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Reviews Pop - Rock 02-2016

* soundtrack * crossover * pop * catalog * jazz * electro * world * audiobook * film * comic * book *

 Promise & The Monster  
 Bella Union - PIAS Coop / Rough Trade  
 
 
Promise & The Monster aus Stockholm, neuester Zuwachs bei Bella Union mit einem sehr atmosphärischen Mystery-Pop-Album. Sängerin & Songwriterin Billie Lindahl lässt ihre hellen, teils von Lisa Isaakson verstärkten Vocals über den mal folk- mal indiepop-basierten Kompositionen von einem teils elektronischen, teils handgemachten Wall of Sound umhüllen, dessen gern verhalltes, leicht angedüstertes Klangbild zuweilen an die cinematischen Qualitäten von Goldfrapp erinnert. Die meisten Instrumente spielen sie und Produzent Love Martinsen selbst, gelegentlich helfen schwedische Gastmusiker an Drums, Violine oder Trompete aus. Auch ein schönes Digipak-Cover, by the way (Studio Kalle Mattson). Play Tracks 1-4, 7, 10. 
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 Wild Nothing - Life of Pause  
 Bella Union - PIAS Coop / Rough Trade  
 
 
Und nochmal Gelungenes aus der Bella Union-Family. Vier Jahre nach Gemini kommt Jack Tatum aus Brooklyn mit dem neuen Wild Nothing-Studioalbum um die Ecke. Der Opener Reichpop zieht gleich mit titelgerecht minimalistischen Marimbaklängen von Percussionista Pelle Jacobsson die Aufmerksamkeit auf sich. Auch die nächsten beiden Tracks des in Los Angeles und Stockholm mit Produzent Thom Monahan (Devendra Banhart) aufgenommenen Life Of Pause überzeugen, Mastermind Tatum hat einiges an Melodien in petto, meist, wie auf dem Titeltrack, mit druckvollem Bassspiel und euphorischen Synthieklängen garniert.
Play Tracks 1-3, 5, 7, 9, 10.
www.wildnothingmusic.com
Erst für den 22. & 23. Juni sind zwei Deutschland-Gigs in Sicht, vorher ist Tatum ausgiebig in den USA & Westeuropa unterwegs.
 

 
 
 Jochen Distelmeyer  
 Four Music / Sony  
 
 
Löcher, Leaks & Literatur. Wen es in Lesungen zu Jochen Distelmeyer Romandebut Otis verschlagen hatte, konnte ahnen, was als nächste musikalische Veröffentlichung des Ex-Blumfeld-Sängers folgen würde. Schon zwischen den Rezitationen streute JD einige seiner Lieblingslieder aus fremder Feder in eigener Solo-Gitarren-Version ein - gesungen auf Englisch. Natürlich macht die Kombination von meist gelungener Songauswahl (u.a. Material von Kris Kristofferson, Al Green, Roddy Frame, Nick Lowe) und Distelmeyers charismatischer Stimme "Songs From The Bottom Vol. 1" grundsätzlich interessant. Zu den gelungenen Tracks gehören Video Games (Lana Del Rey), Richard Ashcrofts BritPop - Hymne Bitter Sweet Symphony (mit gepfiffener Einlage) oder I Could Be The One (Avicii), während bei Lets Stay Together auch die von Produzent Swen Meyer unterlegten Natursounds nicht kaschieren können, dass Distelmeyer hier, wie beim Byrds-Oldie Turn, Turn, Turn doch eher wenig Neues eingefallen ist. Britney Spears' Toxic bleibt Geschmackssache und mit Beautiful Cosmos gibt es einen arg stockenden Schluß.
 


www.distelmeyer.com

 
 
 Eliot Sumner - Information  
 Island / Universal  
 
 

Eliot Sumner ist nach einer mehrjährigen Pause (Schreiben, Touren,Erwachsenwerden) mit dem aktuellen Album nicht mehr als I Blame Coco Frontfrau, sondern solo unter dem bürgerlichen Namen unterwegs - was weiterhin nicht bedeuten würde, dass sich die 25-Jährige einen Promi-Bonus als Tochter eines berühmten Vaters erhoffen würde. Die stimmliche Nähe zu Sting ist dennoch auch auf Information verblüffend. Leider ist die auf den hier meist im Uptempo-Bereich angesiedelten Tracks meist von einem Zuviel an Elektronischer Breitwand zugeklatscht, die auch teils passable Songs erdrückt, was wohl nur teilweise auf die Kappe von Produzent Duncan Mills (u.a. Vaccines) geht: "Solche Musik würde ich mir wahrscheinlich selbst anhören.
www.eliotsumner.com

 
 
 
 Für Hilde  
 Various Artists - Four Music / Sony  
 
 
Gegen das gesprochene Intro konnte sich Hildegard Knef zumindest nicht wehren. Der vorliegende Tribut-Sampler sollte eine posthume Hommage an Schnauze und Sentiment der Ikone werden - aus Anlass des 90. Geburtstages am 28.12.2015.
19 Pop-Kreative machten sich labelübergreifend an ausgewählte Song-Werke der Grand Dame der deutschen angejazzten Chanson-Kultur - und es kommt leider bei den mediokren Rap-, Rock- Indiepop- & Naidoo-Fahrwasser-Schnulzversuchen bescheiden wenig Zählbares heraus. Mark Forster, Die Fantastischen Vier, Bela B & Bonaparte, Samy Deluxe, Clueso, Mieze, Selig und zwölf weitere "Stars" waren "Für Hilde" am Start und lassen die Kluft in der Sprachbehandlung allzuoft schmerzhaft deutlich werden. Wer das Original nicht komplett ruiniert, ist hier schon König unter den Blinden. Bitter.
 

 
 
 The Rhythm Junks - It Takes a While  
 Popup-Records / Cargo
 
 

Man hört jüngst wieder mehr aus Belgien – Musikalisches, Erfreuliches ist gemeint. Nach dem bemerkenswerten "Belgica"-Soundtrack von Soulwax aus Ghent steht für Anfang März das vierte Album des über 10 Jahren zusammenspielenden Trios Steven de Bruyn, Jasper Hautekiet und Tony Gynselinck ins Haus. Die versuchen sich an einer Art Stoner Rock - ohne Gitarren. Kennzeichnend für den Sound der Band ist de Bruyns bluesige Mundharmonika, der der Frontmann aber eine breite Palette von an andere Instrumente erinnernden Klängen entlockt. Der zweistimmige Gesang gemahnt zuweilen auch an die Comsat Angels.
Ab dem 22.3. sind die Rhythm Junks bis Ende April in zehn deutschen Städten live zu begutachten.
www.therhythmjunks.com

 
 
 
 Jamie Lawson  
 Gingerbread Man / Warner  
 
 

Ed Sheerans neu gegründetes Label Gingerbread Man Records präsentiert das erste Signing: Jamie Lawson aus Plymouth. Dessen selbstbetiteltes Werk fällt gleich als Opener mit der Single Wasn't Expecting That ins Haus, die Sheeran aus dem Stand überzeugte. Der in Australien & Neuseeland reüssierende Song rauschte im UK schnell auf Platz 1 der iTunes Charts und kam auch in den offiziellen Charts erst auf Platz 6, dann auf 1. Das Album wurde von Sheeran-Buddy Will Hicks (Lily Allen, Plan B) recht breitwandig produziert. Auf die Gesamtlänge fällt das Ganze ab, zumindest für denjenigen Hörer, dem das Pathos in Lawsons Minne-Gesang zuweilen etwas zu viel wird.
www.jamielawsonmusic.com 

 
 
 
 Terrorgruppe - Tiergarten  
 Destiny / Broken Silence  
 
Ob der Name der Berliner Truppe derzeit allzuviel positive Reaktionen einfahren wird, bleibt mal dahingestellt. Aber was schert das schon Punker? Die klauen fürs Tiergarten- Cover dem weltbekannten Selfie-Primaten zwar sein Copyright, sind aber hier sonst recht p.c. unterwegs - zumindest thematisch, denn auch auf dem rechte "Amöbenhirne" dissenden Schlechtmensch wird munter bei Polices Dont Stand So Close To Me "geborgt". Rund 13 Jahre nach ihrem letzten Longplayer kriegen von den Aktivisten um Kid Katze aktuell Kirche, Blutbürger und Homophobe ihr Fett weg. Und auch Punker verstehen mittlerweile was von Marketing & Merchandising - verschiedene Vinylfassungen mit bedruckter 4c-Innenhülle & Downloadcode sowie als luxuriöse LP-Box (Green Sparkled Glitter Vinyl) mit CD- Album, Downloadcode, Lieder- und Comicbuch sowie bedruckter Bandana.
www.terrrorgruppe.com
 
 
 Chili and the Whalekillers - Words on Tuesdays / Marta Ren - Stop Look Listen / De-Phazz - Private  
 Various Artists - Velocitysounds / Broken Silence * Record Kicks * Groove Attack * Content / Edel  
 

1 Von der 5-köpfigen österreichisch-isländischen Indieband kommt mit Words on Tuesdays ein etwas konstruiert-unausgereift wirkendes Album, das noch zu selten, etwa bei Lovers of the Century eine rough-cut-Qualität a la Dexys Midnight Runners ahnen lässt. Doch das Material (und auch der Gesang) schwächeln - mindestens zum Songwriting nochmal in Klausur, please. www.chiliandthewhalekillers.com

2 Neues bei Record Kicks: Souldiva Marta Ren & ihre acht Groovelvets aus Porto (of all soulful places) mit Stop Look Listen. Die Single I'm Not A Regular Woman hatte die Erwartungen bereits hochgeschraubt, die sich nun mit dem von Andy Vandette in New York gemasterten Album bestätigen. Der instrumentale Background hat Feuer und Miss Ren folgt in bester Tradition den Soul Sistas der Sixties. Play Track 2 Release Me & Track 5 2 Kinds of Men. www.facebook.com/MartaRenTheGroovelvets

3
De-Phazz-revisited, quasi ein "Unplugged"-Versuch von Pit Baumgartner & Co. Auf De-Phazz Private, feat. Pat Appleton kann der Chefkoch aber dennoch, trotz erklärtem "hand-made-sound", nicht die Finger vom Hall und anderen Effekten lassen. "Erstmals akustisch im Studio eingespielt" verspricht einen neuen Ansatz fürs alte Material, aber der Funke springt nicht so recht über.
www.de-phazz.co