Tim und Struppi-Special 11-2011

       
 

Tim und Struppi´s Abenteuer im Film & beyond...

 

"Indiana Jones" meets "Fluch der Karibik" – die aktuelle Steven Spielberg & Peter Jackson-Kollaboration „Die Abenteurer von Tim und Struppi: Das Geheimnis der Einhorn“ zieht das Publikum mit geheimnisvollen Schatzkarten, stürmischen Seeschlachten und turbulenten Verfolgungsjagden wie zu Spielbergs besten Indie-Zeiten in seinen Bann. Dank Performance-Capture-Verfahren erhalten die beliebten Comicfiguren des legendären belgischen Zeichners Hergé – Tim, Struppi, Kapitän Haddock, die Detektive Schulze & Schultze (sowie Operndiva Bianca Castafiore in einem Kurzauftritt) – eine computeranimierte Dreidimensionalität, die hier trotz der künstlichen (Comic)-Gesichter nicht störend wirkt, sondern den Zuschauer tatsächlich in das Spektakel hineinzieht. Eine werkgetreue Verfilmung von Hergés „Tim und Struppi“ darf man beim ersten selbst in Szene gesetzten Trickfilm des Erfolgsregisseurs – Spielberg hat sich die Filmrechte noch zu Lebzeiten Hergés gesichert – allerdings nicht erwarten. Die Geschichte basiert zwar auf „Das Geheimnis der Einhorn“, ist aber u.a. mit Elementen aus der Episode „Die Krabbe mit den goldenen Scheren“ versetzt, in der Tim zum ersten Mal auf den bärbeißigen Trunkenbold Kapitän Haddock trifft. Ein veritabler Spaß - nicht nur - für kleine & große "Tim und Struppi"-Fans.

Die Kino-Kampagne nimmt die Phalanx der Lizenznehmer natürlich auch hierzulande zum Anlass, eine ganze Palette an Hergé-Klassikern wie die Hardcover-Bände (hier stellvertretend „Das Geheimnis der Einhorn“ und „Die Krabbe mit den goldenen Scheren“), die (teils als optisch an den Film angelehnte Special Edition aufgepeppten) älteren französischen Realfilme oder die Trickfilm-Serie mitzubewerben. Und tatsächlich könnte sich mancher Kino-Zuschauer auch veranlasst fühlen, mal wieder einen – oder überhaupt den ersten – Blick in die klassischen "Tim und Struppi"-Alben des 1983 verstorbenen Comicmeisters Hergé zu werfen. Wie war das noch? Haben sich Tim und Kapitän Haddock wirklich auf dem Frachter namens "Karaboudjan" kennengelernt? Die humorvoll erzählten Comic-Abenteuer entstanden immerhin schon seit den 1930ern – im für Hergé typischen Ligne-Claire-Zeichenstil mit präzisen Konturen und flächiger, einfarbiger Kolorierung. Seitdem erweisen sie sich auch für nachfolgene Generationen immer wieder als Lesevergnügen.

Wem es der cholerische Kapitän Haddock besonders angetan hat, der seine Gegner mehr als mit Heldentaten mit seinen Schimpftiraden in die Flucht schlägt, kann in „Hunderttausend Höllenhunde – Haddocks Einmaleins des Fluchens“ einiges lernen. Zwar greift der liebe Kapitän bei leichtem Groll durchaus auch auf ganz alltägliche Schimpfworte und Beleidigungen zurück, doch ist er keineswegs nur auf die Standards angewiesen. Auf dem Höhepunkt seiner Wutausbrüche überschüttet er sein Gegenüber mit Verbalattacken, die jeden Linguisten vor Neid erblassen lassen. Für die deutsche Ausgabe konnte nur ein Teil der französischen Originalflüche, die Albert Algoud unter dem Titel „Le Haddock Illustré“ (Verlag Castermann) zusammengetragen und lexikalisch beschrieben hat, verwendet werden. Marcel Le Comte hat sie übersetzt und um deutsch-spezifische Haddock-Schimpfworte ergänzt. Um die außergewöhnliche Lebendigkeit von Haddocks – im Original französischen – Wortschatz zu erhalten, haben die Übersetzer der deutschen Tim und Struppi-Bände die Flüche nämlich nicht wortgetreu, sondern sinngemäß übertragen. So wird man in der Originalausgabe von „Tintin“ vergeblich nach „Affenpinscher“ oder „Fuseleule“ suchen. So erfreulich kreativ die Wortschöpfungen der deutschen Comic-Übersetzer sind, kann man das von den "Hunderttausender"-Buch-Texten leider nur eingeschränkt behaupten, zu sehr bleiben die Beschreibungen der rein lexikalischen Begriffserklärung verhaftet. Man hätte sich da mehr Humor gewünscht - und auch mehr von den aus den Comics entlehnten Haddock’schen Fluchszenen, die den praktischen Einsatz der einzelnen Schimpfworte erst anschaulich machen. Text (C) Gabriela Beck

 

"Tim und Struppi", --bzw. "Tin Tin", lt. der Schriftzeichen unten rechts, reüssieren auch auf dem Flohmarkt in Beijing: "Im Reiche des Schwarzen Goldes", 2-teilig, im Mini-Querformat 12,6 x 8,9 cm, Innenseiten schwarz-weiß.