Maestro - Leonard Bernstein revisited. Kino, Stream & OST-CD

Bradley Cooper re-inszeniert Maestro Leonard Bernstein.

In der Tat wurde Bernstein in den USA nicht nur in seinen multiplen Kapaziäten als Allroundkünstler bejubelt, sondern gerade dafür während seiner langen Karriere auch stets angefeindet, ebenso für seine Homosexualität, seine jüdische Herkunft, seine (linke) politische Gesinnung - hier setzt der Film jedoch - leider - keine weiteren Akzente, das umfassende, anerkannte Schaffen Bernsteins in Europa oder Israel klammertMaestro ganz aus. 

Wie seine Hauptfigur ist auch der Film in den USA nicht unumstritten: in Sachen Ausstattung und auf der gestalterischen Ebene (Kamera: Matthew Libatique) meist ein Genuss, zu Beginn temporeich, mit Tanzszenen & Musical-Schnipseln, gegen Ende eher dialoglastig, stets intensiv in Coopers bis in optische Details manischer Darstellung. Allein für das -flächig gelobte- glaubwürdige Aneignen der Manierismen im Dirigat Bernsteins hatte der Schauspieler jahrelang geübt. Auf der anderen Seite wird ihm in seiner Rolle antisemitisches `Jewfacing´ vorgeworfen, die verwendete Protese stört dabei optisch weniger - bis auf die Szene mit Mentor Serge Koussevitzky, der seinem aufstrebenden Protégé (vergeblich) empfiehlt, seinen Nachnamen im eigenen Interesse doch inBurnszu ändern - eher das übertriebene Näseln (im Original).

Womöglich wollte Cooper bewusst Fragen offenlassen: ein im Film vorangestelltes Zitat Bernstein lautet, die Bedeutung eines Kunstwerks liege in den widersprüchlichen Antworten, die es provoziere. 

 TIPP

Der legendäre Komponist, Dirigent & PianistLeonard Bernstein(1918-1990) steht im Mittelpunkt des Biopics Maestro von Bradley Cooper, dessen zweiter Regiearbeit nach A Star Is Born. Erneut auch als Hauptdarsteller, Co-Autor (von Josh Singer) und Produzent beteiligt, ist hier Coopers Streben, nach einer Vielzahl Nominierungen 2024 endlich auch in einer maßgeblichen Kategorie einen Oscar zu gewinnen, überdeutlich. Was man dem beim Filmfest Venedig uraufgeführten Film vorwerfen könnte. Cooper übernahm Maestro - mit Kußhand - von West Side Story-Remaker Steven Spielberg und verordnete dem Script eine seinem Vorprojekt nicht unähnliche Love Story-Form: im Fokus Bernsteins langjährige Beziehung zur chilenischen Schauspielerin & Musikerin
Felicia Montealegre (Carey Mulligan), immer wieder auf die Probe gestellt von Bernsteins Homosexualität. Das künstlerische Schaffen des jüdischen Jahrhundertkünstlers wird zwischendurch abgespult, eingeklammert durch ein gefilmtes Interview des etwa 70-jährigen, kettenrauchenden Bernstein...:

...so der fast zufällige Durchbruch als junger Dirigent an der Carnegie Hall im Ersatz für Bruno Walter - als atemlose Schwarz-Weiß-Rückblende -, Fancy Free als Basis von On The Town, die weiteren Broadway-Erfolge Candide & natürlich West Side Story (nur ganz kurz), Bernsteins vertiefte Mahler- & Beethoven-Interpretationen und die bekanntesten eigenen Symphonien Nr. 2 & 3. Leonards außereheliche Liebschaften und Streitgespräche auf Augenhöhe mit der 1978 dem Krebs unterliegenden Felicia, am wirkungsvollsten inszeniert, als sich Bernstein eine Tirade seiner verletzten Gattin abholt, während eine überdimensionale Snoopy-Figur als Teil der prototypisch amerikanischen Thanksgiving Parade am Hotelfenster vorbeizieht. 

* Trailer* Netflix Film-Website*

* Official Film Website *

* Making of: Sound * Conducting * 

* The Rock Revolution (US-TV, 1967) * 

Nach Tar das nächste große Klassik-Soundtrack-Projekt bei DG. 

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  Enthaltenes Repertoire: Symphonic Suite from On the Waterfront / Manfred, Op. 115: Overture / Fancy Free: Variation 1 (Galop); On the Town: Lonely Town. Pas de deux; On the Town: I Get Carried Away / You've Got That Look (That Leaves Me Weak); Interlude aus Trouble in Tahiti; Paris Waltz aus Candide; Molto adagio aus Facsimile; Fancy Free: Enter Three Sailors / Fancy Free: Var. 3 (Danzon) / On the Town: New York, New York; Songfest: To What You Said / Interview (Dialogue) / Anniversaries for Orchestra: X. For Felicia Montealegre; Candide: Make Our Garden Grow; Prolog aus West Side Story; Pax. Communion aus Mass; Sir Beelzebub aus Facade; Prolog aus Symphonie Nr. 2 "The Age of Axiety"; The Clapping Song (Clap Pat Clap Slap); Candide-Overture; Din-Torah aus Symphonie Nr. 3 "Kaddish"; Psalm 23 aus Chichester Psalms / Gustav Mahler: Symphonie Nr. 2 (Finale); Adagietto aus Symphonie Nr. 5

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• Künstler: Victoria Ruggiero, Antonia Butler, Michael Clarke, Lukas Foss, Shirley Ellis, London Symphony Chorus, London Symphony Orchestra, New York Philharmonic Orchestra, Louis Armstrong Quintet, Yannick Nezet-Seguin, Leonard Bernstein

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• Formate: CD, Doppel-LP, Transparente Doppel-LP, jeweils auch mit limitiertem Fotoalbum

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• DG Leonard Bernstein Künstlerseite incl. OST Maestro
• Neuauflage diverser Bernstein-Einspielungen aus seinem über 150 Titel umfassenden DG-Katalog auf CD, wie 10 Album Classics aus dem Columbia-Katalog bei Sony Classical 

Womöglich hätte der starke Bezug Bernsteins zum deutschsprachigen Raum der Deutschen Grammophon noch bessere Vermarktungs-Hebel geboten, als es der limitierte Kinostart (das Oscar-Feigenblatt) von Maestro und die Netflix-Auswertung im Stream ab 20.12. dem gerade 125 Jahre Bestehen feiernden Berliner Label nun bieten. Eine Parallele zum DG-Soundtrack-Engagement bei Tar zu Beginn des Jahres ist, neben Mahlers 5. Symphonie, Bernsteins ikonische US-TV-Reihe Young People’s Concerts mit dem New York Philharmonic Orchestra. Zu der vertrauten, alten Video-Aufzeichnung einer Folge mit dem Musik-Erklärer der Nation flüchtete sich ja Cate Blanchett als bei ihrem Berliner Orchester in Ungnade gefallene Maestra. Eine explizite Kritikerin von deren Darstellung war ausgerechnet Dirigentin Marin Alsop, die Bernstein als ihren Mentor nennt. 

Der die Stationen des Cooper-Films abbildende Soundtrack enthält im Booklet Liner Notes des umtriebigen DG-ExklusivkünstlersYannick Nézet-Séguin, (Orchestre Métropolitain - Montreal & Philadelphia Orchestra).

Der franko-kanadische Dirigat-Coach von Bradley Cooper, für die Mehrzahl der Film-Tracks dem London Symphony Orchestra vorstehend, gestaltete jüngst auch die umjubelte Aufführung von Florencia En El Amazones in der New Yorker Met am Pult. Eines seiner liebsten Bernstein-Zitate: "I need to conduct with every part of my body, with my shoulders, with my writs, with my knees."

Des weiteren sind Bradley Cooper sowie Leonard Bernstein himself (mit den Wiener Philharmonikern bei Mahlers Fünfter & dem New York Philharmonic beim Prolog der eigenen 2. Symphonie) beteiligt. Abgerundet wird der Original Soundtrack von sparsam gesetzten Dialog-Parts.