REVIEWS WORLD 04-2019

 

 


 

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  Dowdelin - Carnaval Odyssey / las palé - feeling kréyol

Underdog Records / Broken Silence * Strut - K7 / Indigo

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Video Laissé-Mwen * Bandcamp-Story * Webpräsenz * Auch als White-Vinyl-Edition. Live beim WOMAD-Festival 2019 Ende Juli (Malmesbury, UK).

 TIPP
 

1 Future Kréol: Franko-kreolisch gefärbte Musik ist en vogue - dem trägt auch das in Lyon gegründete Projekt Dowdelin auf seinem Debüt Carnaval Odyssey Rechnung. Tropisch-exotisch bereits das Cover, mit der aus Martinique stammenden Sängerin Gwendoline `Olivya´ Victorin im Zentrum des Geschehens. Komplettiert vom französischen Produzenten & Multiinstrumentalisten David `Dawatile´ Kiledijan sowie Gwoka-Percussionist, Saxophonist & Sänger Raphael Philibert aus Guadeloupe fusioniert das Triumvirat hier munter Jazz-, Neo-Soul-, Pop-, Electronica und Zouk-Elemente mit großteils kreolischen Texten zu einem ungemein interessanten, auch für den afro-karibischen Kulturkreis neuen Hybrid-Sound, der sich bei aller gegenwärtigen Abenteuerlust aber sowohl bei Jazz-Puristen, als auch einer Mainstream-Worldmusic-Hörerschaft schwertun dürfte. Nichtsdestotrotz möchte man das nur zu gern auch diesseits des Rheins live sehen...

world 01 19 world Feeling Kreyol

https://strut.bandcamp.com/album/feeling-kr-yol-las-pal

 TIPP

2 Im Zuge des gesteigerten Interesses für Klänge aus der französischsprachigen Karibik wurde auch die Wiederveröffentlichung dieses raren Zouk-Albums von 1988 möglich. Für das Cover von Las Palé, musste das vom aus Basse Terre stammenden Musiker Darius Dénon & Produzent Frankie Buimier gecastete Trio Fabienne Anténor, Leila Thomar & Yolanda Fontenard nur mit etwas karibischem Farn umgeben werden, fertig war der Eyecatcher. Zudem punkteten die Performerinnen aus unterschiedlichen Teilen von Guadeloupe mit Stimme & Talent. Mit metallisch-hallenden Drums, Dénon an Synthies, Gitarren & Bass kam das am Sound der Genre-Größen Zouk Machine und Kassav orientierte Projekt letztlich nicht über einige Disco-Auftritte in den französischen Antillen hinaus, bevor man sich wieder auflöste (und im Fall von Dénon) in Frankreich weitermusizierte.

Leyla McCalla - Capitalist Blues / me and my friends - look up

Jazz Village / Harmonia Mundi * Ruf Records / in-Akustik * Ear Trumpet Music - Split Shift Records

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https://soundcloud.com/jazz-village/sets/leyla-mccalla-the-capitalist-blues-1/s-hu25o * https://leylamccalla.com * Leider hat es diese spannende Künstlerin live bisher noch nicht nach Deutschland verschlagen.

 TIPP
 

The Capitalist Blues - eine vertraute Stimungslage unter Künstlern und anderen wachen Geistern. Leyla McCalla, als New Yorkerin mit Wurzeln in Haiti seit langem in New Orleans tätig, widmet sich in den auf ihrem dritten Album versammelten, starken Protestsongs den Kollateralschäden durch das westliche höher-schneller-weiter-shitstem. Musikalisch auf den Ingredenzien des hervorragenden Vorgängers A Day for the Hunter, A Day for the Pray (Südstaaten-Folk, Zydeco & afro-haitianische Rara-Musik) aufbauend, kommen New Orleans-Jazz und die `blue notes´ dem Albumtitel entsprechend stärker zum Tragen. In diesem Kontext fällt es nicht negativ auf, dass sich McCalla von ihrem bisherigen Signatur-Instrument verabschiedet hat. Eine Reihe von Gästen wie das Lakou Mizik-Kollektiv aus Haiti, Corey Ledet, Shannon Powell oder Carl LeBlanc mischen mit, produziert von Jimmy Horn & Andrew Gilchrist (Ani die Franco).

2 Hier tönt es noch, das Cello. Bedient von Emma Coleman, die im britischen Quintett Me and My Friends auch die meisten Vocals mit Gitarrist Nick Rasle unter sich ausmacht. Das Nu-Folk-Ensemble aus Leeds mischt auf ihrem dritten, von Bassist James Grunwell exzellent produzierten Album Look Up mit leichter Hand Soul, ghanaischen Highlife, Brasil- & Reggae-Elemente zu einem lebendigen Patchwork, das man gerne auch diesseits des Kanals live erleben würde, Brexit hin oder her. Anspieltipps: Der feine Opener Another Lifetime, das ans Penguin Cafe Orchestra erinnernde High As The Sun, der muntere Afrobeat -Titel-Track Look Up oder der entschleunigt-sanfte Reggae Good Life (der textlich Nick Rasles Erfahrungen als Helfer in der Flüchtlingskrise verarbeitet). Und auch der Rest der Gemeinschafts-Kompositionen fällt keineswega ab. Sonnig, freundlich klingt das - und geht dennoch in die Tiefe. www.meandmyfriends.co.uk

TIPP

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Live bisher leider nur im UK. 

Dead Can Dance - Dionysus / Dina el wedidi - slumber

PIAS Recordings / Rough Trade * Kirkelig Kulturverksted / Indigo

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Am 16. & 17.5. spielen Dead Can Dance zwei Gigs im Berliner Tempodrom - allerdings sind beide jetzt schon ausverkauft, ebenso wie der Auftritt einen Monat später in der Alte Oper Frankfurt. Für die folgenden Konzerte am 18./19.6. im Bochumer Rohrkongress soll es noch Tickets geben... Videos: The InvocationDance of the Baccantes

www.deadcandance.com
LIVE
 

1 Rites of Spring... Schon das Cover ist ein Hingucker. Mit der bunten, perlenbestickten Huichol-Maske aus der mexikanischen Sierra Madre würde Dionysus im Platten-Regal wohl auch auffallen, wäre das Album dort weniger prominent platziert, als es aufgrund des Erfolges von Dead Can Cance hierzulande der Fall ist. Lisa Gerrard & Brendan Perry segeln seit 2005 zwischen Solo-Aktivitäten immer wieder unter dem gemeinsamen Banner. Das Interesse an ritueller Musik verschiedenster Couleur eint das australische Duo auch auf dem neuen, zwei Jahre vorbereiteten Album, thematisch dem in der griechischen Mythologie wurzelnden Dionysos-Kult gewidmet. Perry reichert das in zwei Akte unterteilte, formal einem Oratorium aus dem 16. Jahrhundert nachempfundene Werk mit (Gerrard´schen und anderen) Chants, iranischen Trommeln, slowakischen Hirtenflöten und `field work´-Aufnahmen wie lateinamerikanischen Vogelstimmen, einer Schweizer Ziegenherde oder einem neuseeländischen Bienenstock an.

2 Mit einem ähnlich ambitionerten Konzeptalbum überrascht die ägyptische Singer/Songwriterin Dina El Wedidi, die im Westen durch ihr 2015er Album Turning Back und weiteren Aktivitäten unter den Fittichen von Gilberto Gil erste Aufmerksamkeit einheimste. Für das gut halbstündige Experiment Slumber verließ die 30-jährige Künstlerin konsequent ihre bislang beschrittenen Pfade und nahm in ihrer Heimat unterschiedliche Eisenbahn-Klänge auf ("the album´s main and chosen musical instrument"), etwa fahrende Züge, metallische Geräusche, Signale, Stimmen von Reisenden & Bahnhofs-Atmos, etwa aus Luxor. Die digital bearbeiteten & verfremdeten Samples bettete sie in schlummer-kompatible elektronische Soundscapes, die dann und wann von el Wedidis Stimme, Electro-Percussion und Rythmen des Nahen Ostens (All I Need) durchschnitten werden. https://dinaelwedidi.com

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Nubiyan Twist - Jungle Run / Bitteschön, Philophon! Vol.1

Strut - K7 / Indigo * Philophon / Groove Attack 

1 Spannender Neuzugang bei Strut - das zweite Album der versierten Nubiyan Twist um Frontfrau Nubiya Brandon, die hier in schöner Acid-Tradition flüssig & souverän Jazz, Soul, Brasil-, Hip Hop- und Afro-Elemente mischen. Das 12-köpfige ursprüngliche College-Kollektiv stammt mehrheitlich aus Leeds, agiert heute aber aus dem großen Schmelztiegel London heraus, wo man sich bereits eine Live-Fangemeinde erspielt hat (ab Oktober hoffentlich auch hierzulande). Entsprechend vielfältig, individuell und hochklassig ist dieser Jungle Run durch miteinander korrespondierende Stile und Kulturen auch ausgefallen. Beeindruckend, dass auch zwei der bedeutendsten Referenz-Größen im World-Bereich, Afrobeat-Maestro Tony Allen (auf Ghosts mit an den Drums) und Ethio-Jazz-Pionier Mulatu Astatke (für Addis To London am Vibraphon) hier als Gäste mit von der Partie sind.
https://nubiyantwist.bandcamp.com/album/jungle-run

 TIPP
 

world 03 19 nubiyan Twist

2 Mit Bitteschön, Philophon! (Vol.1) gibt das Berliner Label von Max Weissenfeldt (of Whitefield Brothers fame) eine lebendige Visitenkarte ab, die Lust auf ausgiebigeres Stöbern im Katalog des noch recht jungen Unternehmens macht. Präsentiert wird quasi eine Best of-Auswahl aus den bisher fünfzehn 7inch-Philophon-Releases seit 2013 (die gerade noch auf eine Dachschräge passen, wie auf der Cover-Rückseite ersichtlich). Weissenfeldt (früher auch mit seinem Bruder Jan als Poets of Rhythm bekannt und von München aus tätig, wenn nicht mit Embryo live in der Welt unterwegs), konnte sowohl etablierte Acts wie Jimi Tenor, Alemayehu Eshete oder Hailu Mergia für (Wieder-)Veröffentlichungen gewinnen, aber auch neue Entdeckungen wie Roy X (Sohn von Ebo Taylor) oder Alogte Oho aus Ghana präsentieren und langjährigen guten Bekannten wie Bajka ein Podium bieten. Highlife- & Ethio-Jazz-Interessierte also unbedingt dranbleiben, sicher folgt auch beizeiten ein Volume 2.  https://philophon.bandcamp.com/album/bittesch-n-philophon-vol-l

TIPP

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 Oliba International - O.I. / Onom Agemo - Magic Polaroid

MaAuLa Records * Agogo / Indigo
 

1 Dieses Marching Band-Quintett aus Tours hat sich ganz der Erforschung afrikanischer Musikstile verschrieben, vermag mit seinem selbstbetitelten Debütalbum aber kaum zu überzeugen. Mögen die Ingredenzien wie kongolesische Rumba, Sungura aus Simbabwe, kenianischer Benga oder Highlife aus Ghana in Spurenelementen jeweils erkennbar sein, das Zusammenspiel von Sousafon, Saxophon und elektrischer Gitarre über ausgedehntem Getrommel vermag die Aufmerksamkeit des Hörers selten bis zum Ende der überlangen Stücke von Oliba International zu fesseln. Aus den repetitiven Tonfolgen brechen zwar immer wieder improvisatorische Passagen aus, runder macht es das Ganze kaum.  https://olibainternational.wordpress.com

https://maaularecords.com/album/oliba-international

 

world reg 02 19 Oliba

2 Auch was die Berliner Onom Agemo & The Disco Jumpers auf ihrem drittem Album veranstalten, birgt Nervpotential. Nach dem 2017 veröffentlichten Liquid Love setzt die Truppe um Bandleader, Saxman & Flötist Johannes Schleiermacher auch auf dem Nachfolger Magic Polaroid auf Afro- & Gnawa-eingespritzte, krautige Psychedelia. Extra im Neuköllner Butterama Recording Center für möglichest authentisch-druckvollen Analog-Live-Sound aufgenommen, fällt der Hybrid aber diesmal - trotz der Beteiligung von Sängerin Natalie Greffel sowie Percussionistin Maria Schneider vom Andromeda Mega Express Orchestra - am Ende eher selten wirklich groovy aus. Statt in Trance zu fallen, steigt man meistenteils auf Mitte der Strecke aus dem repetitiven Gegniedel aus. O*A plus Disco-Springer machen eine Live-Pause, erst im Juni steht ein Festival an - in Dänemark - Check out: www.agogo-records.com/artists/onom-agemo-disco-jumpers-2

 

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Bassekou Kouyaté & Ngoni Ba - Miri / Baba & Djana Sissoko - fasiya

Out Here / Indigo * Blind Faith Records / Groove Attack


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In stiller Reflektion in der alten Heimat am Niger entstanden: Miri (Traum).

Video Deli * http://bassekoukouyate.com

TIPP
 

1 Zwischenzeitlich zu Glitterbeat abgewandert, ist der malische Lauten-Veteran Bassekou Kouyate mitsamt Ngoni ba-Ensemble zurück bei seiner langjährigen Labelheimat Outhere aus München, wo bereits das international vielbeachtete Segu Blue veröffentlicht wurde. Auf diesem Debüt sangen auch die verstorbenen Kasse Mady Diabate und Zoumana Tereta, denen das neue, opulent verpackte Album nun gewidmet ist. Auch mit dem Tod seiner Mutter (Yakare) beschäftigt sich Bassekou - Miri ist ein sehr persönliches Album, "about love, friendship, family and true values in time of crisis", das aber auch sozialkritische Töne nicht ausspart. Der alte Bekannte Habib Koite schaut für das eingängige Kanto Kelena herein, weitere Gäste sind Abdoulaye Diabate, der kubanische Reggae-Sänger Yasel Gonzalez Rivera und der marokkanische Oud-Virtuose Majid Bekkas. 

Auf Bassekou Kouyatés I Speak Fula war er auch zu Gast, der notorische Baba Sissoko, Landsmann, (E-)Ngoni-Kollege & `unbestrittener König der Tamani-talking drum´. Auf Dutzende eigener Releases bringt es der Jazz- & Blues-affine Griot-Abkömmling mittlerweile - die Liste seiner Gastauftritte & Kollaborationen ist noch wesentlich länger (u.a. Habib Koité (s.o.), Rokia Traoré, Ibrahim Ferrer & Buena Vista Social Club, Dee Dee Bridgewater, Omar Sosa oder Toots Thielemanns). Für Fasiya adelt Baba seine älteste Tochter & Sängerin Djana mit gleichberechtigter Namens- & Cover-Präsenz. Der im Vorjahr erst als bester afrikanischer Jazzmusiker (mit dem Obaland Music Award) ausgezeichnete Sissoko hat hier zudem Max Weisse(n)feldt (Poets of Rhythm, Whitefield Brothers) als kundigen Highlife-Schlagzeuger im Rücken, nebst weiteren, italienischen Studiocracks aus dem Umfeld von Produzent Luca Sapio. Webpräsenz

 

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Manu Katché - The Scope / Jeangu Macrooy - Horizon

Anteprima / Broken Silence * Unexpected Records / Rough Trade

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23.5. bis 1.6. auf Tour in Deutschland...www.manu-katche.com 

TIPP & LIVE-TIPP

1 Der versierte französische Schlagzeuger Manu Katché erfüllt auch auf seinem neuen Studio-Album die hohen Erwartungen. Präzise & doch scheinbar leicht wandelt der Komponist, Sänger, Texter, Perkussionist und Produzent auf The Scope durch die Genres. Für alles, ob Pop, Soul oder R&B-Anklänge, ob Dub, Fusion-Jazz oder World Music scheint der Mann nach 40 Jahren Karriere und Zusammenarbeit mit Künstlern vom Schlage Peter Gabriel, Sting, Joni Mitchell, Tori Amos, Al Di Meola, Jan Garbarek oder Youssou N'Dour ein Händchen entwickelt zu haben. Gesangliche Gastbeiträge vom Senegalesen Faada Freddy, dem französischen Rapper Jazzy Bazz (L`Entourage) & Singer / Songwriterin Jonatha Brooke (für die Ballade Don't U Worry. Durchweg catchy. Als Band-Kollegen agieren Jim Henderson (kb), Patrick Manouguian (g) & Jerome Regard.

Kleinere Brötchen backt derzeit noch der seit 2014 in Holland lebende Musiker Jeangu Macrooy aus Surinam. Trotz der gegenwärtigen Hipness tropischer Stile spielt Macrooy die Surinam-Karte eigentlich überhaupt nicht, sondern verfolgt mit seinem melodisch-starken, wenn auch recht glatt produzierten Material auf Horizon konsequent mainstream-nahe Pfade. Stärkster Track auf dem Nachfolger seines Album-Debüts High On You wohl die an Nummer zwei geführte Uptempo-Nummer Dance With Me. Auch Colors & Shake Up This Place (beide ebenfalls in schneller Gangart, letzteres Stück dabei wie Adrenaline erklärtermaßen inspiriert vom Berliner Nachtleben) bleiben gleich hängen. Play Tracks 2, 8,10. Im Juni stehen Konzerte in Deutschland an, auch in München (7.6., Ampere). Check out: www.jeangumacrooy.com

LIVE

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Coconami - Saikai / Minyo crusaders - echoes of japan

Trikont / Indigo * Mais Um - k7 / Indigo

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Und was pfeifen die Giasinger Nippon-Spatzn diesmal? * Video Senioren der Sonne aus dem Trikont-Innenhof.

 

1 Saikai - je nach Kanji-Schreibweise kann das auf Japanisch `Wiedersehen´ oder auch `Neubeginn´ bedeuten. Coconami, das bajuwarisch-eingemeindete Nippon-Kleinkunst-Duo aus Sängerin Nami Kamata und Ukulele-Mandoline-Selbstbau-Gitarren-Virtuose Mitsuyoshi `Miyaji´ Miyajima, kommt vier Jahre nach San also erneut zusammen - für die Aufführung alter & neuer Songs im liebgewonnen-berüchtigten, eben: coconamisierten Soundgewand. Live waren die beiden ja gerade im Februar & März, wie gehabt vornehmlich in Minga & Umgebung zu erleben. Wenn es bei den Eigenkompositionen dünn wird, greift man zur Freude des Trikont stets geneigten Feuilletons einmal mehr auf Adriano Celentano, Hank Williams/Johnny Cash oder die Ramones zurück. www.coconami.com

Trotz der seit den späten 70ern weit gefächerten Bandbreite japanischer Pop-Musik dringt seither - mit Ausnahme der legendären, stilprägenden Technopop-Pioniere YMO - abseits von Anime- & Computer Game-Musik wenig aus dem zweitgrößten Musikmarkt der Welt nachhaltig in den Westen. Versuche, neben fernöstlichen Tonleitern auch japanischen Min´yo-Folk mit anderen popnahen Genres zu paaren, gab es dabei schon mehrfach (etwa durch Ryuichi Sakamoto oder Sandii & The Sunsetz, auch vieles aus Jun Miyakes Werk ist hier zu nennen). Diesen Pioniertaten verwandte Echoes of Japan bieten nun auch die Minyo Crusaders aus Fussa im Westen Tokyos mit ihrem Debüt an. Das um Band-Leader Katsumi Tanaka gescharte Nippon-Ensemble kreuzt seit 2011 japanische Melodien und japanisch-sprachigen Gesang aus verschiedenen Präfekturen seiner Heimat mit Latin-, Afro- & Karibik-Elementen. Ob Cumbia, Reggae oder gar Bolero - akademisch geht es dabei gar nicht zu, "since min´yo is for everyday people" wie Tanaka meint. Im fold-out Booklet präsentieren sich die 10 Bandmitglieder denn auch als bunt kostümierte Vintage-Party-Truppe. www.facebook.com/minyocrusaders

 

world 4 19 minyo crusaders

Dudu Tassa & the Kuwaitis - El Hajar / Gérald Toto - Sway

Nur Publishing / Membran * No Format / Indigo

1 Wird hier nicht arabisch gesungen? Dudu Tassa & The Kuwaitis würde man auf den ersten Blick wohl nicht für ein jüdisches Musik-Ensemble halten, doch Tassa ist in der Tat einer der größten Rockstars Israels. Auf seinem neuen Album El Hajar mischen Tassa & Partner Nir Maimon energisch irakisch-jüdischen & jemenitischen Folk mit arabisch, mittelöstlich und westlich gefärbter Rockmusik - für Neuinterpretationen klassischen Repertoires von Tassas Großvater, des legendären kuwaitischen Musikers Daoud Al-Kuwaiti. Der reüssierte mit seinem Bruder Salah in den 1930er bis 1950er Jahren in der arabischen Welt. Im Irak wurde die populäre Musik der Brüder von Saddam Hussein verboten, als dieser erfuhr, dass der Sänger Jude war - was der Populärität der Al-Kuwaitis im Irak & angrenzenden Staaten nur kurzfristig einen Dämpfer versetzte. Für das Projekt konnten auch der irakische Star Ismael Fadel und die konvertierte Sängerin Nasreen Qadri gewonnen werden. Der von letzterer gesungene Track Tuli Ya Leylay wäre unser Anspieltipp, gefolgt vom druckvoll performten Bint El Moshab. Video El HajarVideo Bint el Moshab * Check out: www.the-kuwaitis.com 

LIVE
 

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2 Gérald Toto, in Frankreich schon durch seine Nouvelle Vague-Beiträge bekannter, hierzulande aber sicher - noch - der am wenigsten bekannte Künstler im Triumvirat mit Lokua Kanza und Richard Bona (als Toto Bona Lokua), das anlässlich des jüngsten Albums Bondeko (von 2017) schon als "afrikanische Crosby, Stills und Nash" gehandelt wurde. Die Sway betitelte Sammlung von elf neuen Eigenkompositionen des französischen Multitalents (die von Toto auch in Eigenregie arrangiert, eingespielt & produziert wurden), erschien schon im Spätherbst letzten Jahres, wird hier aber auf besondere Empfehlung gern noch vorgestellt. Denn das sich förmlich anschleichende, sanfte Album gewinnt mit mehrmaligem Hören stetig. Toto greift für seine eigenständige akustische Mixtur souverän auf Zutaten aus Folk, Jazz, Soul, Pop und Blues zurück, mit fein dosiertem exotisch-kreolischem und karibischem Flair, das die Wurzeln Totos auf den französischen Antillen preisgibt. Hoher Wiedererkennungs- und Gebrauchswert. Video Away Alive * www.geraldtoto.net/about-gerald-toto

TIPP

world 03 19 gerald Toto

guts - Philantropiques / Saigon Supersound Vol.2

Heavenly Sweetness / Broken Silence * Saigon Supersound / Infracom

world 4 19 guts

Beach Diggin´-Kollege Mambo sorgt einmal mehr fürs Signature-Cover-Artwork. www.facebook.com/GutsOfficial - Im Mai auf Tour durch Holland.

LIVE

1 Es bleibt tropisch. Von wegen "zurück zur Basis, zurück zum Beatmaking" - mit Philantropiques warf der französische Hip Hop-Producer Guts den Urprungs-Plan für sein sechstes Studio-Album über Bord und nahm vielmehr den Faden seiner erfolgreichen fünfteiligen Compilation-Serie Beach Diggin´ (ebenfalls auf Heavenly Sweetness) auf - nun auch als Solo-Artist. Brasilien, Kolumbien und die Karibik lassen grüßen - der hier angebotene bunte Afrotropical-Soundclash kommt mit vielen Gästen (von Jowee Omicil bis Kandy Guira) am Mikro und Instrumenten wie Flöte & Balafon sehr abwechslungsreich daher. Für diesen Sound hat Guts denn auch seine live-erprobte Pura Vida Band komplett ausgewechselt - hier musizieren nun im Kern Christiane Prince (dr), Kenny Ruby (b), Cyril Atef (perc), Adelaide Songeons (trb) & Saxophonist Ben Wolff. "Shake it and rise up!"

2 Der Saigon Supersound ist zurück. War bei Volume 1 Anno 2017 leider kein Rezensionsexemplar verfügbar, geht es nun für die verdienstvolle Compilation in die zweite Runde - mit Vintage-Songs aus Sài Gòn (so der treffliche Opener von Carol Kim) sowie der seit Mitte der 70er nicht mehr existierenden Republik Vietnam. Auf die von Produzent Jan Hagenkötter hier versammelten, remasterten Aufnahmen aus dem Süden des Landes, zeitlich aus den späten 1960ern und frühen 1970ern, wird in einem opulenten Booklet näher eingegangen, das sogar alle Songtexte in Englisch und Vietnamesisch beinhaltet. Die 18 Tracks verbreiten exotische und nostalgische Atmosphäre und machen Lust auf eine Entdeckungsreise dazu, was in der Ferne noch vom hier zelebrierten alten Saigon übrig sein mag. 

www.saigonsupersound.com * www.infracom.de

https://infracom.bandcamp.com/album/saigon-supersound-vol-1

https://infracom.bandcamp.com/album/saigon-supersound-vol-2 

TIPP

world 03 19 saigon SupSound

Tartit - Amankor. The Exile / V.A. - Abu

World Music Network / Harmonia Mundi * Homerecords / Galileo Music Communication

Tartit bedeutet in der Tuareg-Sprache Tamasheq `Vereinigung´. 10 Jahre sind seit dem Debüt des von vier Sängerinnen geprägten Wüsten-Kollektivs ins Land gegangen, nun meldet sich die Band um Frontfrau Fadimata Walet Oumar zurück - mit mehreren Stücken zur Rolle der Frau und den Strapazen, die nicht genügend Wasser, mangelnde Gesundheitspflege und fehlende Bildung in Nordwest-Afrika bedeuten. Bewahrung der Tuareg-Kultur in diesem schwierigen Zeiten für die Region ist Fadimata & Co ein wichtiges Anliegen, vorgebracht mittels traditioneller Klänge von Teherdent (3-saitige Ngoni-Laute) & Imzad-Geige, Tende-Trommel und Flöte - auch in Abgrenzung zu mehr Rock- und Blues-Fusion betreibenden Ensembles wie Tinariwen oder Tamikrest. Auch im Exil - die Wüste lebt. Webpräsenz

  

world 02 19 tartit

2 Als Gitarrist aus dem Senegal ist es nicht unbedingt leicht, sich international einen Namen zu machen. Abu Djigo, Saitenvirtuose & Komponist, wurde durch einen vorzeitigen Tod aus seinem regen Tourleben gerissen. Djigos Traum, sein Debüt-Album mit seinen engsten Freunden aufzunehmen, wird nun dennoch war - posthum als Hommage von einem vom umtriebigen Baba Sissoko (s.o.) angeführten Ensemble eingespielt. Die musikalischen Weggefährten zelebrieren mit ABU die kulturellen und musikalischen Traditionen Westafrikas, schlagen aber auch eine Brücke nach Europa, wo die CD (in Belgien) produziert wurde. Abu selbst an der Gitarre, zusammen mit Ngoni & Tama-Trommel bilden dabei das instrumentale Gerüst für Lead Vocals von Sissoko, Omar Ka oder Seringe MC Gueye. www.homerecords.be * https://homerecordsbe.bandcamp.com/album/abu 

 

world 03 19 Abu Gallileo

Jaro Milko & The Cubalkanics / Error 404 Band Not Found - Schmetterling

Sfa Distribution * Error 404 / beide: Galileo Music Communication

1 "Leben" bedeutet der Albumtitel Zivot auf Tschechisch. Und wie Gitarrist und Bandleader Jaro Milko meint erkannt zu haben, "im Leben geht es um Veränderung". Auch bei Milkos Ensemble hat sich für den aktuellen Release einiges getan, die Bläsersektion wurde deutlich aufgestockt, Produzent Tod A (u.a. Firewater) engagiert, sowie Milkos Angetraute Jana Kouril & die israelische Sängerin Kama Kamila mit weiteren Gesangsparts betraut. Und die Anteile der musikalischen Ingredenzien vom bisher bestimmenden Latin-Sound etwas mehr gen Balkan verschoben. Dazu blieb man stetig in Bewegung: aufgenommen & gemixt wurde in Mailand (in einem ehemaligen Bordell), gemastert in Istanbul.' Griechische & türkische Folklore trifft hier schon mal auf einen verirrten Reggae-Beat und Surf-Gitarre. Unser Anspieltipp: A Fistful of Rupees. An welch andere Band(s) erinnert Euch der Sound von Jaro & the C´s? Das wäre hier die CD-Gewinnspiel-Preisfrage... Antworten an gewinnspiel @ cinesoundz.net. Wir sind gespannt. Live am 5.4. in Biberach, am 17.4. in Basel plus drei Termine im Mai - check out: www.cubalkanics.com

* Zivot-VideoSuelta la Rienda-Video *

LIVE
 
CD-GEWINNSPIEL!
world 03 19 JaroMilko

2 Zuguterletzt: hier bläst Basel. In Gestalt eines Ensembles mit dem nervigen Namen Error 404 Band Not Found, das durchaus angeschrägte, mal sehr jazzige, mal balkanlastige Bläsersounds mit Latin, Funk und Hip Hop zu verbinden sucht. Das Schmetterling betitelte zweite Album (nach Fisch Dich von 2017) bietet auch Rock’n’Roll-, Soul-, Pop- oder Reggae-Momente - nebst spanischem Sprechgesang - in Regie von Victor Hege, seines Zeichens Sousaphonist, Produzent & Verfasser von acht der insgesamt elf Albumtitel. Die quirlige Frontsängerin La Nefera aus der Dominikanischen Republik darf sich nach Herzenslust austoben und profitiert dabei von der Routine ihrer eingespielten Backing-Kollegen. Schmetterling-Video

CD-Gewinnspiel! Preisfrage: An welche Band(s) erinnert Euch der Sound von Error 404? Antworten an gewinnspiel @ cinesoundz.net.

Für Livetermine - check out: www.e404.ch

LIVE
CD-GEWINNSPIEL!

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