REVIEWS WORLD 04-2016

 

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Rokia Traoré - Né So

Nonesuch / Warner
Zu Hause? Im gewohnten Dreijahresabstand meldet sich Malis derzeit wohl erfolgreichste Sängerin zurück. In schwierigen Zeiten für Ihr Heimatland spart Rokia Traoré auf ihrem sechsten, einml mehr von John Parish produzierten Solo-Album offene Kritik an den Kriegstreibern und den Verhältnissen in Mali nicht aus. Im dreisprachig (auf Bambara, Französisch & Englisch) vorgetragenen Titelsong thematisiert die Künstlerin explizit die Tatsache, dass zuletzt fünf Millionen Malier zu Flüchtlingen im eigenen Land wurden. Nicht viele ihrer Landsleute konnten wie Traoré vor den Unruhen nach Paris ausweichen. Musikalisch verlässt sich die Diplomatentochter auf ihre bewährte Mischung aus Mandingue-Klängen und westlichen Pop- & Rock-Einflüssen. Als westlicher Gast ist diesmal Nonesuch-Labelkollege, Gitarrist & Sänger Devendra Banhart mit von der Partie. Aus dem Rahmen fällt Traorés fragile Version von Billie Holidays gespenstisch-aufwühlendem Strange Fruit.  

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www.rokiatraore.net

Live-Termine

Anoushka Shankar - Land of Gold

Deutsche Grammophon / Universal
LIVE-TIPP
Auch die Tochter von Ravi Shankar reagiert aktuell auf die Flüchtlingskrise, wovon nicht nur die etwa in Dissolving Boundaries eingespielten Nachrichtenschnipsel künden. Für ihr neues Album Land of Gold macht sich Sitar-Virtuosin Anoushka Shankar auf die Suche nach "Nuancen von Aggression, Wut und Zärtlichkeit" und versammelt ein Ensemble genreübergreifend profilierter Gäste wie Rapperin M.I.A., Jazz-Bassist Larry Grenadier, Shehnai-Meister Sanjeev Shankar, Cellistin Caroline Dale den hier debütierenden Mädchenchor Girls for Equality oder Schauspiel-Ikone Vanessa Redgrave, die ein Gedicht von Pavana Reddy liest. Minimalismus, Jazz, Electronica und klassische indische Musik fliessen dabei in die eklektisch komponierten Klanglandschaften ein. Joe Wright, Anoushkas Ehemann (und Regisseur von Filmen wie Stolz und Vorurteil oder Abbitte) und Produzent Matt Robertson (u.a. Björk) leisteten hier erklärtermaßen weitere wichtige Unterstützung, ebenso wie Shankars Co-Autor & Hang-Spezialist Manu Delago. Weltmusik im besten Sinne.  

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http://www.anoushkashankar.com/

Live-Termine
Am 4. Juni live im Leipziger Gewandhaus.

Aline Frazao - Insular

Jazzhaus / In-Akustik
LIVE-TIPP

Von Luanda auf die Hebriden. In der Musik der angolanischen Sängerin Aline Frazão spürt man Einflüsse aus allen seit Kolonialzeiten über die Welt verteilten portugiesisch geprägten Gefilden. Afrikanische mischen sich mit europäischen, brasilianischen, kapverdischen und karibischen Traditionen lusophoner Rhythmen & Musik. Mit diesen nach zwei Alben bereits gut vertraut, suchte die seit ihren Studium mit Europa vertraute Künstlerin nach einem Gegenpol, der möglichst wenig mit ihrer eigenen kulturellen Prägung zu tun haben sollte - und fand ihn auf der entlegenen schottischen Isle of Jura, wo der britische Produzent Giles Perring ein Studio unterhält. Der sinnbildliche Sprung ins kalte Wasser des Nordatlantik bewirkte eine musikalische Neuausrichtung mit frischen Kräften - um die E-Gitarre von Linda Martini-Rocker Pedro Geraldes herum. Insular ist das hörenswerte Ergebnis. Watercolour Digipak & Booklet Art Design von Antonio Jorge GoncalvesEnde April stehen 3 Live-Termine in Baden-Württemberg an, hinzu kommen im Mai Konzerte mit dem Julia Hülsmann Oktett sowie in der Schweiz.

 

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www.alinefrazao.com

Live-Termine

The Cat Empire - Rising With the Sun

Wrasse / Hamonia Mundi

Die Australier mit ihrem globus-umspannenden Weltmusik-Mix machen mit dem neuen Album Rising With The Sun nahtlos dort weiter, wo sie mit dem Vorgänger Steal The Light aufhörten: Pop- & reggae-affin, vieles wie Bulls oder Blasting Away bis an die Schmerzgrenze singalong-tauglich, gerne unterstützt von Bläsereinsätzen. Das neben dem ruhigeren Titeltrack für den Rezensenten gelungenste Stück ist der fast im Falsett gesungene und von Emily Lubitz mit feinen Backgoundvocals veredelte Midtempo-Song Midnight. Kurzes Innehalten: Mit Bataclan widmen Felix Riebl und The Cat Empire den Opfern des Terroranschlags auf den gleichnamigen Pariser Club im letzten November einen Song - der getragen beginnt, aber bald trotzig-hoffnungsvoll mit franko-englischem Refrain abhebt. 

Für Deutschland stehen erst wieder im Oktober Auftritte an. 

 

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http://thecatempire.com
Live-Termine

Ouzo Bazooka - Simoom

Setalight / Broken Silence
LIVE-TIPP 
Uri Brauner Kinrot ist ein gewissermassen alter Bekannter. Der Ouzo Bazooka-Bandleader spielte bis zuletzt bei den offenbar momentan pausierenden Tel Aviver Szene-Kollegen von Boom Pam. Doch Uri BK setzt derzeit andere Schwerpunkte: Simoom, benannt nach dem staubigen, Wüstenwind aus der Sahara ist das zweite Album seiner Psychedelic-Rock-Outfits innerhalb kurzer Zeit. Der live-erfahrene Vierer kam aus dem Stand gut an beim Publikum von Festivals wie Roskilde, Glastonbury, Womex oder SXSW. Auch auf dem Reeperbahn Festival und als Pixies-Support machten Kinrot & Co schon auf sich aufmerksam. Mittlerweile dürfen auch die bisherigen Live-Helferlein als volle Bandmitglieder ihre Ideen einbringen. Im Ergebnis Psychedelic Stoner-Sound Marke Middle-East-Fuzz - Kinrot malträtiert seine 70er Effektpedale wieder mal nach Herzenslust. Davon kann man sich bald hierzulande überzeugen: Der Live-Tipp für Anfang Mai ist die Mini-Tour des israelischen Rock-Quartetts durch Deutschland. Das kirchenfensterartige Artwork stammt von Tattoo-Künstler Boris Irisov.
 

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Ouzo Bazooka Social Media
Tour: 3.5. Jena , 4.5. Augsburg,
5.5. Dresden 6.5. Weimar
7.5. Annaberg-Buchholz

Dominic Miller & Manolito Simonet - Hecho en Cuba

Q-rious / Edel
LIVE-TIPP

Der argentinische Sting-Gitarrist und Kuba-Fan Dominic Miller lernte vor drei Jahren in Deutschland den kubanischen Pianisten Manuel Perfecto Simonet Pérez aka Manolito Simonet kennen. Ein intensiver musikalischer Austausch entspann sich, der jetzt im vorliegenden Album gipfelt. Auf Hecho en Cuba , in Simonets kleinem Studio in Havanna aufgenommen, verbinden die Kollaborateure kubanische Traditionen wie Salsa, Son oder Charanga mit Fusionjazz angloamerikanischer Prägung. Begleitet werden die Beiden von Musikern aus Simonets Ensemble Manolito y su Trabuco, etwa Flötist David Bencomo Guedes, die Trompeter Robin Felix Martinez Galvez und Rafael Arbolaez Suarez sowie Bassist Roberto Vázques, die alle exzellente Instrumentalparts beisteuern. Perfecto, Manolito.
www.dominicmiller.com/home

 

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Live am 7.5., Emmauskirche, Berlin

Constantinople & Ablaye Cissoko - Jardins Migrateurs / Na Lengo - InGoma

Ma Case / Broken Silence  *
Ozella / Galileo MC

Westlich-afrikanische Freundschaft - wenigstens in der Musik. 1 Der senegalesische Kora-Spieler Ablaye Cissoko und das Ensemble Constantinople der nach Kanada emigrierten persischen Brüder Kiya & Ziya Tabassian (später ergänzt vom Franzosen Pierre-Ives Martel) führen auf ihrem gemeinsamen Album Jardins Migrateurs einen Dialog mit traditionellen Instrumenten. Westafrikanische Kora trifft auf persischen Setar, die Vocals stammen von Cissoko und Kuya Tabassian.

2 Das afrikanisch-europäische Projekt Na Lengo (Suaheli für: mit einem Ziel) arbeitet ebenfalls auf dem Feld der musikalischen Verständigung. Die auf Ibiza geschmiedete Freundschaft & Zusammenarbeit zwischen dem kenianischen Sänger Denis Inyani und dem spanischen Gitarristen Gerald Guse war die Basis für das mit befreundeten Musikern aus Barcelona & mit Hilfe des deutschen Produzenten Walter Quintus eingespielte erste Album Ingoma (Zulu für: Lied), das afrikanische Klänge mit Flamenco, Jazz und Pop verbindet.

 

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www.ablaye-cissoko.com www.contantinople.ca

www.nalengo.com

Borsh Division / Mariana sadovska & christian thomé - Vesna 

V.A. - Trikont / Indigo *
Flowfish Records
LIVE-TIPP

Ukraine-Sounds. 1 Der Sound der ukrainischen Revolution wird angekündigt, kompiliert von Yuriy Gurzhy - Rotfront-Sänger, Ex-Russendisko-Hälfte und mit Maidan-Performance-Erfahrung aus seiner Heimatstadt Charkiw. Der kredenzt hier einen speziellen Eintopf aus ´Ethno-Chaos, Maidan-Reggae, Ukrobilly & OstBalkan Punk´ - von Bands wie Gutsul Calypso, Kozak System oder Hycz Orkestr - typisch ukrainisch & nahrhaft selbst bei ungeklärter Unruhe in der Revolutions-Küche der "postsowjetischen Überbrückungszeit". Wohin die Reise gehen wird, ist noch unklar. Die musikalische Momentaufnahme kündet zumindest von erwachtem Selbstbewusstsein. Kollege Kaminer steuert übrigens Liner Notes bei. 2 Vesna Die auch auf Gurzhys Compilation vertretene, politisch engagierte Sängerin Mariana Sadovska veröffentlicht aktuell ein eher getragenes Album, auf dem traditionelle ukrainische Melodien auf moderne Stimm- und Klangexperimente treffen. Im Duo mit dem deutschen Komponisten, Produzenten & Schlagzeuger Christian Thomé kommen Maultrommeln, indisches Harmonium, Zither, Sampler und andere elektronische Geräte zum Einsatz - ein musikalisches Ost-West Roadmovie.

 

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www.trikont.de *  Social Media

Live: 8.4. Berlin, 9.4. Köln, 13.5. Berlin,11.6. Hamburg

 

www.marianasadovska.de

Reggae Legends: Luciano / Lady Saw

beide: Vp / Groove Attack

2 x 4 = Reggae Legends. 1 Nicht jeder wird von Nelson Mandela als "Most Cultural Artist" ausgezeichnet - er schon. In der Reggae Legends-Serie aktuell und neu gemastert dabei: Vier Alben von Roots-Sänger Jepther McClymont, besser bekannt als Luciano - One Way Ticket (1994), Sweep Over My Soul (1999) und Live (2000) alle drei von Philip "Fatis" Burrell produziert sowie die Grammy-nominierte Dean Fraser Produktion A New Day von 2001.

2 Der zweite Viererpack der Serie stammt von Marion Hall aus St. Mary aka Lady Saw, selbsternannte Queen Of Di Dancehall. Mit Give Me The Reason (1996), Passion (1997, Gäste u.a. Shaggy & Beenie Man), 99 Ways (1998, Ragga mit Pancho Kryztal & T.O.K.), sowie Strip Tease (2004 incl.Loser feat. Ce'cile) lässt sich die Entwicklung von Lady Saw zum analog zu ihren männlichen Dancehall-Kollegen sexuell explicit textenden rude gyal der Insel nachverfolgen.

 

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www.lucianomessenjah.com

www.ladysaw.com

The Rough Guide to Psychedelic Cambodia, Psychedelic Brasil & A World of Psychedelia

alle: World Music Network / Harmonia Mundi

Last but not least - der Rough Guide Pschedelic-Dreier. 1 Der neue Introduction-Sampler präsentiert Titel aus der mittlerweile neunteiligen, zumeist auch jeweils an dieser Stelle vorgestellten Phil Stanton-Serie, von Tropicália Künstler in Brasilien (s.u.) über Afrobeat Gruppen in Westafrika bis hin zu Kambodschanischem Pop und legendären Bollywood-Komponisten.  Psychedelic Brasil  Einer der auf jeweils 2 Cds ins Detail gehenden Länder-Sampler ist dem musikalischen Kontinent Brasilien gewidmet - psychedelische Musik als 70s-Protest gegen Militär-Repressionen - erfinderisch und offen für westliche Einflüsse. MPB, Choro, Bossa Nova und Samba mit psychedelischem Twist, u.a. mit Tom Zé, José Mauro oder Baby do Brasil. 60 Minuten Brasil-Psychedelia.- plus eine gar 64-minütige Bonus-CD von Jupiter Maca.  Psychedelic Cambodia Das in den 70er Jahren in Kambodscha errichtetete Genozid-Regime war für Andersdenkende, Intellektuelle und Musiker kein Platz. Die alten 60´s & 70´s-Aufnahmen etwa von Ros Seresyothea, Pan Ron oder Sin Sisamouth (u.a. House of the rising sun & Venus als Khmer-Versionen) vermitteln ebenfalls ein Gefühl der Rebellion). Bonus CD des neueren The Cambodian Space Project mit alten Klassikern in neuem Gewand.

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