reviews 35 10-07 pop-rock


    * soundtrack * filmmusic * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * audiobook *
    Federico Aubele - Panamericana
    ESL Music

    Das zweite, von Eric Hilton (Thievery Corporation) produzierte Album des argentinischen Weltenbürgers Federico Aubele drückt mit seinen stimmigen Sound-Strukturen (Thievery-Grooves & sparsam-sanfte Electronics treffen auf akustische Gitarre, Bläser und verhallte spanische Frauenvocals) die starke Bindung Aubeles an seine Heimatstadt Buenos Aires aus. Sinnbild dafür auch die titelgebende legendäre "Panamericana". Diese Mega-Straße reicht von Alaska im Norden Nordamerikas bis an die Südspitze Argentiniens und verbindet viele verschiedene Kulturen beider Amerikas miteinander. Von amerikanischem HipHop über mexikanischen Bolero über oder jamaikanische Reggae & seine charakteristischen Dubtechniken bis zu diversen Latin-Ingredenzien floß vieles davon in dieses großartige Album Aubeles ein, der seinen Ruf als begabter Erneuerer südamerikanischer Musiktraditionen damit ausbaut. www.federicoaubele.com
     




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    Culcha Candela
    Homeground / Styleheads / Universal

    Culcha Candela besteigen den Ring diesmal gleich mit ihrem deutschsprachigen Hit "Hamma". Einmal mehr bietet ihr drittes Album den bekannten, zunächst bei den größeren Brüdern Seeed abgeguckter Dancehall-Genremix, der bei CC noch um eine Soft-Pop- und natürlich die Latin-Komponente erweitert wird und mittlerweile ein ebenfalls sehr großes,
    noch etwas jüngeres Publikum erreicht. Die Gruppe besteht aus sechs Vokalisten und einem DJ, von denen jeder einen anderem musikalischen Background einbringen kann. Manchmal geht es trotz der gegebenen Vielfalt und gelungenen Songideen im nächsten Track musikalisch & textlich wieder pubertär zu, aber auch die CC-Multikulti-Sunnyboys werden ja älter.
    Play Tracks 1, 5, 7,12, 14 www.culchacandela.com


    Einstürzende Neubauten - Alles Wieder Offen
    Potomak / Indigo

    Im 28. (!) Jahr ihres Bestehens beweisen sich die Einstürzenden Neubauten erneut mit einem neuen Album als einzigartig. "Alles wieder offen", an über 200 Tagen im eigenen Studio nach dem Neubauten-eigenen Supporter-Modell verwirklicht und ohne Plattenfirma in den Handel gebracht, zeigt das Berliner Kollektiv um Sänger & Texter Blixa Bargeld in bestechender Form. Eingängige, teilweise selbstreferentielle Songs dominieren, nur einmal wird die Soundsäge herausgeholt. Das Album legt dabei dennoch eine kaum erwartete Dringlichkeit an den Tag, keine Spur träger Ruhe. "Alles wieder offen" ist nach dem 2004er "Perpetuum Mobile" und experimentellen, nur im Internet erhältlicher Werke das erste wieder regulär erscheinende Album der Band. Im Frühjahr 2008 gehen die Neubauten damit europaweit auf Tour - ein unbedingt vorzumerkendes Ereignis. www.neubauten.org
     

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    Ola Onabule - The Devoured Man
    Rhythm Attack / Edel

    Der aus Nigeria stammende britische Sänger Ola Onabule macht auf seinem bereits sechsten Album da weiter, wo er mit dem fünften aufgehört hat. Stimmlich zwischen Seal und Al Jarreau angesiedelt, bastelt er weiter an seiner sauberen Soulmusik. Dabei kommt alles aus einer, seiner Hand: Komposition, Arrangements, Produktion. Beeindruckend. Seine Kritiker kreiden ihm genau dies an: hin & wieder würde bzgl der balladen-dominierten Songauswahl und hin & wieder austauschbaren -Struktur eine (zweite) Produzentenmeinung möglicherweise wirklich nicht schaden. Onabule musiziert auf "The Devoured Man" aber auf so hohem Niveau, daß die Kritiker vielleicht einfach erst beim nächsten Album wieder vorsprechen sollten.
    www.olasmusic.com www.myspace.com/olaonabule
     


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    Solal presents: Moonshine Sessions
    Ya Basta! / Universal

    „The Moonshine Sessions“, das neue Album von Philippe Cohen-Solal, geht in eine völlig andere Richtung als sein immens erfolgreiches Gotan Project. Die nicht lupenreinenund gerade deswegen spannenden Country-Songs wurden zum Grossteil von ihm selbst komponiert und in der Nähe von Nashville mit einem Ensemble von Musikern wie Bucky Baxter, dem ehemaligen Steel Pedal-Spieler von Bob Dylan, Richard Bennett, der mit Neil Diamond und Emmylou Harris zusammenarbeitete, Kenny Malone, Stuart Duncan und Shawn Camp aufgenommen. Funktioniert großartig und der Enthusiasmus, den Solal als französischer Country-Fan mitbrachte, wirkte offensichtlich ansteckend. In Baxters Three Trees Studios in zwei Wochen eingespielt. Aufgrund der Qualität des Songwritings hätte es nichtmal die (durchaus gelungenen) Coverversionen von "Dancing Queen" & "Pretty Vacant" gebraucht, da das Album mehr zu bieten als Pop Hits im Countrygewand, wie von The Twang & Konsorten durchexerciert. www.myspace.com/moonshinesessions  

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    Public Enemy - How You Sell Soul To A Soulless People Who Sold Their Soul???
    SLAMJAMZ / Redeye / Cargo

    "Black is back" und Public Enemy sind wieder da. Chuck D und Flavor Flav sind nicht mehr die Jüngsten, zeigen aber zum 20-jährigen Bandjubiläum diversen Nachkömmlingen auf dem neuen Album aber gleich mit dem Opener & Title Track sehr deutlich, wo der Hammer hängt. Gewaltige Beats, die bewährte Zweisprache zwischen den beiden Masterminds und Samples, was das Zeug hält: von Metalgitarren, über Tv-Geplapper bis zu fetten Bläsersätzen. Zwischen Track 1 bis 3 kommt man kaum zum Luftholen, ebenfalls fantastisch produziert: die knapp 5 MInuten von Track 11, "Escapism", denen die heftige Industrie-Anklage "Frankenstar" folgt. Flav brilliert auf danach auf "Bridge of Pain" and so on. Großes Kino, Public Enemy - still by any means necessary. Eine DVD mit diversen Video-Clips , Live-Material & Fotos gibts im Doppelpack noch dazu.
    www.SLAMjamz.com


    KT Tunstall - Drastic Fantastic
    Relentless / EMI


    Nach ihrem starken Debüt "Eye to the Telescope" ist "Drastic Fantastic" nun deutlich weniger spektkulär ausgefallen, als es das Posing mit ihrer heiß geliebten Gretsch Falcon Gitarre auf dem Cover vielleicht vermuten ließe oder sich viele von der schottischen Singer/Songwriterin erhofft haben. Zuwenig Elemente aus den elf neuen Tracks bleiben hängen, aufwendig produziert aber ohne hooks plätschert das Album vor sich hin. Wer KT Tunstall live gesehen hat, vermutet eine nur vorübergehende Schwächephase, bis die Entertainerin wieder Aufregenderes zu bieten hat.
    Play Tracks 4,5.
    www.kttunstall.com


    Road - Can´t Talk
    Stereo Deluxe / Ministry of Sound

    Jüngst auf der Popkomm vorgestellt, hat das Road-Trio -Paul Gunter (u.a.Stomp), Mike Benn (Beth Orton, Bebel Gilberto) und D. “Boo” Gallagher) fürs Debütabum eine ganz erstaunliche Riege von Sängern und Sängerinnen verpflichten können: Terry Callier, Earl Zinger, Valerie Etienne (Ex-Galliano, Two Banks of Four), Lucy Jules (Brand New Heavies), Rosina Kazi (Lal), Elliot May (Basement Jaxx), Lorna Brown (Terry Callier), Jeanine Levy und Will Mathews (Lo-finger & Rub Ultra). Zusätzlich werden für einen nicht alltäglichen Sound noch eine Reihe ausgefallener Instrumente wie Berimbau (Musikbogen), Surdo (Zylindertrommel), Hurdy Gurdy (Drehleiher), Double Bass und Moog-Synthesizer zum Einsatz gebracht. Ausgetretene Pfade sollten erklärtermaßen vermieden werden. Alles gut & schön, die aufwendige Oberfläche blitzt, fehlen tut hier leider ganz einfach substantielles Songwriting. www.myspace.com/roadonline


    Plus 49 - Hymn Without Country
    Auric / Daredo / Zyx

    Das zweite Album "Hymn Without Country" des Kölner Produzenten-Duos plus 49 (Schöneich und Simon Hof) veränderten Einiges im Vergleich zum Vorgänger, weibliche Vocals und der Hang zum allzu poppigen Wohlklang fehlen nun. Der dynamische Opener borgt ein wenig bei Blue Oyster Cults Klassiker "Don´t Fear The Reaper", der Text von "Do Not Reply" setzt sich dabei aus den Betreffzeilen von Spam-Mails zusammen. Damit scheint dann schon das Pulver verschossen, die meisten der folgenden Songs bleiben nicht hängen. Zum Abschluss des Albums bietet der Titeltrack "Hymn Without Country" tatsächlich noch ein für die Studiolandschaft recht ungewöhnliches Instrument, nämlich ein Alphorn auf. Dazwischen viel Leerlauf. www.plusvierneun.de

    Malibu Stacy - "G"
    Strangeways / Indigo

    Malibu Stacy ist nicht etwa die mutmaßlich minderjährige Schöne auf dem Cover, sondern die 6-köpfige belgische Indie-Band gleichen Namens, deren Musik zwischen Britpop, Indie-Gitarren und New Wave-Keyboards siedelt. Vieles klingt auf dem in Italien aufgenommenen Debüt dynamisch, aber austauschbar, einzig "Soda Pop" hat das Zeug zu einem mittleren Hit. Unter drei "Extra"-Tracks überrascht nur die Auswahl des und unpassend das Bangles-Covers "Walk Like An Egyptian", es ist einfallslos heruntergespielt, ohne etwas zum Original zu addieren. Zum Selber-ein-Bild-machen stehen vom 6.-8.11. drei Konzerte in München, Berlin & Köln an. www.malibustacy.com. Play Tracks 3, 9, 10, 14.

    Brian Setzer Orchestra - Wolfgang´s Big Night Out
    Surfdog / Neo / SonyBMG

    Was fehlt eigentlich noch im Backkatalog Ex-Stray Cat Brian Setzer? Richtig, ein Klassikalbum. Geht nicht? Geht wohl, schon immer gab es Klassik-Adaptionen bei Beat- & Rock´n Roll-Bands. Mit „Wolfgang´s Big Night Out“ erfüllt sich Setzer einen offenbar schon länger gehegten Traum. Los geht es mit einer Swing-Version von Beethovens „Symphony No.5“, gespielt von Setzers 18köpfiger Band. Der Chef selbst dabei an Mikro und diversen Gitarre(n), Mozarts „Eine Kleine Nachtmusik“, Offenbachs "Can Can", Rossinis "Wilhelm Tell Overture" oder Tchaikovsky´s „1812 Overture“ dürfen nicht fehlen. Boogie und Big Band Sound der 40er und 50er funktioniert durchaus als Soundmantel, ein übriges tun die flapsigen Songtitel wie "Honey Man" oder "Swingin´ Willie". Fazit: "Yes We Can (Can)" - im Gegensatz zu den zeitgleich auf SonyBMG veröffentlichten Hooters steht Setzer musikalisch noch voll im Saft www.briansetzer.com
     

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    Gregory Darling - Shell
    F.O.D. / Soulfood

    Gregory Darling, bisher als Toursupport von Bryan Adams aufgefallener und mit seiner Ex-Band Darling Cruel weniger erfolgreicher Singer/Songwriter, will es jetzt wissen. Begleitet von Julian Lennon-, David Gray- und Blondie-Musikern (und des öfteren von einem "Wall of Sound" aus Streichern) setzt der in Europa umherstreifende Kalifornier bei seinem Solo-Album "Shell" auf die große Geste - musikalisch wie textlich ("beautiful sweet perfection watching over you") und scheint des öfteren zu versuchen, möglichst viele musikalische Stilmittel in jeden einzelnen Song zu pressen - meist klingt das zu gewollt, wie der zuweilen unnötig ins Falsett gepresste Gesang. Bis zu "everybody´s darling" dürfte es da eine längere Wegstrecke werden.

     




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