reviews 8-08 jazz

 

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Barbara Buchholz - Moonstruck

Intuition / Sunny Moon

Das auch unter dem schönen Namen Ätherophon bekannte Theremin gilt als erstes eletronische Musikinstrument (erfunden vom russischen Physik-Professor Leon Theremin 1919) und verströmt immer noch exotisch-spacigen Zauber. Dieser erstreckt sich auch auf Live-Performances, denn die elektrsche Wellengeige wird ohne direkte Berührung gespielt. Durch die Beach Boys auch in die Pop-Musik eingeführt, und gern im akustischen Background von Science Fiction Filmen eingesetzt, ist der notorische Klangkasten erneut aktuell durch die Umtriebe von Barbara Buchholz. Die Berlinerin gehört weltweit zu den führenden Theremin-Virtuosen und widmet sich vor allem den Möglichkeiten des neuen Midi-Theremin. Ihr drittes Album versammelt eine Schar Künstler, die Kompositionen und musikalische Beiträge beigesteuert haben: u.a. der norwegische Trompeter Arve Henriksen, das Kammerflimmer Kollektief oder Ex-Rainbird Ulrike Haage. Das atmosphärische Album bei dem das Theremin ohne große Geste, fast beiläufig, dominiert, um dann wieder anderen Soli, ob Gesang oder instrumental, den Vortritt zu lassen, ist folgerichtig für die Bestenliste des Preises der deutschen Schallplattenkritik nominiert. www.barbarabuchholz.com



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Christian Prommer´s DrumLesson Vol.1

Sonar Kollektiv / Groove Kollektiv

Recording an album of electronic classics in a different way...Der Name Christian Prommer dürfte vor allem Freunden urbaner elektronischer Klänge ein Begriff sein, als Teil von Fauna Flash oder des Trüby Trios. Sein beim Sonarkollektiv veröffentlichtes Projekt Drumlesson nimmt sich nun aus der Straight Jazz-Perspektive elektronischer Clubklassiker an. Genreklassiker wie Daft Punks "Around the World" oder, Jahrzehnte früher, "Trans Europa Express" wecken sofort das Interesse an diesem Feldversuch, das durch die hörbare Spielfreude auch nicht enttäuscht wird. Da wird dann live von Wolfgang Haffner beispielsweise auf dem Original-Schlagzeug von Curt Cress gespielt, Congas, Drums, Bassist (und Laptop) kommen dazu. Zudem hebt die Trackauswahl diese Lesson von anderen Fusionistas der Nouvelle Vague-Liga deutlich ab. Gemixt wurde das Ganze livehaftig von Peter Kruder im Wiener G-Stone-Studio. Ein zweites Album des Projekts ist noch für dieses Jahr angekündigt, dort soll der umgekehrte Weg beschritten werden, Jazzclassics go Electro.... www.myspace.com/christianprommer 

TIPP

 

 



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Nils Wülker - Turning The Page
Lars Duppler - Alliance Urbaine

Ear Treat Music / Edel

Zwei Veröffentlichungen auf dem mittlerweile nicht mehr bei Sony aufgehängten Label des erst 30-jährigen Nils Wülker. Der zweitpopulärste Jazz-Trompeter im Lande hat sein neues Album Turning The Page in Stammbesetzung aufgenommen (Jan von Klewitz, sax, Lars Duppler, p, Dietmar Fuhr, b, Jens Dohle, dr) und mischt, wie von ihm gewohnt, traditionellen Jazz mit melodischen Pop-Ingredenzien. Sein weiches, aber präzise gespieltes Flügelhorn definiert trotz der recht grossen Besetzung den Wiedererkennungswert des gefälligen Wülker-Sounds. Zudem bemerkenswert: alle 14 Kompositionen stammen vom Bandleader selbst.
Im Oktober durchgängig auf Deutschland-Tournee (Hallen, keine Clubs...) www.nilswuelker.comwww.eartreatmusic.com

Einem seiner Bandkollegen bietet Nils Wülker auch eine Labelheimat für dessen kürzliche Debütveröffentlichung. Der Kölner Lars Duppler hat sich als Pianist der Nils Wülker Group und der Tom Gäbel Big Band einen Namen gemacht. In 2006 und 2007 tourte der 32-Jährige außerdem mit seinem eigenen Weill-Projekt ("Le grand Lustucru", feat. John Ruocco), komponierte für sein Sextett "Palindrome" und schrieb etwas Filmmusik. Die "Alliance Urbaine" besteht aus Paris, Berlin und Reykjavik, der Heimat von Dupplers Mutter. An diesen Orten hat sich der Pianist zu einer Reihe Kompositionen inspirieren lassen, die im Vergleich mit Wülker etwas straighter ausgefallen sind.Metropolen-Jazz als "Essenz meiner Wanderjahre" (Duppler)

www.duppler.de

 
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Nigel Kennedy Qutet - A Very Nice Album

EMI Classics / EMI

Der angeschrägte Geigenvirtuose Nigel Kennedy hat während seiner Karriere öfter auch mit Rock und Jazz kokettiert (bspweise das Album mit Jack De Johnette und Joe Lovano "Blue Note Sessions"). Kennedy, der bei niemand Geringerem als Stéphane Grappelli Jazzunterricht hatte, geht es nun mit der Doppel-CD "A Very Nice Album" nocheinmal ernsthaft an - mit wechselhaftem Erfolg, so scheint es.


Die verabreichte Vorab-CD mit einigen Auszügen reicht aber leider für eine sinnvolle Bewertung oder gar Empfehlung des Pakets keinesfalls aus - null Punkte für die Käuze, die diese Art von Promotion anstrengen.

 

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Trio Elf - 746

enja / Soulfood

Akustischer Jazz mit elektronischem Flow: Das international weit herumgekommene deutsche Pianotrio, namentlich Gerwin Eisenhauer, Walter Lang und Sven Faller, kennt kaum Berührungsängste - auf ihrer neuen CD stehen Johannes Brahms, Kraftwerk oder der Italoklassiker "Azzuro" gleichberechtigt neben Eigenkompositionen (zur Hälfte von Pianist Lang). Minimalistisch und ohne Effekthascherei, wenn man die Trackauswahl nicht als solche wertet. Aber für Puristen stehen ja genug andere Programme zur Verfügung.


Play Tracks 2, 3, 5. www.trioelf.de

 


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Willie Nelson & Wyton Marsalis - Two Men with the Blues 

Blue Note / EMI

Vielerorts beklagt das Feuilleton die Stagnation im modernen Jazz, u.a. auch die Fachpresse in Gestalt der Jazzzeitung, unter namentlicher Nennung von Wynton Marsalis, der mit Willie Nelson schrammeln würde, anstatt sich gefälligst erhabeneren Vorhaben zu widmen. Davon abgesehen, daß Mr. Marsalis oder auch der altehrwürdige Country-Recke es gegenseitig als Ehre empfinden mögen, miteinander auf der Bühne zu stehen - Spaß scheint es auch gemacht zu haben - das Stichwort „Blues“ auf dem Cover trifft damit nur auf einen Teil der Titel zu. Auch davon abgesehen, daß die live mitgeschnittene vom 12. und 13. Januar 07 im New Yorker Lincoln Center (Home of Jazz) sich in der Tat für die x-te Version von "Georgia On My Mind" entscheidet: Ein Live-Treffen dieser Beiden muss nun wirklich nicht innovativ ausfallen, um zu gefallen. Auch wenn das dem Feuilleton nicht passt.

Sound Liberation - Open Üp Your Ears & Get Some

Col Legno

Das eklektisch zusammengesetzte New Yorker Kollektiv Sound Liberation macht sich auf, Musik abseits von Schubladen, Ghettos und Elfenbeintürmen in die Welt zu tragen. Bandgründer Gene Pritsker versteht das als “to put an end to the splitting-up of sound vibrations, which may also be understood to mean the decategorization of musical genres". Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht...Gerade wurde die Hip Hop-Oper "Money" der Künstlergruppe in zwei Teilen erfolgreich aufgeführt. Auf ihrem zweiten Album, das auf dem österreichischen Klassik-Avantgardelabel col legno erscheint, zappen sich Pritsker & Co durch eine Vielzahl Genres, von Kammermusik, instrumentellem Jazz, Klezmer über sanfte Art-Pop-Chöre und Rap-Passagen bis zu Ariengesang auf Noise-Rock (anstrengend). Zuweilen scheinen mehrere Zutaten nach dem Trial- & Error-Prinzip zusammengeworfen zu werden. Oder gibt es doch einen Masterplan? Folgende Musiker sind jedenfalls beteiligt: Charles Coleman: vocals / Gene Pritsker: guitars, piano, rap / Greg baker: guitar / Edmundo Remirez: sitar / Jen Lane: vocals, flute / Mychio Suzuki: clarinets / Franz Hackl: trumpets / Vessko gellev: violins / Dave gotay: celloMat Fieldes: basses / David Rozenblatt: drums / Pablo Rieppi: perc. Play Track 11 www.col-legno.com
 
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