Kurz vor seinem Geburtstag am 15. Dezember 2012 verstarb in Rio der bereits zu Lebzeiten legendäre brasilianische Architekt Oscar Niemeyer - im biblischen Alter von 104 Jahren. Mit bemerkenswerter Hartnäckigkeit kam Autor Moritz Holfelder im März des selben Jahres noch zu einer Audienz beim greisen Baumeister der Moderne - allein die spannende Schilderung dieser Begegnung im hochwertigen, türkis gehaltenen Digipak-Booklet ist den Erwerb dieses Hörbuchs wert. Mit sparsamen Musik- & O-Ton/Atmo-Akzenten bringt Holfelder im Wechsel mit den Sprechern Sabine Kastius & Peter Veit dem Hörer das stilbildende Werk der Architekturikone näher, die sich hier auch selbst, beispielsweise zu seiner Zusammenarbeit mit Le Corbusier am New Yorker UN-Headquarter äußert. Seine der Natur und speziell ihren weiblichen Rundungen nachempfundenen, scheinbar frei schwingenden Baukörper sind international berühmt - in Brasilien soll das Foto einer Schwangeren vor einem von Niemeyer entworfenen Bau Glück für Nachwuchs & die Familie bedeuten. Die plastische Bausprache des Brasilia-Schöpfers jedenfalls wird auch noch nachfolgende Generationen beglücken. Weitere Titel aus der 2012 verdientermaßen mit dem Deutschen Hörbuch ausgezeichneten Reihe folgen an dieser Stelle sukzessive.
Loriot erzählt Richard Wagners Ring des Nibelungen Deutsche Grammophon / Universal
"Ich liebe Wagners Musik...Sie ist so laut, dass man die ganze Zeit reden kann, ohne dass die anderen Leute hören, was man sagt." Und reden kann der Mann - so, dass im Gegenteil ganz viele Leute zuhören wollen, wenn kein Geringerer als Loriot Wagners aus vier Massiv-Opern bestehenden "Ring des Nibelungen" auf einen (etwa 148 Minuten dauernden) Abend) komprimiert - inklusive launiger Texte, an denen der Humorgigant immerhin in den 80ern schon mal ein halbes Jahr werkelte. Zur Uraufführung kam das Ganze erst 1992/93, die Musikparts entstammen dem von Herbert von Karajan mit den Berliner Symphonikern eingespielten Zyklus - von 1967-70. Neu ist das Ganze also nicht, nur remastered & ins Digipak gewandet. Doch es macht immer wieder neu schmunzeln, wenn der Klassenfeind Alberich, von den Rheintöchtern erotisch frustriert, die dem Rhein entnommenen Wertgegenstände zurückgeben muss oder die auf großem Fuße (unterschiedlich lange) lebenden Bauunternehmer Fasold & Fafner auf Fricka scharfgemacht werden - unter einer Vielzahl von Leitmotiven natürlich.
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