Während in Deutschland offenbar kaum eine Chance besteht, einen der grössten Songwriter und Arrangeure der Musikgeschichte noch einmal live zu erleben, verhält sich die Sache im Süden Europas schon anders. So kommt Burt Bacharach immer wieder gerne nach Italien, wo er standesgemäß als "Leggenda e genio del pop" verehrt wird. Nach 2004 bereiteten die Zuschauer in der Arena Santa Giuliana "his Burtness" denn auch beim diesjährigen Umbria Jazz Festival einen warmen Empfang. Die fiebrigen Erwartungen der Fotografenschar durften sich zunächst am vorgeschalteten Kurzauftritt der talentierten Sängerin Karima abkühlen. Beim diesjährigen Festival di SanRemo belegte die Tochter eines Algeriers und einer Italienerin mit "Come in ogni ora" in der Newcomer-Kategorie den 2. Platz, einer neuen Komposition von - Burt Bacharach. Die mittlerweile 81-jährige lebende Legende enterte kurz darauf, beturnschuht und augenscheinlich in guter Form die Bühne: "All of the music you are going to hear has been written by the man at the piano." Bacharachs Cäsarenhaupt wachte die nächsten 2einhalb Stunden von der Mitte der Bühne nicht nur über die schwarzen und weissen Tasten, sondern diktierte jeden Einsatz seiner exquisten Musikerriege. Die beiden farbigen Sängerinnen hatten jeweils Gelegenheit, sich mit wahrlich nicht leicht zu intonierenden Balladen auszuzeichnen, "Anyone Who Had a Heart" war dabei ein emotionales Highlight in der um eine Reihe umjubelter Zugaben verlängerten Show. Ob die Vierersektion mit B.B.´s frühen Hits wie "Magic Moments", diverse bekannte Soundtrack- Erfolge, eine Prise Musical ("Promises, Promises") oder das Dr.Dre-Drumloop-versorgte "Go Ask Shakespeare" aus dem Comeback-Soloalbum von 2005 - kaum ein zeitgenössischer Songschreiber kann aus einem solchen Ouevre wählen. Das diesmal Klasse-Uptempo-Instrumentals wie "Nicki" und "Bond Street" fehlten, mag Kenner im ersten Fall nicht überrascht haben. Bacharachs Tochter, der er 1971 eine seiner der mitreissendsten Kompositionen widmete, hatte sich erst 2007 das Leben genommen. Dennoch gab es Gänsehaut- Momente zuhauf - als der Altmeister mit brüchiger Stimme "Alfie" selbst intonierte, hätte man im Rund der Arena eine Stecknadel fallen hören können. "It´s going to be this one again. You have to sing along with me and then we´re all out of here," kündigte der sichtlich bewegte Bacharach schließlich die letzte Encore an, das in Italien besonders beliebte "Gocce Di Pioggia Su Di Me": " ..because I´m free - nothing´s worrying me." Auch die von Tausenden besungenen Regentropfen hätten dem Zauber dieser Sommernacht von Perugia wenig anhaben können. Freudentränen und strahlende Gesichter, wo man in der längst aufgelösten Sitzordnung nach den letzten Akkorden auch blickte.
Ein unvergessliches Highlight in einem (u.a. mit Paolo Conte, Chick Corea, James Taylor oder Steely Dan) wahrlich hochkarätig besetzten Umbria Jazz Festival 2009. ©cinesoundz
Wer nicht warten möchte, bis Giampiero Vigoritos brandneue, auf dem Festival präsentierte Hommage "The Book of Love" ins Deutsche oder Englische übersetzt ist, kann sich auch auf der inoffiziellen B.B. Website informieren:
http://bacharachonline.com/ .... a house is not a homepage. Video @ MySpace |
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