - in einem bunt gemischten Team, neben Marlon Roudette, Shaggy, Milky Chance oder dem überraschenden Team Campino & Ky-Mani Marley beim abschließenden "Redemption Song", das für den ECHO live mit Maxi Priest, Nneka, Joy Denalane & p.c.-Altstar Wolfgang Niedecken aufgestockt wurde (während der Marley-Filius unpässlich war). "Unplugged" wurde mit erheblichem Vertriebs-Aufwand im letzten Herbst in Deutschland gelauncht und zur Tour im April majorseitig noch einmal bearbeitet. Sowohl die einfache als auch die Doppel-CD-Deluxe-Version sind Gentlemans komplettester Wurf bislang & könnten dem Germaica-Pioneer in der Tat noch einmal neue Fans zuführen.
www.gentleman-music.com

 

 

"We´re not the first ones to learn..." Auch Sebastian Sturm folgt seiner Reggae-Leidenschaft. Für "The Kingston Session" hat der Halb-Indonsier einmal mehr seine bewährte Exile Airline gebucht und im Motherland aufgenommen - im Harry J Studio, in dem weiland auch Robert Nesta Marley gewirkt hat. Mit den Produzenten & Jameekya-Tour Guides Samuel Clayton Jr. (Steel Pulse, Toots and the Maytals) und Stephen Stewart (Harry J) ist ein Album mit neun live eingespielten Jams entstanden, dass die Vibes vor Ort recht gut transportiert. Der nächste künstlerische Schritt wäre für Sturm wohl die stilistische Abnabelung vom übergroßen Vorbild Marley - ob er & sein Publikum das möchten?

Ab Mitte Mai wird zunächst fleissig getourt, ab Juni auch auf deutschen Festivals.

www.sebastian-sturm.com

www.rotdown-music.com
 
 
 
 Attwenger - Spot  
 Trikont / Indigo  
 
 

"Spot" an. 23 Songs, 40 Minuten. "Soul trifft Ziehharmonika" (Cinesoundz) - "Wir wissen nicht, welche Drogen Attwenger nehmen, aber wir wollen sie auch haben." (Franz Dobler) - "alpin grundierter Sound" (Freitagsmedien) - "Quetschnpunkdadaisten" (Falter) - "Bastard-Polka" (Rolling Stone) - "Zwei-Mann-Energiewalze (Die Zeit) - "räudige Sounds" (Now) - "Gegenöffentlichkeit im heimischen Popzirkus" (Fm4.at) - "Traditionelles subversiv aufgeladen" (Wiener Zeitung) - "letztlich ungreifbar" (Profil) - "Alleinstellungsmerkmal - in der Summe grandios" (Mapambulo) - "Voller Stoik & Humor" (Radio Eins) - "smarte Wundermusik (EricPfeil) - "Attwenger machen ihr Ding" (AZ) - "I have no idea what it´s all about, but I like the general noise a great deal" (John Peel †) "...wei olles mitghoacht und mitgschriem und obgschbeichat woan is" (Attwenger,"Glong").

Play Track 15, "Maunda"."Spot" aus.

www.attwenger.at

www.trikont.de

 


 

 

 

Helsinki-Cotonou Ensemble - Fire, Sweat & Pastis

Flowfish / Broken Silence

Helsinki vs. Benin: FinnFunkSoulJazz trifft auf Afrobeat. Bereits das erste Album des Helsinki-Cotonou Ensembles, "Beaucoup de Piment!" von 2013, wurde treffend als "Weather Report meets Fela" beschrieben. Die ´best of both worlds`-Band um die nun auch gemeinsam arbeitenden Songschreiber Janne Halonen & Noel Saizonou probt das Repertoire auf diversen Touren, bis es im Studio perfektioniert & aufgenommen wird. Halonen traf dank 2012 eines Stipendiums in Benin auf den Sänger & Trommelvirtuosen Saizonou, flog erneut mit zwei finnischen Kollegen erneut nach Afrika - ein Jahr später war das erste Album im Kasten. "Fire, Sweat & Pastis" knüpft da nahtlos an und wird ein halbes Jahr nach dem Release in Finnland auch bei uns im Regal stehen.

Live-Termine sind in Planung - watch this:

www.helsinkicotonouensemble.com 

 

 

 

 
 
 Terakraft - Alone / Samba Touré - Gandadiko  
 Outhere Records * Glitterbeat / beide: Indigo TIPPs & LIVE-TIPP !  
 
 

“Truth is, there’s little Nile Rodgers could teach this lot about using a guitar to get people dancing." Terakafts Desert Blues Rock aus Mail sendet Vibrationen bis in die Mojo-Redaktion. Das fünfte Album der Tuareg-Truppe ist ein musikalisch-energisches Zeichen aus einem Land, in dem Vieles Kopf steht. Produziert wurde "Alone" von Justin Adams (u.a. Robert Plant & die prominenten Kollegen von Tinariwen), mittlerweile einem Fachmann für staubaufwirbelnde Rhythmen aus der Sahara. Textlich geht es um Freundschaft und Toleranz. Outhere Chef Jay Rutledge führte ein Hintergrund-Interview mit Frontmann Sanou zur schwierigen Lage der Tuareg in Mali. "Music is like Freedom".

Am 3. Mai tritt Terakaft live im Münchner Milla auf !

Danach Release-Party mit Dala Dala Soundz.

 

 

Ebenfalls das fünfte Album schlägt für Gitarrist Samba Touré zu Buche. Der Vorgänger "Albala" war 2012 unter dem Eindruck von islamistischem Terror und des politischem Chaos´ in Mali entstanden. Touré, `Schüler´ von Ali Farka Touré und Toumani Diabaté, berichtet in den Texten weiter von den wirthschaftlichen Problemen und dem Verlust der Perspektive in seinem Heimatland, schlägt auf "Gandadiko", was in der Sprache Songhai etwa "dürres, brennendes Land" bedeutet, dennoch etwas hoffnungsvollere Töne an. Der abschließende Track "Woyé Katé" ist ein Plädoyer für Enigkeit & Frieden. Musikalisch geht es rhythmisch vielseitig zu, mit sowohl malisch-swingenden als auch westlich-rockigen Gitarrenklängen. Nicht umsonst gibt Touré u.a. Bo Diddley oder Tom Petty als Einflüsse an.

www.samba-toure.com
 
 
 
 Onom Agemo & the Disco Jumpers - Cranes And Carpets Black Flower - Abyssinia Afterlife  
 Agogo / Indigo * Zephyrus / Galileo MC TIPPs  
 
 
"Some playful horn from the Woima Collective guys..." Ende März haben sie wieder mal, wie auch an dieser Stelle vermeldet, in München aufgespielt, die Mannen mit dem Ethio-Jazz-Tick um Tenorsaxophonist, Flötist & Mastermind Johannes Schleiermacher. Polyrhythmische Afrobeats von Marokko bis Ägypten und Psychedelisches vom Synthie-Keyboard, gepaart mit einer verlässlichen Funkyness machen die heisse Mischung aus, die die kosmopolitischen Berliner & Heliocentrics-Spurenleser mit dem Debut "Cranes And Carpets" abfeuern. Hübsch auch die Kaleidoskop-Grafik von Nick Henderson & Bestmate.
Live-Daten & mehr:
https://www.facebook.com/onomagemo www.agogogrecords.com

 
 

 

"Don´t tell me you´ve been to Abyssinia as well !?" Die phantastische Story um den mythisch-mittelalterlichen König Sir Prester John und ein verschwundenes Saxophon im Fold-out-Booklet des aktuellen Black Flower-Albums liefert weitere äthiopische Referenzen. Europäische Musiker wie die des belgischen Ensembles sind derzeit offenkundlich fasziniert von den Erfahrungen des "Abyssinia Afterlife" und dem polyrhythmischen Reichtum, den diese alte Kultur dem Jazz zu bieten hat.
Auch dies ein lohnenswerter Trip, vorerst nur als Konserve:
Livetermine bis auf weiteres nur in Belgien, im September & Oktober dann auch in London & Kopenhagen.
www.blackflower.be
 
 
 
 

Rasgueo - Waterfall

Galileo MC

Das Berliner Ensemble Rasgueo versucht sich an der Verbindung von Flamenco und Jazz, angereichert mit Latin- & Folkzutaten. Derartige Begegnungen haben im Jazz ja eine gewisse Tradition seit Miles Davis´ „Flamenco Sketches“ oder Crossover a la Ketama. In der Band, im einzelnen Flamenco-Gitarrist Nikos Tsiachris, Trompeter Martin Auer Drummer Diego Pinera und Bassist Martin Lillich, alles gestandene Jazzer, denen weltmusikalische Färbungen jedoch vertraut sind. Stimmiges Instrumentalalbum ohne Ausfälle.
Rasgueo gibt es im Mai live zu sehen beim Berliner Karneval der Kulturen. Konzerttermine darüberhinaus: www.rasgueo.de/de

 

 

 
 
 The Delegators - All Aboard / Strikkly Vikkly - Vol. I  
 beide: Brainlab Groove / Cargo VINYL-TIPP !  
 
 

Ausnahmsweise an dieser Stelle - last but not least! - der Hinweis auf zwei Vinyl-Releases (jeweils mit mp3-Code), die zur Rezension auf CD vorgelegen haben. Das Brainlab Groove-Label aus Milano, Italia kümmert sich um Funk, Soul, Rocksteady, Reggae, Ska, Easy Jazz und Afrobeat. Dabei ist uns neben der soliden Compilation "Strikkly Vikkly Vol.1" mit 14 vom Produzenten Victor Rice aka Vikkly verantworteten Kollaborationen auch das augenscheinlich im letzten Jahr bereits veröffentlichte, hervorragende Rocksteady/Early Reggae-Album der Ska-Festival London- & Glastonbury-erfahrenen Delegators um ihre mit allen Offbeat-Wassern gewaschene Leadsängerin Janet Kumah in die Redaktion geflattert. JK bräuchte nicht mal den vom Label gezogenen Vergleich mit den Supremes, wären diese in South London groß geworden, zu scheuen. Echt unwiderstehlich - on permanent rotation.

www.brainlabgroove.com

 


 
 
 Previous Issue: 2/3 - 2015 © cinesoundz 2015

* soundtrack * crossover * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * audiobook *