reviews 11-09 world

* soundtrack * filmmusic * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * audiobook *

Rabih Abou-Kalil - Selection

Enja - Edel
 
 
Seit 1991 hat der musikalische Grenzgänger Rabih Abou-Khalil aus dem Libanon 16 Alben auf dem Münchner Label Enja veröffentlicht. Nach vielfältigen musikalischen Kooperationen mit Jazzmusikern, Klassik-Interpreten und traditionellen Musikern aus vielen Ländern (Portugal, Armenien, Libanon, Syrien usw.) war eine Werkschau längst überfällig. Abou-Khalil traf hier selbst die Auswahl: 12 Stücke aus 11 Produktionen zwischen 1990 und 2007, darunter zwei Titelstücke seiner preisgekrönten Alben „Blue Camel“ und „Arabian Waltz“ und einige „Live -Hits“. „Selection“ bietet so einen repräsentativen Überblick über Rabih Abou-Khalils vielgestaltiges Werk. Eine höchst interessante Filmmusik-Kooperation stand in der Münchner Philharmonie im Gasteig auf dem Programm: Abou-Khalils im Auftrag von arte neu geschriebene Musik für den vom Filmmuseum München restaurierten Stummfilm "Nathan der Weise" (1920, R: Manfred Noa) wurde am 24.10. mit dem Bundesjugendorchester live aufgeführt.

Forró In The Dark - Light A Candle

Nublu / Nat Geo Music - ADA/Warner

Muntere Flötentöne eröffnen auch das dritte Album der an dieser Stelle bereits mit dem Vorgänger "Bonfires of Sao Joao" vorgestellten brasilianischen Forró in the Dark. Die namensgebende traditionelle (Tanz-)Strömung aus dem Nord(ost)en Brasiliens mit Sanfona (einer kleinen Knopfgriff-Handharmonika, der zweifelligen Bass-Trommelart Zabumba, und häufig einer Triangel plus (Bass)Gitarre und meist zwei- bis dreistimmige Vokalarrangements wird erneut mit allerlei urbanen Einflüssen fusioniert. Die Percussionisten und Sänger Mauro Refosco (Lounge Lizards, David Byrne, Bebel Gilberto, u.a.), Davi Vieira, Gitarrist Guilherme Monteiro und der für die Blasinstrumente zuständige Jorge Continentino leben in New York und haben sich dort mit ihrem lockeren Partysound eine erkleckliche Fangemeinde erspielt.
www.forrointhedark.com

Jimi Tenor & Tony Allen - Inspiration Information 4

Strut / K7 - Alive

In der bisher stets spannenden "Inspiration Information"-Serie erscheint Mitte Oktober die Kollaboration des umtriebigen Afrobeat-Veteranen Tony Allen mit dem unberechenbaren Sonderling aus Finnland, Jimi Tenor. Bei der in den Berliner Lovelite-Studios begonnenen und in Finnland und Paris weitergeführten Session übernehem zunächst Allens afrikanische Rhythmen die Führung, bis sich Tenor bei "Selfish Gene" mit hohem Gesang in Szene setzt und den Hörer dann auf die dunkle Seite der Nacht mitnimmt. Musiker aus Tenors Kabu Kabu Band und der Gast MC Allonymous tragen zur recht entspannt dahingroovenden Inspiration bei. Numero 4 bietet erneut moderne Funky-Fusionen, an denen beide Seiten ihren Spaß zu haben scheinen.

www.inspiration-information-series.com/

 
LIVE-TIPP! "NATHAN DER WEISE"

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Bassekou Kouyate & Ngoni Ba - I Speak Fula

 
 Out here - Indigo  
 
 
Seit dem von Cinesoundz mitgestalteten, von diversen TV-Sendern übertragenen "Deine Stimme Gegen Armut"-G8-Protest-Event in Rostock 2007, wo Bassekou Kouyate mit seinem Ensemble Ngoni Ba als einziger World-Act zweimal spielen durfte, ist der Lauten-Virtuose aus Mali auch bei uns einem größeren Publikum bekannt. Nach seinem preisgekrönten, an dieser Stelle bereits gewürdigten Album "Segu Blue" ist "I Speak Fula", mit seinem für einen der Volksgruppe der Bamana zugehörigen Musiker nicht alltäglichen Bekenntnis zum auch im Senegal verbreiteten "Fula"-Idiom, der zweite Longplayer Kouyates für den westlichen Markt - wiederum erschienen auf dem kleinen Münchner Out here - Label. Die Rückseite zeigt den alten Bahnhof der Haupstadt Bamako, wo der junge Bassekou einst während eines 80er-Konzerts mit der damals bekannteren Rail Band seine Ngoni-Laute ähnlich einer E-Gitarre zu spielen begann und wochenlang für Gesprächsstoff sorgte. Das Album wird insbesondere von der UK-Kritik schon als wichtigste Veröffentlichung eines afrikanischen Musikers in diesem Jahr gefeiert.
www.myspace.com/bassekoukouyate

 

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Brazilution 5.7 / The Rough Guide to Brazilian Lounge

Stereo Deluxe - Edel + World Music Network

Brazilution, die erfolgreiche Compilation-Serie von Arndt Kielstrøpp strengt sich mit der mittlerweile siebten, farblich in rosé und pink gehaltenen Folge an, den Sommer ausgiebig zu verlängern. Zehn exklusive neue Produktionen sind diesmal enthalten (von Janice, dem der Reihe stets gewogenen Ian Pooley, Moodorama, Yorio da Costa, Aaron Bingle oder Janice Andrade). Mit Marcos Valle, Rosalia De Souza, Azmuth oder CéU sind des weiteren übliche "[bɾaˈziʊ]"- Verdächtige am Start. Wir haben die Doppel-CD mit opulenten 27 Tracks für unser herbstliches Gewinnspiel ausgewählt. Antworten wie stets an: info AT cinesoundz.de Und hier die Frage: Welcher, von Cinesoundz erstmalig auf CD präsentierte italienische(!) Archivtitel hat sich bei der Brazilution 5.7 -aufgrund feiner Bossa-Nova-Anleihen- "eingeschlichen"?

Die Brazilian Lounge-Ausgabe der Rough-Guide Edition wartet dagegen mit - bis auf Zuco 103 - hierzulande noch unbekannteren Namen des Genres auf, u.a. mit CéU-Produzent Beta Villares, der von Bossa Cuca Novas Alexandre Moreira produzierten Sängerin Marissa oder dem Duo Shift, bestehend aus dem Komponisten & Multi-Instrumentalisten Dennis Wheatley und Singer/Songwriterin Nina Miranda (of ´Smoke City´ fame...). Zusätzliches Bonbon der Special Edition: eine Extra-CD der Gruppe Axial. mit haitianischen und afrikanischen Einflüssen zum entspannten Nachstöbern.

Rodrigo & Gabriela - 11:11

PIAS / Rough Trade
Drei Jahre nach dem Vorgängeralbum "rodrigo y gabriela" zementiert das rein instrumentale Studioalbum „11.11“ des in Irland residierenden mexikanischen Dynamik-Gitarren-Duos ihren Status als Saitenakrobaten. Wieder nutzen Rodrigo y Gabriela die Gitarren gleichzeitig als Melodie- und Rhythmusinstrument, wieder wird fast metallenes Tempo angeschlagen. Da überrascht es nicht, dass Colin Richardson, der schon mit Genre-Schwergewichten wie Godflesh, Napalm Death, Slipknot, Overkill oder Carcass im Studio war, auch hier an den Reglern gesessen hat. Für ergänzende Farbtupfer dürfen Piano, Oud und Sitar sorgen.

www.rodgab.com/
 

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Jaime Cuadra - Cholo Soy

 
 Happy Hour - In-Akustik  
 

Dem Peruaner Sänger, Multiinstrumentalisten und Produzenten Jaime Cuadra gelang es, drei Tracks im letzten James Bond-Streifen "Ein Quantum Trost" zu platzieren - keine Selbstverständlichkeit für einen Musiker aus der wohl auf ewig mit fußgängerzonenkompatiblen Flötenklängen in Verbindung gebrachten Andenrepublik. Mit "Cholo Soy", also: "Ich bin Cholo" hat es zudem folgende Bewandnis: Als "Cholos" werden Mestizen, Mischlinge aus Indios und Europäern, bezeichnet, die Träger einer eigenständigen, kreolischen Volkskultur sind. Cuadra kombiniert nun deren afro-peruanischen Blues, kreolische Walzer, Festejo und Marinera mit elektronischer Musik, Reggae, brasilianischen Rhythmen, HipHop, Down Tempo und House an. Dieser Stilmix brachte ihm bereits den Best World Fusion Album IMA Award in New York ein. Neben Cuadras eigener, an Miguel Bosé erinnernden Stimme gibt es hier noch die gestandenen Luis Abanto Morales und Eva Ayllón zu entdecken.
 
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Mulatu Astatke - New York - Addis - London

 
 Strut/ K7 - Alive  
 

Der an dieser Stelle schon mehrfach gewürdigte Vibraphonist, Keyboarder & Bandleader Mulatu Astatke wurde einem breiteren westlichen Publikum durch Tracks im Soundtrack von Jarmuschs "Broken Flowers" bekannt. Als "father figure & innovator of the Ethiopian groove" hat Mulatu Astatke mit seinem für den Westler spannend und exotisch klingenden, sich aus den archaisch anmutenden Rhythmuspattern seines Landes speisenden Jazzgroove auch zunehmend im Ausland für Interesse gesorgt, u.a. mit der obenerwähnten Inspiration Information Aufnahme mit den Heliocentrics in London. Dem trägt diese neue Strut-Zusammenstellung von 60er und 70er Jahre Aufnahmen in den im Titel genannten Städten Rechnung. Die in die Tiefe gehenden Sleeve Notes von Soundway Records-Chef Miles Cleret bleiben dem Rezensenten allerdings mangels Booklet verwehrt.

Yasmin Levy - Sentir

World Village - Harmondia Mundi
Auch die auf dem vorliegenden Cover glutäugig inszenierte Ladino-Bardin Yasmin Levy wurde in dieser Rubrik bereits vorgestellt. Das neue vierte, in Madrid von Grammy-Produzent Javier Limon betreute Album "Sentir" bietet einen Reigen von leidenschaftlichen Interpretationen sefardischer Gesangskunst angefeuert von Flamencohitzewallungen, in den sich auch eine Coverversion von Leonard Cohens "Hallelujah" einfügt. Nach Stippvisiten im Frühherbst ist Yasmin Levy hierzulande erst wieder am 10. März 2010 beim Internationalen Klezmer Festival in Fürth im Konzert zu erleben.
O-Töne der Sängerin zu ihrer Musik.
www.yasminlevy.net/
 


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Beyond Istanbul 2

 
 Various Artists - Trikont - Indigo

 
 
Beim Vorgänger Beyond Istanbul wurde etwas unscharf mit dem bei Trikont stes gern beackerten Untergrund-Begriff hantiert, für die Folge zwo ist DJane Ipek Ipekcioglu nun zwar vom Untertitel her urbanen Sounds auf der Spur, aber Subkultur soll es auch hier vorrangig sein, darauf weist schon ihr dreisprachiger Einstiegstext hin (die ebenfalls in deutsch, englisch und türkisch gehaltenen Detailtexte zu den einzelnen Künstlern und Tracks haben Martin Greve, der türkische Musik am Konservatorium Rotterdam lehrt und der TV- & Print-Autor Murat Meric unter sich aufgeteilt). Zudem ist hier, auch mal fernab des Club-Kontextes ein breiter sehr persönlich gefärbter Soundtrack ihres Lebens zwischen Deutschland und der Türkei aufgefächert, von arabesken Klängen bis zu von westeuropäischer Klassik beeinflussten Volksliedern, orientalischem Hip Hop und einem eigenen Babazula-Remix. Genug Stoff für eine mehrstündige Beschäftigung mit der Materie und mannigfaltiges Nachstöbern. http://dj-ipek.com/

Mahala Rai Banda - Ghetto Blasters

Asphalt Tango- Indigo

Vom Land in die Stadt: Bei Mahala Rai Banda haben sich Musiker aus dem Heimatdorf der Fanfare Ciocarlia, Zece Prajini und aus Clejani, südwestlich von Bukarest zusammengefunden. Die Basis ist natürlich "gypsy stuff" , jeder der beteiligten Musiker hat diese Traditionals von Kindesbeinen an gespielt. Mit dem Ehrgeiz, ihre traditionelle Musik zu fusionieren und auch für ein Publikum in westlichen Metropolen interessant zu machen, tritt die Band auch auf ihrem zweiten Album, fünf Jahre nach dem selbstbetitelten Debüt (auf Crammed Discs) an. Die tanzbare Mischung aus orientalischem Pop, Rumba, einem schmissigen "Balkan Reggae" (Track 10) und viel Blech aus Romania wird hierzulande ganz sicher ankommen.

Fanfare Ciocarlia - Live

Asphalt Tango - Indigo

Fanfare-Fans aufgemerkt. Das an dieser Stelle schon mehrfach gewürdigte, mittlerweile nur noch 11-köpfige Gypsy-Brass-Orchester aus Zece Prajini in Rumänien nach Gili Garabdi und Queens & Kings mit ihrem mittlerweile sechsten Album (der noch die DVD "Gypsy Brass Legends- The Story of the Band" mit über zwei Stunden Material beiliegt). Die CD beinhaltet das gut einstündige Konzert im "Kesselhaus der Kulturbrauerei" Berlin, vom 4. April 2004.
Im Oktober wieder einmal auch in Deutschland live unterwegs.

www.asphalt-tango.de/fanfare/artist.html 

Matisyahu - Light

Epic - SonyBMG

Der chassidisch-jüdische New Yorker Rasta Matisyahu bekam als Unikat der Musikszene gewaltige Aufmerksamkeit der internationalen Medien. Live-Auftritte (u.a. beim Reggae Chiemsee) sorgten dann zunächst für eine gewisse Ernüchterung und eine Abkühlung des Hypes um den 29-Jährigen. Sein zweites, nach Reisen nach Jerusalem und Jaimaica (wo sogar Sly & Robbie mit von der Partie waren) von David Kahne (u.a. The Strokes) produzierte Album bietet jedenfalls ein deutlich weitergefasstes musikalisches Spektrum als noch das Debüt "Youth". Rock, New Wave, Dancehall, Folk bis hin zu Pathos-Pop. Eingängigkeit bis zum Singalong-Chorus steht dabei hoch im Kurs. Unentschieden wirkt das Ganze zuweilen und trotz allen Aufwandes fremdbestimmt. Am 11. Oktober steht ein Berlin-Konzert an (einer von nur vier europäischen Terminen, bevor es bis zum Ende des Jahres extensiv in den USA auf Tour geht). Play Track 8, "On Nature". www.matisyahuworld.com

Tanya Stephens - The Hits Collection

Vp - Groove Attack

Hut ab. "Big Heavy Gal" Tanya Stephens ist mit ihrer Ablehnung homophober Texte im Dancehall eine der ganz wenigen Künstlerinnen in Jamaica, die hier klar Bestellung beziehen (check out "Do you Still Care?"). Möglicherweise hat hier eine Rolle gespielt, dass Stephens u.a. drei Jahre in Schweden gelebt hat, bevor sie nach Jamaica zurückkehrte. Hierzulande kennen sie viele durch ihre Zusammenarbeit mit Seeed, u.a. bei "Music Monks". Einen weiteren Grund, sich mit ihrem inzwischen beachtlichen Repertoire zu beschäftigen, liefert vielleicht die vorliegende Vp-Hit-Collection, der noch eine 45-minütige Bonus-Video-DVD beigelegt ist. www.myspace.com/tanyastephensmusic 

Senior Allstars - Hazard

Skycap - Rough Trade

Dass die Musik auf diesem Album aus Münster stammt, würde man bei zunächst nicht vermuten. Die Senior Allstars spielen ihren instrumentalen SkaDubReggae-Hybrid so routiniert, dass man schon im Ausland lobende Worte fand. Markus Dassmanns rocknahe Gitarre macht am ehesten den Unterschied, der Multiinstrumentalist & Komponist ist schon seit Jahren der musikalische Kopf der früheren Band von Dr. Ring Ding (als Richie Alexander hier als Gast an der Posaune dabei). Solides Album, allerdings auch ohne wirkliche Höhepunkte.

www.theseniorallstars.de

Speed Caravan - Kalashnik Love

Real World - Indigo

Wer schon einmal auf einem Rachid Taha-Konzert war, weiss dass auf einer Oud gerockt werden kann. Mehdi Haddab, klassisch ausgebildeter Virtuose der birnenförmigen arabischen Laute, hat Tahas Steilvorlage mit seiner neuen Band "Speed Caravan" zur zentralen Idee gemacht: die Oud erklingt hier meist elektrisch verstärkt oder als Soloinstrument über Gitarrenwänden. Der "Rock El Casbah"-Modifizierer Taha ist höchstselbst zu Gast bei der in diesem Kontext besonders auffälligen Coverversion von The Cures "Killing An Arab". Des weiteren wird auf einen Track der Chemical Brothers zugegriffen und zahlreiche Gäste aus Nordafrika und Europa machen ihre Aufwartung. Arabisches, Rai, Rock und Electronica in einem furiosen Mix. Play Tracks 2,3,6,8.
www.myspace.com/mehdihaddabthespeedcaravan

 

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