REVIEWS WORLD 02/03-2017

 


 

world 02 17 BabaZula

 Baba Zula - xx

Glitterbeat / Indigo

world 02 17 BabaZula

 

 TIPP
 

Baba Zula in DuBB. Zum 20-jährigen Jubiläum gibts eine attraktiv neonbunt abgeklebte XX-Doppel-CD mit unveröffentlichten Fassungen bandinterner Lieblingsstücke aus den mittlerweile sechs Studioalben des Ensembles - Remixe, Live-Versionen, alternative Aufnahmen - teils mit recht sensationellen Gästen. Etwa den Riddim Twins Sly & Robbie - womit sich ein Kreis schließt: die zweite CD bietet folgerichtig 15 Dub-Versions zwischen Orient, Okzident & Reggae Island. Die Istanbuler, von Levent Akman und Murat Ertel gegründete Formation ist mit ihrem "Turkish Psychedelic" oder "Oriental Dub" gelabelten Sound spätestens seit Fatih Akins preisgekrönter Dokumentation Crossing The Bridge (2005) auch hierzulande bekannt. Baba Zula zementierte diesen Status zudem durch emsiges Touren, die Konzerte mit ihrem Mix aus Musik, Performance, Poesie, Theater, Malerei, Videokunst und Bauchtanz sind legendär (aber bis auf weiteres nur anderswo zu erleben). www.babazula.com/site

Aurelio - Darandi

Real World / Rough Trade

Rebellisch - und seit Jahren Weltkulturerbe. Die ca. 100.000 Köpfe zählende Volksgruppe der Garifuna, Nachkommen afrikanischer, mit karibischen Indianern vermischten Sklaven, lebt heute, nach diversen Wellen von Deportation und Auswanderung, großteils in Belize, ferner in Guatemala & Honduras. Der Gefahr, dass Garifuna-Traditionen und Musik aussterben, bot u.a. der umtriebige Andy Palacio die Stirn. Nach dessen frühem Tod ist Singer-Songwriter Aurelio (Martinez) zum beliebtesten Genre-Künstler aufgestiegen - sein Schaffen würdigt die vorliegende Compilation seiner stärksten Songs, neu aufgenommen in Peter Gabriels` Real World Studios. Gesungen wird im indigenen Igñeri, einer Arawak-Sprache - zu Garifuna-Trommeln & -Maracas, die sich mit flirrenden Parango-Gitarren verbinden. Feine Ausstattung mit 24-seitigem Buch inclusive gezeichneter Karibik-Karte. www.aureliomusic.net

 TIPP
 

world 02 17 Aurelio

Tinariwen - Elwan

PIAS - Wedge / Rough Trade

Drei Jahre ließen die Wüstenrocker von Tinariwen ins Land ziehen, bevor sie ein neues Studioalbum für nötig erachteten (2015 war schließlich ein Konzertmitschnitt erschienen: Live in Paris 2014). Nun also Elwan - übersetzt: Die Elefanten - das die Sehnsucht nach der verlorenen Heimat der Tuareg zum Thema hat und nostalgische, melancholische Töne anschlägt. Durch die gewaltsamen Unruhen in Mali war die Band zwar weiterhin gezwungen, das neue Album im Exil aufzunehmen. Sie pendelten dabei zwischen der kalifornischen Wüste bei Joshua Tree sowie M’Hamid El Ghizlane, einer Oase im Süden Marokkos. Der repetitive Desert-Blues des Vertriebenen-Kollektivs fällt durch diese enormen Arbeits-Wege nicht weniger intensiv aus und entfaltet einmal mehr teils hypnotische Qualitäten. www.tinariwen.com

 
 

world 02 17 tinariwen

Meta & the Cornerstones - Hira * Irievibrations Dub Station

 - Baco Records / broken Silence * Various Artists - Irievibrations / Groove Attack

Fundraising machte es möglich, das dritte Album von Roots-Reggae-Sänger Mouhammad Yalya aka Meta Dia & seiner bunt durchmischten Band, den Cornerstones. In der senegalesischen Hauptstadt Dakar geboren, hatte der Sänger sich bereits in der afrikanischen Reggae- und HipHop-Szene umhergetrieben, bevor er 2002 nach New York übersiedelte. Dort folgten das Debüt Forward Music  (2008) und der Nachfolger Ancient Power (2013). Mit den 14 Midtempo-Songs von Hira, ausnahmslos Eigenkompositionen, tritt Dias multikulturelles Septett jetzt gegen hochgesteckte Erwartungen an, schließlich wurde auch in den Real World Studios aufgenommen. Zweimal ist Gastsängerin & Grammy-Preisträgerin Concha Buika dabei mit von der Partie. www.metaandthecornerstones.com

 
 

world 02 17 Hira

2 Aus dem Irievibrations Studio in Wien wummern tiefe Bässe und kreischende Echo-Schleifen - Syrix schraubt an Katalognummer IRIE100. Eine Vielzahl von analogen Delays, Spring Reverbs, Filtern und Sirens kommen über Label-Hits wie Anthony Bs Freedom Fighter, Delus' LaLaLa oder Lucianos Hard Road. Auch bisher unveröffentlichte bzw. exklusiv für das Album vorbereitete Tracks werden durch den "Dub-Wolf" gedreht Am Mikro miit von der verhallten Partie: Apple Gabriel (Israel Vibration), Akea Beka aka Vaughn Benjamin, Junior Kelly oder Shootingstar Kabaka Pyramid. Syrix in den großen Fußstapfen von King Dubby oder Lee Perry, Mission accomplished: mit Bedacht den eigenen Style nicht vernachlässigt und unterwegs die Hörer in eine Wolke aus tiefen Bässen, Delays, Reverbs und anderen abgefahrenen Effekten gehüllt.

 

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Awa Ly - Five and a Feather

Naive / Soulfood

world 02 17 AwaLy

 
 

Voll auf die Fünf. Five and a Feather - ein Albumtitel. der etwa auf die fünf Sinne, die fünf Weltmeere, die fünf Finger einer Hand, die fünf Linien im Notensystem Bezug nimmt. Fünf mal zwei Songs, die den Hörer in die Welt der in Frankreich mit senegalesischem Background geborenen, in Italien lebenden Awa Ly transportieren. Auf den englisch gesungenen Pop der Schauspielerin wirken Soul, Blues, Jazz und afrikanische Folklore ein. Farbtupfer setzen Gäste wie Ballaké Sissoko mit seinem Kora-Spiel, Sanza-Einlagen von Paco Sery, der Kontrabass von Greg Cohen, Faada Freddy (am Mikro bei Here) oder Guo Gan mit der chinesischen Laute Erhu. Und natürlich das Jugendstil-Cover (von SainaSix) - ein echter Hingucker. www.awalymusic.com

Nomfusi - African Day

delicious tunes / Indigo


Klein aber oho. Bei der südafrikanischen Sängerin Nomfusi Gotyana, (manchem vielleicht bereits im Mandela-Biopic Long Walk to Freedom als Miriam Makeba-Darstellerin aufgefallen) mit ihren gerade einmal 150 cm trifft dosierter Afro Pop auf viel zurechtpolierten Soul. Nomfusis beachtlich wandlungsfähige Stimme trägt ihr erstes internationales Album African Day  zwar, doch manches Mal würde man sich mehr afrikanisches Sophiatown- als das hier überwiegende 2nd Hand Motown-Feeling wünschen. Wenn die Klicklaute in ihrem Xhosa-Vortrag auftauchen, wird es nämlich interessanter. Ihre zwei, dem südafrikanischen Markt vorbehaltenen Vorgänger-Alben wurden bei den nationalen Awards mehrfach nominiert - um abseits vom Kap zu bestehen, fehlt trotz der gesanglichen Bandbreite noch das gewisse Etwas.  Live-Termine vom 07.3. bis 16.03 - am 14.03. ist Nomfusi im Münchner Ampere zu begutachten.

LIVE
 

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Carminho canta Tom Jobim

Parlophone / Warner

Der portugiesische Fado-Star Maria do Carmo de Carvalho Rebelo de Andrade, besser bekannt als Carminho mit einem Tribute an einen der bekanntesten Komponisten der lateinamerikanischen Welt: Antonio Carlos Jobim , der am 25.1.2017 seinen 90. Geburtstag gefeiert hätte. Die Familie von Tom Jobim hatte angeregt, dass eben genau Carminho tief in das Repertoire Jobims eintauchen sollte, bekanntermaßen voller Klassiker wie The Girl From Ipanema, Wave, Meditation oder Sabiá. Bei den Studioaufnahmen begleitet wurde Carminho von Banda Nova, Jobims letzter Live- und Studioband. Gemeinsam mit Jobims Sohn Paulo, seinem Enkel Daniel, dem Cellisten Jaques Morelenbaum, der bereits an Carminhos letztem Album beteiligt war, sowie Drummer Paulo Braga, widmet die Sängerin ihr neues Album der Bossa-Ikone. Man könnte dazu einwenden, dass der dramatische Fado-Stil der gutem Bossa Nova innewohnenden Leichtigkeit zuweilen abträglich ist. Dass mal eben drei brasilianische Legenden hier nebenbei ihre Aufwartung machen (Marisa Monte, Maria Bethania, und Chico Buarque) schägt wiederum positiv zu Buche. www.carminho.com.pt/en

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Macondo Revisitado * Andres Landero - Yo Amaneci

Various Artists - beide: Vampisoul / Cargo

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VINYL-TIPP
 

Verdienstvolle Compilation, dem uruguayischen Independent-Label Macondo und seiner umfassenden Diskographie gewidmet, die untrennbar mit der schunkelnden 70-s Tanzmusik aus Montevideo verknüpft ist.
Hier findet sich eine Auswahl der prominentesten und besten Aufnahmen, die von Macondo zwischen 1975 und 1979 veröffentlicht wurden. Angelehnt an Genres in anderen karibischen und zentralamerikanischen Ländern wie Kuba (Guaguancó, Guaracha), Puerto Rico, Panama (Bomba, Plena, Merengue) und Kolumbien (Porro, Vallenato und natürlich Cumbia) entstand in Uruguay der Plena-Beat: Ursprünglich aus Puerto Rico stammende Strukturen wurde von den uruguayischen Musikern, möglicherweise aufgrund ihrer rhythmisch-metrischen Kompatibilität mit dem afro-uruguayischen Rhythmus Candombe, gern eingemeindet. Digital und als Vinyl-Longplayer im Regal.

Achtung, Cumbia-Fans: Mit Andrés Gregorio Landero Guerra, geboren1931 in San Jacinto, Kolumbien, würdigt Vampisoul einen der profiliertesten Künstler des Genres. Keines der Alben, die während Andrés Landeros langer Karriere veröffentlicht wurden, gilt unter Kennern der Materie als mittelmäßig oder entbehrlich. Seine Bemühungen, auf den Grundlagen der Cumbia-Tradition aufzubauen, bilden ein außergewöhnliches Erbe innerhalb der kolumbianischen Volksmusik. Sechzehn Jahre nach seinem Tod werden nachkommende Cumbia-Künstler weiterhin an Landeros Oeuvre gemessen, nuff said. Erschienen als Doppel-Vinyl oder Cardboard-CD.

Youtube Clip zum Vinyl-Doppelalbum.
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Gjermund Larsen Trio - Salmeklang

Grappa Musikkforlag / Galileo MC

Nach seiner Reise von vor zwei Jahren meldet sich der norwegische Folk-Geiger zum 10-jährigen Bestehen seines Gjermund Larsen Trios zurück.. Im Geigenkoffer:  Salmeklang - In seinem neuen, u.a. vom Arts Councli Norway geförderten Album verarbeitet der Bandleader Schwerwiegendes aus der eigenen Vita - etwa die Geburt seiner Zwillinge und den 70. Geburtstag seines Vaters. Unterstützt wird er von der schwedischen Band Nordic, die das Fiddle-Album damit durch eine weitere skandinavische Note bereichert. Der Jubiläums-Longplayer kann als Bestandsaufnahme eines gereiften Musikers, verbucht werden, dem die nächsten Lebensstationen noch weitere Würfe entlocken könnten.
www.gjermundlarsen.com

 
 

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Manu Delago - Metromonk

Tru Thoughts / Groove Attack

Der Hang-Man. Gerade war er mit seinem Ensemble Handmade auch live im Münchner Milla zu erleben. Der international (Björk, Anousha Skankar, Cinematic Orchestra) gefragte Hang- und Percussion-Spieler, Produzent und Komponist Manu Delago veröffentlicht nach dem BBC-Favoriten Silver Kobalt nun sein drittes Soloalbum: Auf Metromonk dringt die österreichische Fachkraft in immer neue Klangregionen vor und erkundet unterschiedlichste Stimmungen und Dynamiken. Da MD das Steel Drum-verwandte Hang auf immer neue Arten spielt, kommt keine Langeweile auf. Die Bandbreite an Sounds, die das exotisch klingende, in der Schweiz entwickelte Instrument liefert, steht meist im Mittelpunkt seiner Kompositionen, die sonst nur dezent von Beats und vereinzelten Akustikinstrumenten eingerahmt werden. Cinesoundz-Live-Bericht

 

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