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reviews 30 - 12 - 06 pop-rock

pop / rock :  

* soundtrack * filmmusic * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * audiobook * x-mas *
 

Koop - Koop Islands
Compost / Groove Attack

Vier Jahre lang liegt "Waltz For Koop" nun schon zurück. Der Nachfolger ist dem schwedischen Duo erneut wohlgeraten, auch wenn die zweite Album-Hälfte gegenüber den tollen ersten vier Tracks abfällt. "Come To Me" ist eine stellare Single, sogar mit einigem Weihnachtsappeal, die schon in westdeutschen Fußgängerzonen auf Rotation geortet wurde. Die musikalische Reise voller exotischer Sounds und mit mehr karibischen Einflussen wird durch die Vocals getragen, als Sänger sind neben Yukimi Nagano noch Mikael Sundin, Rob Gallagher (aka Earl Zinger) und Ane Brun mit von der Partie. Koop aka Oscar Simonsson und Magnus Zingmark bleiben jedoch ein Lounge-Jazz-Studioprojekt. Ihr überraschend spärlich besuchter München-Gig wurde erst durch den virtuosen Vibraphonisten Matthias Stahl lebendig, da konnte die reizende Yukimi noch so herzerwärmend strahlen.

Lee Hazlewood - Cake or Death
BPX1992 / SonyBMG
 
Der grosse alte Lee. Immer wieder angekündigt, dennoch not arrived yet. Wir müssen auf Anfang nächsten Jahres vertrösten...









Tom Waits - Orphans - Brawlers, Bawlers & Bastards
3 Cds - Anti / SPV

Schon öfter kokettierte Tom Waits mit Nachrichten über eine Box mit Raritäten aus seinen Archiven, sogar der Titel stand seit Jahren fest: "Orphans", also „Waisenkinder“ – Inedits, Übriggebliebenes, Seltenes, Vergriffenes, Soundtrack-Titel, Tribute-Stuff, Collectibles - wie der "Heigh-Ho"-Track aus Hal Willners grandiosem Disney-Album. Nun sind es sogar drei Cds mit insgesamt 56 Tracks, also mehr als 3 Sunden Spieldauer geworden, die zusammen mit einem üppigen, Mehr-Buch-als-Bookletalben veröffentlicht werden, schließlich ist ja bald Weihnachten. Als "Brawlers", "Bawlers" & "Bastards" stellen sich die Waisenkinder dar, das Rätselraten ein Ende und nach den Feuilleton-Redakteuren schließen sich die Fans mit dem croonenden, krächzenden, bluesenden Bohemian-Packen ein.
www.officialtomwaits.com
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Little Axe - Stone Cold Ohio  
Real World / Virgin / EMI  


Bewährter Stoff von Little Axe-Mastermind Skip McDonald, der gerade, ohne große Vorankündigung zu einigen Trio-Gigs (mit den bewährten Mitstreitern Doug Wimbish (Living Colour) am Bass und Keith Le Blanc an den Drums) in Deutschland war. Nachdem das letzte Album, obwohl ebenfalls auf Realworld erschienen, bei uns nur als Import erhältlich war, ist "Stone Cold Ohio" umso willkommener. Etwas verspielter mit - in Massen- mehr Elektronik und Beatsprogrammierung wird vom neuen Studioteam auf der stets präsenten und eingängigen Blues- und Gospelprägung aufgebaut, was bei allen dezenten Neuerungen wieder ergibt: Südstaaten-Atmo pur. Ladies & gentlemen - Welcome back to Skips future blues show.

www.little-axe.com

 

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Joanna Newsom - Ys
Drag City/ Rough Trade

Joanna Newsom spielte mit „The Milk-Eyed Mender" vor zwei Jahren neben Devendra Banhart und Coco Rosie an der Spitze der sogenannten New-Weird-America-Szene. Die Harfe, im Pop nur sehr überschaubar als Lead-Instrument eingesetzt, ließ die Kalifornierin allein schon aus der Masse herausragen. Ungewöhnlich allerdings auch ihr Gesang, der deutlich polarisiert. Der Sound von „Ys" ist um Eiiniges verbreitert worden, wir hören Orchester. Dass weder Newsom noch ihre Harfe dabei untergehen, ist ein Verdienst ihres Produzenten-Dreamteams: Steve Albini, Van Dyke Parks, der für die Streicher-Arrangements verantwortlich zeichnet und Ex-Sonic-Youth-Mitglied Jim O'Rourke als Mixer. Lange Tracks, dramatische Songbögen, Schrägheiten im Gesang, bizarre Texte, Brüche. Das Album fordert, braucht mehrere An- und Durchläufe, belohnt aber auch. Hörenswert.

Brazilian Girls - Talk la Bomb
Verve Forecast / Universal

Brazilian Girls ist ein Quartett, das aus 3 Männern und 1 Frau besteht, brasilianische Beteiligung 0. Soviel vorab. Sängerin Sabina Sciubba ist halb Deutsche (daher liegt man richtig, wenn man meint, aus ihrem wilden , stimmlich ab und zu an Chrissie Hynde erinnernden Sprachmix auch deutsche Fetzen herauszuhören), halb Italienierin, Keyboarder Didi Gutman Argentinier und Bassist Jesse Murphy sowie Schlagzeuger Aaron Johnston sind US-Amerikaner. Studiomusikererfahrung u.a. bei Roy Ayers, Norah Jones, Bebel Gilberto, John Scofield, Matthew Garrison, Lil' Louie Vega, Masters At Work und Wax Poetic, die vier wissen also, was sie auf ihrem 2. Studioalbum anstellen. Funk-Bass, Pop-Chöre, Wave-Keyboards und -Gitarre (Ric Ocasek!), Acid-Schnipsel, Impro-Flair. Das würde man gern mal live erleben, die Berliner durften vor kurzem schon mal , der Rest der Republik hofft auf nächstes Jahr, wenn die Platte (im Januar) denn auch hier veröffentlicht wird. www.braziliangirls.info

 

 

 


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Katerine - Robots Aprés Tout
Bungalow

Der Albumtitel (Robots after all) eine Referenz an Daft Punks 'Human After All', das Tracklisting wie aus dem Computer ("Borderline", "Numéros" , "Le train de 19h" , "Le 20.04.2005" etc.). Während auch die Musik teilweise maschinenhaft daherkommt es auch eingängig poppiges, nur leicht angeschrägtes, fast schon hitverdächtiges Material auf dem wie für die Schwulenmagazine dieser Welt designten zartlila Album, das insgesamt dennoch weniger leicht als die Easy-Nouvel-Chanson-Vorgänger ausgefallen ist. 70er & 80er Referenzen, außerdem fühlt man sich in der Tat hin & wieder an Beck oder an den auf dieser Seite des Rheins ähnlich en Intellekt-Pop schraubenden Andreas Dorau erinnert. Mit den vielen Feinheiten der Platte kann man sich diesen Winter über beschäftigen. In Frankreich gibt es bereits ein auf dem Album basierendes Tanztheater-Stück. Repetez apres moi - Philippe Katerine spielt in seiner eigenen Liga. www.katerine.net

Karma - Latenight Daydreaming
Compost / Groove Attack

Nach mehrjähriger Release-Pause, in der Arbeit fürs Fernsehen (u.a. 37°/ ZDF) meldet sich das Kölner Produzenten-Duo Karma (Lars Vegas & Tom Dams) mit "Latenight Daydreaming" zurück. Jazzanova oder Rainer Trüby beispielsweise bezeichnen Karma als eine ihrer wichtigsten Einflüsse, insofern hört man doch mal bei den elf Tracks des neuen Albums und ihren mannigfaltigen Einflüssen mal genauer hin, die von Neo Soul, Jazz, Folk, Pop-Musik der 60er und 70er, bis zu verschiedenen Soundtracks, Library Music, von Jobim, Carole King, Hall & Oates, Brian Wilson, Marcos Valle, The Zombies, bis zu Terry Callier reichen. Das Album entstand in Zusammenarbeit mit Vokalisten wie Michelle Amador, Oezlem Cetin oder Jerome Stokes und steht in seiner schmeichelnden Sanftheit, gemeinsam mit dem neuen Koop-Werk wohl auch für eine Öffnung in Richtung Pop beim Label Compost.

Sebastien Tellier - Universe
V2 / Rough Trade

Dieses zugängliche Album sollte nach diversen Vorprogramm-Touren den Weg zu einem noch breiteren Publikum für Sebastien Tellier aus dem Air-Umfeld öffnen. Der 31-jährige Pariser Multi-Instrumentalist, auf der Bühne seine Zigarette gern auch mal durch ein Nasenloch inhalierend, war bei seinen französischen Releases immer für diverse Schrägheiten gut. Mit "Universe" aber setzt der Meister vor allem auf getragene, melodische, fein arrangierte Tracks. Nach dem UK-Erfolg des wunderbaren "La Ritournelle", das hier in zwei Versionen erneut enthalten ist, war die Zeit für eine Aufarbeitung des Materials aus früheren Alben mit dem größten (kommerziellen) Appeal reif - hier ergänzt um neue, meist von Alf (ebenfalls Air-Dunstkreis) produziert. Bleibt zu hoffen, daß Tellier seine Filmmusik-Ambitionen weiter verfolgt, für den französischen Film "Narco" und Sofia Coppolas "Lost In Translation" war er schon auszugsweise tätig. "Ich hätte nichts dagegen, enorm erfolgreich zu werden. Aber nur, wenn dies durch reine Kunst - also auf dem schwierigsten Weg - geschieht." Bonne Chance, Monsieur.
 

 

 


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