reviews 4-08 pop-rock

 

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Marlango - The Electrical Morning
 
 Get Physical / Rough Trade  
 
 
Die spanische Herkunft ist der Band Marlango schwerlich anzuhören. Auch bei Frontfrau Leonor Watling versteckt sich der spanische Anteil nur im Mittelnamen Ceballos - ihre Mutter ist Engländerin. Die zweisprachig aufgewachsene Sängerin ist u.a. auch aus "La Mala Educacion" von Pedro Almodovar als Schauspielerin ein Begriff. Mit ihrer Band macht sie derzeit ebenfalls Fortschritte : "The Electrical Morning" ist vor allem durch ihren warmen, variablen Gesang eine stimmiges Platte geworden - und auch hier fühlt man sich an kd lang erinnert, beispielsweise im sehr schönen Duett von Frau Ceballos Watling mit dem uruguayanischen Sänger und Songwriter Jorge Drexler, "Hold Me Tight" . Ein weiteres mit dem italo-spanischen Schauspiel- und Musik-Star-Kollegen Miguel Bosé rundet das Album ab.
Ende Mai live auf 4-Städte-Tour (27.5. München: Freiheizhalle)
 1 rep marlango
 
1 rep funplex  
Comeback of the season...

The B-52´s - Funplex

Astralwerks / EMI

 

1 rep funplex 2

 
 

Gerade der niemals nicht berufsjugendliche Musikexpress muß das nun "mutlos und doof" finden, wenn die B-52s (nunmehr ohne Apostroph im Bandnamen) 2008 nochmal Party machen wollen. Dabei bringt die neue Platte der Athens-Queers erstmal Spaß, vielmehr als man erwarten konnte, nach tatsächlich 16 Jahren ohne reguläres Studiowerk. Immerhin waren der letzten Compilation anno 2004 schon zwei neue Songs beigefügt. Da liefen auch die Gespräche zur Reaktivierung von Cindy Wilson bereits. Die Original-Girls (Kate Pierson wird demnächst 60!) sind nun wieder beisammen und optisch und stimmlich gut in Form, Fred Schneider ebenfalls - und im immer noch furiosen vokalen Schlagabtausch dieses Trios steckt etwas, was wir einfach nicht mit obengenannten Adjektiven zusammenbringen, auch wenn nicht alles knallt wie früher. Nun muß nur noch auch die pinke EP mit den Funplex-Remixen von Peaches, CSS und den Scissor Sisters auch in Deutschland veröffentlicht werden. www.theb52s.com

 


Gus Black - Today Is Not The Day To F#@K with
 
 India / Rough Trade  
 

"Today is not the day to fuck with me." So sanft ist der gute Gus Black dann doch nicht. Die Cover-Verpackung seines gleichnamigen Albums präsentiert eine grobkörnig-schwarzweiße Krimi-Filmplakat-Optik mit vielen Feuerwaffen - in your Face. Und entnimmt man dem Digipak die CD, sieht man, daß auch die scheinbar kongenial-sanften, die Atmosphäre der Songs mitprägenden Sängerinnen und Co-Autorinnen HT Heartache und Constance Baker schwer bewaffnet auf dem Sofa sitzen. "This is no joke, no joke., blood & belonging, life is hard" etc - Der Singer/Songwriter aus Los Angeles verzichtet gegenüber den letzten Alben auf seine verzichtbaren Rockausbrüche und tobt sich nur noch verhalten über die Cover-Optik aus - musikalisch bleibt es leise und sensibel instrumentiert. Lady Midnight (Singende Säge!), Chaste Johnson (b), Derek Brown (dr-Turin Brakes), Dave Palmer, Schlagzeuger Jay Bellerose (Beck, Aimee Mann, Suzanne Vega), Bassistin Jennifer Kondos (Stevie Nicks, Jackson Browne) und Violinistin Daphne Chen sind weitere Mitarbeiter auf diesem feinen Album.
Am 24.4. spielt Gus Black live im neuen "59to1", Sonnenstr., München.
 


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Doug Wimbish - CinemaSonics
 
 Yellowbird / enja / Soulfood  
 

Für sein zweites Soloalbum nach "Trippy Notes for Bass" hat Bass-Legende Doug Wimbish natürlich seine Little Axe-Mitstreiter Skip McDonald und Keith Leblanc mit an Bord. Die alte Sugarhill-Crew, als Studiocracks u.a. mitverantwortlich für "The Message" werden komplettiert vom langjährigen Stones-Background-Sänger Bernard Fowler, Drum-Crack Will Calhoun und vielen anderen wie Massive-Attack-Sängerin Shara Nelson. Auch Bernie Worrell und Adrian Sherwood waren mit im Studion, die Streicher- und Horn-Arrangements hat Wimbish aber selbst übernommen. Bei einer solchen grammygespickten Mannschaft von Spezialisten ist klar, daß ein druckvoller Sound aus dem Boxen kommt. Daß eine solche Riege trotz der vielfältigen Verpflichtungen der Beteiligten zusammenfindet, zeigt den Status des langjährigen Living Colour-Bassmanns. Allein die Liste der hochkarätigen Wimbish-Engagements würde hier den Raum sprengen. Die dynamische Melange aus Jazz, Funk, Rock und Electronica versteht Wimbish als Hommage an die ihn prägenden Einflüsse: Wuchtiger Crossover und im zweiten Teil der CD Eletronik-Collagen, eine Ragga-Nummer, Ethno-Elemente und das eingängig-dynamische, die CD überzeugend beschließende Instrumental "Easy Philosophy" - eine Fundgrube für vielseitig musikalisch Interessierte sind diese "Cinema Sonics" allemal.
Im Mai mit Ex-Nightwish Sopranistin Tarja Turunen in Deutschland auf Tour.
www.dougwimbish.com
 


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Bastian - IV
 
 Supertracks / Sunnymoon  
 

Wilde Mischung aus 70´s-Hardrock-Gitarren, Vocodervocals und viel P-Funk schon im Album-Opener „Sturdy“, bei dessen Video die Band live vor einer Tropen-Fototapete abrockt. Van Halen, Cameo, Daft Punk und natürlich Prince und George Clinton sind da auszumachen. Bas Bron, wie Bastian mit bürgerlichem Namen heißt, macht kein Hehl aus seinen musikalischen Einflüssen. "IV" ist zwar erst sein drittes Album, beschäftigt sich aber intensiver der Zahl "Vier" - alle 11 Tracks sind je vier Minuten lang. Kein verstiegenes Konzeptalbum deswegen, heraus kommt eher durchaus zugängliches Material für jeden, der wie Herr Bron aus den Niederlanden mit den o.a. Zutaten etwas anfangen kann. Play Tracks 1-4, 8-10. www.bastianmusic.com www.myspace.com/basbron
 

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Beady Belle - Belvedere
 
 Jazzland / Universal  
 

Die Norwegerin Beate S. Lech a.k.a. Beady Belle gibt sich auf ihrer neuen sehr gelungenen CD "Belvedere" relaxt und sanft bis verhalten funkig, dennoch haben ihre Songs und Arrangements Charakter. Gitarre, auch mal Steel Guitar; Percussion, sparsame Drums, Klavier und selten eine Mundharmonika finden statt - Marius Reksjo, Anders Engen, Geir Sundstol und Erik Holm sind die musikalischen Mitstreiter. Jamie Cullum wird für eine hübsche Nummer zum Duett gebeten, die auch von kd lang stammen könnte. Track 7 borgt etwas bei Steely Dan, India.Arie fällt kaum auf. Denn Beate singt selbst echt klasse. Play at least Tracks 1-8...
Im Mai live auf Tour - vereinzelte Festivaldaten im Sommer.
 

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You Pretty Thing - Tune In
 
 Bon Voyage Records / SPV  
 

Derzeit erfolgreich nicht nur im Berliner Radio. Inspiriert von Goldfrapp und der eigenen "The Other Ones"-Vergangenheit wagen Jayney Klimek und Andreas Schwarz-Ruszcynski alias Blacky einen neuen Wurf. Berliner Duos wie 2raumwohnung, Ich + Ich oder Rosenstolz sind schließlich derzet an verschiedenen popmusikalischen Fronten erfolgreich. "I wann be your pretty thing..." Wer hier einschaltet, bekommt gekonnt produzierten, uptempo Pop-Rock mit eingängigen Melodien (und zwei Balladen) zu hören. Wer auch textlich versextes wie "Push It", "Get Down Pussy" oder "Bang Bang Betty" in Serie aushält, könnte hier seinen Spaß haben.

Play Tracks 1, 2, 4.

 

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Noze - Songs on the Rocks
 
 EmArcy – Universal  
 

Nicolas Sfintescu und Ezechiel Pailhes sind Nôze und sie bringen Tech-Electronica mit Tom Waits-Vocals zusammen. Ihr drittes Album verbreitert das Spektrum des Prenzelberger Get Physical-Labels nach der Raz Ohara-Veröffentlichung weiter. Noze´s Club-Hit "Remember Love" und zahlreiche wilde Live-Shows, die sich nicht im Aufstellen ihrer alten Korg MS20 & M1-Synthies erschöpften, haben das französische Duo weit nach vorn katapultiert. Schräge Namen scheinen Einsteigskriterium bei Noze zu sein - Thibaut Frisoni und Alexandre Authelain mischen Gitarre, Klarinette & Saxophon auf und beim nostalgisch angehauchten `Danse Avec Moi' singt Herbert-Muse Dani Siciliano mit David Lafore en francais. Humor, Pietätslosigkeit und Liebe zum Leben sind erklärte Ziele im Noze-Zirkus des Skurrilen...Entrez !
 


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We Are Scientists - Brain Thrust Mastery
 
 Virgin / EMI  
 
 

"Nobody move, nobody get hurt" düften viele aus der Indie-Disco kennen, denen der Name der Band aus New York immer noch nichts sagt. We Are Scientists haben auch auf dem nonsens-betitelten "Brain Thrust Mastery" ohrwurmverdächtige Melodien im Gepäck. Nach dem Ausstieg von Drummer Michael Tapper zum Duo geschrumpft (und als Joke auf der Coverrückseite zum klassischen Bandvierer gedoppelt), machen Keith Murray Christopher Cain und aber auch mit Zitatpop in Richtung Brain Eno oder Breakwater weiter. Das bringt ihnen hin und wieder den Ruf von Pop-Clowns ein, wogegen nichts einzuwenden ist, solange die kenntnisreichen Clowns nicht vergessen gute Musik machen. Passt.
 

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White Rabbits - Fort Nightly
 
 Fierce Panda / Cargo

 
 

Weiße Kaninchen aus Brooklyn, die aber im Verlauf von "Fort Nightly" nicht völlig abdrehen. Das Debüt der White Rabbits bietet treibende, betont perkussive und sehr durchdachte Arrangements und Satzgesang. Wie bei anderen derzeitige New Yorker Indie-Pop-Darlings (Vampire Weekend oder Harlem Shakes) ist das alles mit einem 80´s-New Wave artigen Verve, aber mit ganz zeitgemäß, weniger mit Autodidakten- sondern vielmehr Musikstudenten-Know How und Popwissen eingespielt (bspweise hört man die Specials trapsen). Den Ansatz kann man besser oder schlechter finden, nur von A-Z tragen tut das Album (noch) nicht.
Play Track 1-3, 7.
www.myspace.com/whiterabbitts

Bernadette LaHengst - Machinette

Trikont / Indigo

Auch wenn "Die Braut haut ins Auge" schon länger nicht mehr ist, hat BLH auch auf ihrem dritten Solo-Album weiter eine Menge Text- und Melodie-Ideen. Die kommen nicht nur aus Hamburg, interessanterweise wurden Teile des Albums bei Co-Produzent und Faust-Legende H.J. Irmler in Donaunähe eingespielt. Weitere Gäste sind Knarf Rellöm, die Bläserfraktion der Züricher Aeronauten, der Berliner Dada-Pastor Leumund, das Tim Isfort Orchester, die Ulmer Experimentier-Krautpopper Nufa oder der holländische Klima-Künstler Ton Matton. Auch wenn man nicht allem folgen muß, nötigt einem das Energiebündel wie stets Respekt ab. Die La Hengst, obwohl verkabelt mit diversen Hörspiel-,Theater- und Kunst-Projekten, hat zwischendurch Zeit für 13 Elektro-Popsongs gefunden, mit denen Sie die Republik im Mai auch live bespielen wird.
www.lahengst.com www.myspace.com/lahengst
Ab Mai auf Deutschland-Tournee.

 

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 Bernd Begemann & die Befreiung – Glanz  
 Begafon  
 
 
Zum Frühlingsbeginn eine Art "Best of" - die Stücke von "Glanz" kennt man von früheren Bernd-Begemann-Alben, hier wurden sie aber mit seiner Band Die Befreiung - Achim Erz, Ben Schadow, Kai Dorenkamp, auch schon 5 Jahre mit BB zugange - neu eingespielt. Hamburgs, wenn nicht "Deutschlands Underground-Entertainer Nummer eins" (SZ) schenkt sich weiter nichts auf ca. 200 Konzerten pro Jahr, zwischendurch war aber Zeit, die eigenen Konzert-Standards auch mal im amtlichen "Glanz"-Sound aufzunehmen. "Unten am Hafen", "Was macht Miss Juni im Dezember", "Eigentlich wollte ich nicht nach Hannover" etc. Zeitgleich wird Begemanns Klassiker "Solange die Rasenmäher singen" (u.a. mit Viel zu glücklich") mit neuem Cover wiederveröffentlicht.

www.berndbegemann.de

Ghost of Tom Joad - No Sleep Until Ostkreuz

Richard Mohlmann Records

Beim letztenmal unglücklich zwischen die Update-Zyklen gerutscht, sollen diese Münsteraner Gitarreros hier dennoch lobend erwähnt werden. Jens Mehring, Henrik Roger und Christoph Schneider können nämlich Songs schreiben - mit "Köln - Brüssel - Paris" z.B. ist ihnen schon ein beachtlich hymnischer Kracher gelungen. Mit dem gleichnamigen Album von Bruce Springsteen hat die druckvoll-optimistische Musik von Ghost Of Tom Joad eigentlich wenig zu tun. Eher würde man sie im UK ansiedeln, von Früh-80erNew Wave hat´s auch was. Im Vorprogramm von Tomte, Maximo Park oder Muff Potter dürfte dieses jugendliche Trio (! - hört sich nach 2 Mann mehr an) nicht schlecht abgeschnitten haben. Play Tracks 2-8.
www.ghostoftomjoad.de www.myspace.com/welovetomjoad
 

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