Von den Handgeldern & Tankstellenjobs der frühen Jahre bis zu Pay-TV, Wettmafia und den Fantasie-Gehältern der Jetztzeit war es ein langer Weg - den finanziellen bis randkriminellen Aspekten der Bundesliga widmet sich Nils Havemann nicht erst im letzen Kapitel des vorliegenden, wissenschaftlichen Standardwerks. Als Ergebnis eines dreijährigen Forschungsprojekts an der Universität Stuttgart legt der profilierte "Fußball unterm Hakenkreuz"-Autor & DFB-Fachmann eine gehaltvolle, aber lesbare Bilanz vor, die vor allem - trotz 50 Jahren Berichterstattung - bisher weniger beachtete Aspekte ins Visier nimmt. Beispielsweise, dass auch die "Wunder von Bern"-Protagonisten nach den Standards der Nachkriegszeit bereits Vollprofis waren. "Die häufig gegeißelte Gier war in den 50er & 60er Jahren nicht geringer...sondern wurde..lediglich mit einer Rhetorik nobler Rechtschaffenheit übertüncht." Weiter geht´s über neue Details zum Bestechungsskandal 1970/71 und den andauernden Streit um die Fernsehrechte. "Samstags um halb 4" bietet am Ende nicht nur tiefe Einblicke in die Entwicklung eines Sports, der für viele in teils problematischer Form zum Religionsersatz geworden ist, sondern auch Gesellschaftskritik als Fazit. Die Bundesliga als Spiegel des herrschenden Systems: "...die Neigung, Profite zu privatisieren und Defizite zu sozialisieren", während der Staat die "Umverteilung zugunsten der stärksten... Interessengruppen fördert." Chapeau!
|