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Jazzanova - Of All The Things
Verve – Universal
 
 
 
Dieses in seinen Arrangements hochverdichtete Album eröffnet nur noch aus traditionellen Gründen die Electro-Sektion. Jazzanova sind , vom Dancefloor kommend, mit diesem Major-Album bei klassischen Songstrukturen und dem reich arrangierten Soul zwischen Marvin Gaye, Philly und Earth Wind & Fire und klassischen Songs angekommen. Streichermäntel, Hip Hop, Latin und Jazz werden mit auf die Reise genommen. "Of all the Things" - der eklektische Ansatz wird durch Guest Appearances wie Leon Ware, José James oder Paul Randolph unterstrichen. Das Vorzeige-Kollektiv aus Berlin scheint mit seiner erstaunlichen Entwicklung den Beweis dafür abzugeben, daß gehaltvolle Musik vom anderen Ende der Welt im globalen Dorf von heute gelernt werden kann. Keine Ausfälle, durchgängig hohes Niveau - Soul aus Deutschland muß eben nicht die Söhne Mannheims bedeuten. Bedauerlich ist nur der Umgang der Industrie mit den Rezensenten, denen statt voll ausgestatteten Versionen "personalisierte" Safety-Cds zugemutet werden. "Wer Musik verplant, macht sie kaputt", mit diesem Jazzanova-Credo, beginnt passenderweise das Jazzecho-Special zum Album...
 

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TIP!
 
 
 Body Language Vol.7 - Matthew Dear
 
 Get Physical / Rough Trade
 
 
 

Matthew Dear an den Decks - Get Physical präsentiert die siebte Fortsetzung seiner Mix-Serie "Body Language" (mit Vorgängern wie DJ Dixon oder Chateau Flight). Von Dear hat gibt es eigene Alben auf Ghostly und Spectral Sound sowie vereinzelte Remixe für Hot Chip, Chemical Brothers oder Black Strobe. In seinem Mix thematisiert er dem Motto der Serie entsprechend "Körper", "Sprache" und "Körpersprache", neben eigenen Tracks findet Material von Kalabrese, Seth Troxler, i:Cube, Sascha Dive, Lorenzo, Johnny D. und DJ Koze statt (letztere gleich je zweimal). Ein gut funktionierender -Mix - es pumpt , aber hat auch Hörqualitäten und vernachlässigt die Melodien nicht. Zum Vor- oder Dauerglühen für Clubgänger durchaus angezeigt.
 

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 Gotan Project Live
 
 Sammel - Lab / Universal
 
 
 

Live-Alben hier nur in Ausnahmefällen - dies ist so einer. Tango & Elektrobeats, Turntable und Bandoneon funktionieren im "Live"-Kontext nicht schlechter als im sterileren Studio-Umfeld - warum auch? Das Frickler-Trio Philippe Cohen Solal , Eduardo Makaroff und Christoph H. Müller wird auf der Bühne ergänzt von Bandoneon, Klavier, Sänger und einem Streichquartett. Die Aufnahmen der CD stammen von zwei Tourneen im Anschluss an die Erfolgs-Alben "La Revancha del Tango" (CD 1) und "Lunático" (Cd 2) und zeigen, dass sich elektronische Programmierung und akustische Instrumente mittlerweile zu einem sehenswerten Tango-Spekatkel verdichten lassen, ein Beweis, den auch Gustavo Santaolallas Bajofondo Tango Club live schon erbracht hat. Auch die opulente Verpackung dürfte Fans freuen.
 

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 Heartbreak - Lies
 
 Lex record / RoughTrade
 
 
 

Das Debutalbum der neuen Italo-Disco-Hypeband aus England, Heartbreak war mit Spannung erwartet worden. Das Duo, bestehend aus dem charismatischen Frontmann Sebastian Muravchik (Argentinien) & dem Keyboarder Ali Renault (UK) kombiniert Oberfläche, Drama & Melodieseeligkeit des 80'er Italo-Disco mit New Wave-Stilmitteln und Vocals zwischen Bee Gees und Sparks. Deren Überdrehtheit und Giorgio Moroders Geist schweben so überdeutlich über all dem, dass die Begeisterung der Fachpresse überrascht, nachdem sich noch jedes ausgerufene Disco-Revival nach anfänglicher Aufregung in letztlich doch sehr überschaubaren Bahnen bewegte. Mehr als ein substantielles Album pro Act scheint das Genre nicht herzugeben. Die anglo-argentinische Antwort auf Hercules & Love Affair.
www.myspace.com/heartbreak1
 

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 The Discoboys - 9
 
 Superstar/ Universal
 
 
 
Raphael Krickow und Gordon Hoolenga machen Deutschlangs erfolgreichste DJ-MIx-Compilation und sind mittlerweile bei Folge Neun angelangt - sie sind die Discoboys. Für die ersten, mittlerweile längst vergriffenen Ausgaben werden inzwischen Fabelpreise geboten. Im poolblauen Digipack verpackt ist diesmal eine erhebliche Bandbreite an kommerzieller, elektronischer Clubmusik: Disco, Progressive- & Tech-House und Elektro bis hin zu R´& B, Die Klientel wird mit dieser Bestandsaufnahme einmal mehr bedient. Nur innovativ ist hier nichts mehr. Während die Disco Boys rückwärtsgewandt Rick Astley oder Midge Ures raunend-pathetische 80er-Unfälle auf den Dancefloor hieven, haben viele von Miamis Clubs längst den Latin-Vorwärtsgang eingelegt, drehen in den Favelas von Sao Paulo oder den Ghetto-Shebeens von Johannesburg zeitgemässere Bpm-Aufreger.
Club-Dates: www.superstar.ag

 

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 Sonar Kollektiv 200
Compost Dreihundert
 
 Various Artists - Sonar Kollektiv / Rough Trade - Compost / Groove Attack
 
 
 

Fast im Gleichschritt marschieren die früher noch enger verbandelten Labels von Jazzanova und Michael Reinboth voran. Beide begehen derzeit runde Veröffentlichungs-Jubiläen:
Mit dem 200. Release beim Sonar Kollektiv ziehen die Berliner Bilanz und haben hier genreübergreifend 17 Jazzanova-Lieblingstracks von neueren Releases versammelt: Christian Prommer´s Drumlesson, Paul Ryan, Stee Downes (see pop), The Black Seeds, Clara Hill´s Folkwaves und das Sonar Kollektiv Orchester. Elektro- & Dancefloor?? Die Diversifizierung der kollektiven Stilinteressen wird mit dieser Bestandsaufnahme sehr deutlich. 200 Releases in 11 Jahren - allemal eine respektable Marke für ein Indielabel. Sonar ist dabei sogar erwachsen geworden
.

300 Releases sind es derweil sogar schon auf Compost Records - noch länger, mittlerweile 14 Jahre ist Michael Reinboths Label nun dabei und feiert sich selbst mit einer gelungenen Zusammenstellung, bei der der Blick nach vorn geht: Drei Nummern darauf sind bisher unveröffentlicht, der Rest der 13 Tracks war bis auf Sepalots "Go get it" und Robert Owens "Never give up" nur auf Vinyl erhältlich. "Freshly Composted" wird alles, was sich nicht vor dem genreübergreifenden Musikinteresse des Chefdenkers retten kann, hier finden etwa R'n'B, House, Big Beat, Spoken Word, Hip Hop oder Italo-Disco in unterschiedlichen Mischungsbeigaben statt. Soul & Jazz finden noch in Spurenelementen, sozusagen als Grundiermörtel Eingang in das bunte Programm mit den Labelkünstlern Mueallem, Ben Mono, Sistars, Alif Tree oder Sepalot (Alex Attias Track damaged, ohne Wertung).
Play Tracks 2, 3, 5, 8, 11. www.compost-records.com
 

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 Mechanic Side of Nature / Nightout In Dubai
 
 Circle / Intergroove - Mole – Indigo
 
 
 Schnell noch aus der Intergroove-Flut zwei Tonträger gefischt. Das Circle-Label verfolgt auch auf der (zweiten) "Mechanic Side of Nature"-Compilation seine Vision einer musikalischen Elektro-Gemeinschaft, aus einer familiären Umgebung heraus ein weites Spektrum von Stilen und Herangehensweisen an den Start zu bringen. Die Label-Weggefährten wie Robert Babicz, Toni Rios, Valentino Kanzyani, Audio Injection, Umek, Onionz und andere stellen exclusive Tracks zur Verfügung. So groß ist die behauptete Vielfalt dann aber nicht. Weniger wäre hier mehr gewesen. Hält das Interesse nicht über die 23 Tracks wach.
Dubai - die Stadt der Superlative am Arabischen Golf für alle, die hoch hinaus wollen. Futuristische Prachtbauten und unermesslicher Luxus neben Ausbeutung und mit Geld oberflächlich zugepflasterten sozialen Gegensätzen. In den Märchentempeln des vermeintlichen Hotspots der arabischen Halbinsel verlangt es auch nach Musiknachschub für die artifizielle Erlebniswelt. Eine Bestandsaufnahme der Clublandschaft, die sich die teuersten DJ-Acts leisten kann, ist da nicht uninteressant. DJ Hildegard und Jérome Noak haben Tracks und Remixe von The Timewriter, Axwell, Michael Gray, Eddie Thoneick und anderen zwischen House & Electro für die vierte, solide pulsierende Folge der "A night out..."-Serie ausgesucht. Music meets Hildegard, www.djhildegard.de
 
 
 

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