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Steven Wilson - The Overview Tour - Nachlese München

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♦ Immerhin sieben Jahre hatte Steven Wilson kein Konzert in Deutschland gespielt - nun kam er für einen von fünf Gigs auch nach München, wo er im Vorjahr wenigstens (wie 2022 schon mit Alan Parsons) der ab 2026 nach Wein abwandernden High End-Messe einen Besuch abgestattet hatte. Für das bestuhlte Konzert im Zenith gab es (anders als im ausverkauften Berliner Admiralspalast) für den Sa., d. 31.05. noch vereinzelte Tickets beim lokalen Veranstalter PGM. Wilson hatte angekündigt, sein aktuelles Album The Overview, den Vorgänger The Harmony Codex und frühes Porcupine Tree-Material zu featuren.  https://stevenwilsonhq.com/the-overview-tour-2025 ♦ Und so kam es auch - wer dennoch auf intelligenten Uptempo-Breitwand-Pop à la The Future Bites, mit ZTT- & Disco-Referenzen gehofft hatte, wurde zwar enttäuscht, bekam aber immerhin einen interessanten Einblick in den Retro-Prog-Kosmos des Künstlers.
Erste Standing Ovations seines eingeschworenen Publikums folgten bereits im ersten Teil des dreistündigen Auftritts, wo der barfüßige Wilson & seine handverlesenen Mitstreiter (Drummer Craig Blundell, Bassist Nick Beggs, Keyboarder Adam Holzman & Gitarrist Randy McStine) in gut 45 Minuten die beiden sonatenartigen Teile von The Overview gaben: Zunächst Objects Outlive Us, wo es sich (nach einem Ambient-Intro) mit The Buddha of the Modern Age & mehrstimmigem Gesang (aller außer Blundell) schon bald verdammt nach den Close to the EdgeYes der klassischen Frühsiebziger-Phase anhörte. Im zweiten Part folgten Spoken Word-Passagen von Wilsons Gattin Rotem, die ferne Himmelskörper wie Sirius, Altair, Vega, Omega,Antares oder Betelgeuze sprachlich vermaß: Infinity Measured In Moments.

STEVEN WILSON - Progressiver Weltraum-TripNach der Pause dann eine von Harmony Codex und seinem spacigen Video eingeleitete Reise durch Wilsons früheres, allermeist deutlich progrockig daherkommendes Oeuvre. Anders als in Stuttgart gefolgt von zwei rund 10-minütigen Genre-Brettern, nach denen sich der gut gelaunte Wilson ironisch erkundigte, ob die ausgedehnten Tracks mit seinem Repertoire noch wenig Vertraute nicht überfordern würden. Dies schien - bis auf die maximal neunjährige Tochter eines Hardcore-Fans in einer der vorderen Reihen - aber kaum der Fall zu sein. Das eingeschworene Publikum bejubelte ausnahmslos alles, auch das eingängige, Pink Floyd-nahe What Life Brings - den mit rund vier Minuten kürzesten Track des Abends. Und hielt sich auch an die vor beiden Sets in Riesenlettern auf der Videowand prangende, nachdrückliche Bitte des Künstlers, keinesfalls zu filmen oder zu fotografieren. Anderswo waren Fans offenbar weniger folgsam - nach dem Gig in Düsseldorf etwa tauchte der komplette erste Teil des Konzerts ruckzuck im Netz auf: https://www.youtube.com/watch?v=QSIkfutSrA4.

1 LIVE Steven Wilson Live Carl Glover pgmInsgesamt eine recht lohnende Prog-Space-Escapade. Wilson lobte wiederholt seine Band & kokettiert: "I´m clearly the worst musician here". In der Folge: zwei Songs von Wilsons früher One Man Show Porcupine Tree und Einiges, das die expliziten Vorlieben von Wilson & Tastenvirtuose Holzman für die Krautelektroniker Klaus Schulze oder Tangerine Dream illustrierte, weiter Harmony Korine von SW´s Debüt sowie als letzte Zugabe und vergleichsweise ruhiger Ausklang schließlich The Raven That Refused to Sing, einst bestechend trick-animiert von der durch Tim Burtons Frankenweenie bekannten Jessica Cope, der der Meister auf seinem Webportal nicht umsonst ein langes Interview widmet.
this page & text © sr-cinesoundz / © pics Steven Wilson - PGM.