REVIEWS COMIC 04 - 2021

 

 

1 slideful Comics 04 21

 Alfred Hitchcock - 1. Der Mann aus London

Noel Simsolo - Dominique Hé / Splitter
 

Alfred Hitchcock war bekanntermaßen nicht nur Großmeister des Suspense, sondern auch ein Virtuose der Selbstinszenierung. Seine (eigentlich kaum schmeichelhafte) Silhouette war ein Markenzeichen, von Hitch selbst in neun Strichen auch zum Logo reduziert. Auf dem Cover des vorliegenden ersten Bandes der aktuellen Comic-Biografie bei Splitter gleicht dieser sich vor dem Union Jack abzeichnende Schattenriss eher dem von Hubertus Heil als dem des berühmten Regisseurs - ein erster Hinweis darauf, dass es dem französischen Team aus Filmhistoriker Noel Simsolo und Zeichner Dominique Hé weniger um fotorealistische Wiedergabe geht. Sondern um eine aus (scheinbar durcheinandergewürfelten) Episoden aus dem Leben Hitchcocks fiktional zusammengefügte Hommage an die schwarzhumorige, manische Film-Ikone. Vorhang auf für Psycho und seine legendäre Duschszene, die Generationen von Kinogängern auf der ganzen Welt traumatisierte. In Konversationen mit seiner Mutter, seiner Ehefrau & wichtigsten Mitarbeiterin Alma Reville, seinen Filmstars Grace Kelly und Cary Grant, mit Studiochefs, Mitarbeitern & Kritikern erfährt man mehr über Hitchs Prägungen und Anfänge, bis zum Ende seiner englischen Periode (1939 mit Riff-Piraten). Die Fülle anklingender Stoffe und Namen in Kombination mit mehrheitlich kleinteiligen Panels und den durchgängig in nüchternen Grautönen gehaltenen, reduzierten Zeichnungen Hés verlangt jedoch allen Nicht-Filmhistorikern einiges ab. Im zweiten Band, der noch in diesem Jahr erscheinen soll, dürfte der Wechsel nach Hollywood im Mittelpunkt stehen. Und man darf gespannt sein, ob es dann, wie in Hitchs Filmouevre, sozusagen in Technicolor weitergeht...

www.splitter-verlag.de

 

comics 04 21 HitchcockHitch im Comic-Profil, Volume 1.

Die Abenteuer von Hergé

Jose-Louis Bocquet - Jean-Luc Fromental - Stanislas (Barthelemy) / Carlsen

Die Comic-Biografie des Tintin-Schöpfers Georges Rémi, Die Abenteuer von Hergé, wird für den frankobelgischen Raum in regelmäßigen Abständen aktualisiert und neu herausgegeben. Auch auf deutsch bei Carlsen ist man mittlerweile schon bei der vierten überarbeiteten Edition angekommen. Jedesmal gibt es ein paar zusätzliche Seiten, aktuell die vier im Jahr 1921 angesiedelten, auf denen wohl ein schon früh entwickelter Instinkt fürs Geschäftliche beim jungen Georges dokumentiert werden soll: es geht um einen recht speziellen Glücksbringer, den Rémi auf dem Pausenhof sozusagen Faser für Faser verhökert. Das Cover der letzten Ausgabe (2013, der dritten französischen entsprechend), wo Hergé, die Mappe unterm Arm, durch den Verkehr zur Tintin-Redaktion im ikonischen Le Lombard-Verlagsgebäude hastet, war nicht zu toppen. In den farbigen Episoden aus dem Leben Hergés klingt beim Team aus Autor José-Louis Bocquet (u.a. Franquin – Meister des Humors), Jean-Luc Fromental (u.a. 365 Pinguine) mit Zeichner Stanislas (Barthélémy) auch Kontroverses im Werdegang Hergés an, etwa `Frauengeschichten´, der Neid auf die Asterix-Konkurrenz oder der Makel der Kollaboration während der Besetzungszeit in Belgien. Das Salz in der Suppe für unsere Begriffe diesmal aber der erweiterte Anhang mit allen bisherigen Coverabbildungen, Buchillustrationen, Bastelbögen-Beilagen & anderen Exlibris, Siebdruck- und Plakatmotiven, den man gleichwohl mit der dem Personen-Index vorbehaltenen Farbigkeit ebenfalls noch hätte aufwerten können. Vielleicht dann in der nächsten Ausgabe...
http://stanislasbarthelemy.blogspot.de
www.carlsen.de

 

comics 04 21 HergeHergés Abenteuer, die soundsovielte.

 

Niemals

Bruno Duhamel / avant-verlag

Der französische Autor & Zeichner Bruno Duhamel (*1975), seines Zeichens Absolvent der Hochschule von Frankreichs Comic-Zentrum Angouleme, hat gerade einen Band veröffentlicht, auf den sich derzeit beiderseits des Rheins viele Stimmen einigen können. Gelobt wird vor allem die warmherzige Story um die betagte Madeleine (wir erfahren konsequent nur ihren Vornamen), die nebst Katze Balthazar Jahrzehnte nach dem Verlorengehen von Ehemann Jules auf See noch immer das akut absturzgefährdete kleine Häuschen unmitttelbar an der Steilküste von Troumesnil bewohnt - und sich dort regelmäßig einige Gläschen Wein genehmigt. Madeleine ist nicht nur biblische 95 Jahre alt, sondern auch noch von Geburt an blind. Sie soll ins Altersheim? Niemals! Dem für sie verantwortlichen Bürgermeister des kleinen Badeorts in der Normandie raubt Madame mit ihrem Widerstand natürlich den letzten Nerv. Duhamel greift ein wohlfeiles Motiv auf - renitente Senioren haben schließlich schon seit Methusalix bei der frankobelgischen Leserschaft einen Stein im Brett, siehe die zu Dauerbrennern avancierten, in Angouleme prämierten Alten Knacker (Les Vieux Fourneaux) von Lupano & Cauuet. Den versierten, dynamischen Strich des Letzteren hat Duhamel allerdings nicht auf der Pfanne, bei ihm wirkt alles im Vergleich etwas gröber, statischer - und zwar auch in den öfters länglichen Dialogen. Doch für den Autoren ist das Ganze wohl vor allem eine persönliche Angelegenheit, widmet er den Band doch seinen hochbetagten Omas Emma und - Madeleine! Eine Nebenrolle geht hier an den Klimawandel, der schuld an Trockenheit, Unwettern und erodierender Steilküste ist. Einigermaßen offenes Ende - gefolgt von ein paar Seiten Making of-Anhang - mit Fotos, Bleistiftskizzen & Figurenstudien.

www.avant-verlag.de * www.hibbouk.com *

  
 

comics 04 21 Niemals

Statt im Heim auf der Klippe zu finden: Seniorita Madeleine.

Ghost World

Daniel Clowes / Reprodukt
 

Manchen wird Ghost World als angeschrägter Coming-of-Age-Film mit Scarlett Johansson, Thora Birch & Steve Buscemi ein Begriff sein. Die Darsteller gewannen für ihre Parts ab 2001 verschiedene Preise, Regisseur Terry Zwigoff wurde mit Daniel Clowes für das gemeinsame Drehbuch für den Oscar nominiert. Die Arthouse-Satire war die Verfilmung von Clowes´ aktuell bei Reprodukt auf deutsch neu aufgelegtem, gleichnamigen Comic. Das punktet nun zunächst mit der prächtigen 4c-Hardcover-Verpackung - einer klaren Verbesserung gegenüber dem Original von vor mehr als zwanzig Jahren. Für den Innenteil mit durchgängig dreifarbig (in türkis-schwarz-weiß) gehaltenen US-Smalltown-Teenager-Angelegenheiten braucht es schon mehr Affinität zu Clowes´ wortreichem Underground-Erzählstil. Seine unverkennbaren Zeichnungen geben dabei die trockene Paranoia & den Frust der Figuren trefflich wieder. Die brünette Enid Coleslaw (ein Anagramm) und ihre blonde Freundin Rebecca `Becky´ Doppelmeyer, hängen abseits ihres Highschool-Außenseiterinnen-Alltags in Shopping Malls, Sexshops und Fast Food Restaurants ab, bis sie auf den Schallplatten-Nerd Seymour treffen (im Film mit deutlich mehr Präsenz). Im Vergleich zum Celluloid fehlt den Panels leider die Einbettung in den Film-Soundtrack (man erinnere etwa den schon im Vorspann auftrumpfenden, Bollywood-Sixties-Smash Jaan Pehechan Ho). Gleichwohl ein Kultbuch, zum 30-jährigen Jubiläum des verdienten Berliner Verlages (many happy returns!) formidabel neu in Szene gesetzt.

www.reprodukt.com

 

comics 04 21 Ghost WorldClowes´ suburbane `teenage kicks´ zum 30-Jährigen.

 Jahr Null - Als wir Eltern wurden

Frenk Meeuwsen / avant-verlag

"Soll ich´s wirklich machen oder lass ich´s lieber sein?" Ein Jein - gibt´s in diesem Fall nicht. Schließlich ist ja Frenks geliebte Partnerin Zaza auch nicht nur ein bißchen schwanger. Bislang, etwa in anderen Beziehungen, hatte der Amsterdamer Comic-Zeichner Frenk Meeuwsen eine eigene Vaterschaft stets abgelehnt. Nun kann er sich das ganze Wagnis auf einmal vorstellen und wird auch gleich zum Comic-Chronisten im Jahr Null - Als wir Eltern wurden. Die Leserschaft begleitet das Paar von Frenks Entscheidung an bis einige Monate nach der Geburt des gemeinsamen Sohnemanns. Aus der Perspektive des Vaters werden etwa prä- & post-natale Zweifel (rosa kolorierte Traumsequenzen), die Hilflosigkeit bei der aus nächster Nähe mitgemachten (Kaiserschnitt-)Geburt oder der ungewohnte, nachwuchsbedingte Schlafmangel beiläufig geschildert, auch ein im Profil merklich vergrößerter neoväterlicher Bauchansatz wird angedeutet. Im Ergebnis eine nüchterne bis selbstreflexiv-heitere Aufarbeitung einer gewichtigen Änderung im (Ex-)Junggesellendasein. Wem manches davon bekannt vorkommt oder wer noch vor ähnlichen Entscheidungen steht, könnte hier richtig sein. Interessanterweise - Parallelität der Ereignisse - war auch die Weichenstellung für die Berufung Comiczeichner bei Meeuwsen eine späte: Er war bereits über 50, als (mit Zen ohne Meister) sein erster Comic erschien - ebenfalls beim avant-Verlag in Berlin.

www.avant-verlag.de

 

comics 04 21 Jahr NullHe did it - with a little help from Zaza... Frenk & der Nachwuchs.

Auf einem Sonnenstrahl

Tillie Walden / Reprodukt


On a Sunbeam traf einen Nerv bei US-Presse und -Publikum. 2018 wurde die manganahe Story der jungen Autorin Tillie Walden (* 1996) mit dem renommierten LA Times Book Prize ausgezeichnet, zudem von Publishers Weekly & Washington Post gar unter die zehn besten Bücher des Jahres gewählt. Walden ist Erfolg gewohnt - 2016 wurde bereits ihr Comic-Debüt The End of Summer mit dem Ignatz Award in der Kategorie 'Outstanding Talent' prämiert, Eisner Award-Preisträgerin ist sie mittlerweile ebenfalls. Das in der deutschen Ausgabe auf mächtige 544 Seiten kommende Auf einem Sonnenstrahl ist nach West, West Texas und Pirouetten bereits der dritte Band der Zeichnerin & Autorin bei Reprodukt - und ihr erster Sci-Fi-Comic. Das intergalaktische Abenteuer entführt die Leserinnen an Bord eines Raumschiffs, dessen komplett weibliche Mannschaft zerfallene Weltraumarchitektur restauriert. Als Flashback wird die Liebesgeschichte von Protagonistin Mia und Grace, der geheimnisvollen neuen Schülerin im Space-Internat aufgerollt, mal was Neues im überwiegend männerdominierten Science-Fiction-Genre. So weit so gut, doch Pionier-Aspekt hin, Preise für Shooting Star Walden her - wirklich knacken konnten wir den queeren, von Wiederholungen strotzenden Coming-of-Age-Wälzer an dieser Stelle nicht wirklich.

Für die Zielgruppe.

www.reprodukt.com

 

comics 04 21 SonnenstrahlUnendliche Weiten - pralle gut 500 Seiten.

Wild West - 1. Calamity Jane

Thierry Gloris - Jaques Lamontagne / Splitter 

Himmel und Hölle, die Schönheit und der Tod - im immer noch wilden nordamerikanischen Westen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lagen sie stets dicht beeinander.  Daran lassen schon die ersten Seiten im neuen Wild West-Zyklus von Szenarist Thierry Gloris & Zeichner Jaques Lamontagne (auf dessen Konto auch die durchgängigen Sepiafarben gehen) keinen Zweifel. Der Fahrt einer Siedlerfamilie durch die malerischen Tafelberge des Monument Valley folgen Mord & Totschlag, in beiden Szenen wird ein Banjo gespielt (das möglicherweise so den Besitzer gewechselt hat). Hernach lernen wir erst Kopfgeldjäger Wild Bill Hickok kennen und bald danach die noch minderjährige Zwangsprostituierte Martha Jane Cannary, später bekannt als Calamity Jane. Das Zusammentreffen dieser beiden historisch belegten Westernlegenden, die möglicherweise tatsächlich über kurze Zeit ein Paar waren, ist der Kern dieses ersten Abenteuers. Das Genrerad wird hier nicht neu erfunden, im Gegenteil: kaum ein Klischee ist ausgespart (als da wären: verschneite Blockhütten, Bordellszenen mit einigem an nackter Haut, mobiliarzerlegende Saloon-Schlägereien, gen Westen strebender Eisenbahnbau nebst Geschäftlichem im Luxuswaggon oder eben die gepflegte Partie Betrugs-Poker). Die Versatzstücke mischen sich aber versiert & dynamisch gezeichnet - bei aller Gewalt driftet das Ganze nicht ins Splatterfach ab. Das vorläufige Finale bildet Janes Rache an ihren Peinigern, u.a. stirbt ein so Brad-Pitt-gesichtiger wie gemein herzensbrechender Zuhälter den Feuertod. "Gott verstößt die Schwachen." Ob wir in diesem Kontext Calamity Jane noch über das Anheuern in der Armee der Nordstaaten hinaus beobachten werden oder eine neue Konstellation von Western-Legenden übernimmt, wird sich in Band 2 erweisen.

www.splitter-verlag.de

comics 04 21 Wild West 1Nicht für Zartbesaitete - C-Janes Initiation.

persepolis

Marjane Satrapi - Edition Moderne
 

Und auch die Züricher Edition Moderne feiert 2021 ein Jubiläum - das vierzigste! Statt des `Schweizer Robin Hood´ Bernhard Matter `flatterte´ jüngst die 344-seitige Neuauflage eines EdM-Klassikers unverhofft auf den Redaktions-Schreibtisch: Marjane Satrapis Persepolis hat mittlerweile weltweit über eine Million Exemplare verkauft. Und es geschafft, eine ensprechende Vielzahl Leser*innen für die Nachwehen der Iranischen Revolution von 1979 unter Ayatollah Chomeini zu interessieren und für die Situation im fernen Iran zu sensibilisieren. Als damals zehnjähriges, einziges Kind einer linksintellek­tuellen Familie aus dem Teheraner Bürgertum hoffte auch die Zeichnerin & Autorin, dass nun bessere Zeiten für die Schah-müde Bevölkerung anbrechen würden. Stattdessen prägen bald Kopftuchzwang und Repressalien durch die Revolutionswächter des Mullah-Regimes den Alltag. Dann bricht der Krieg gegen den Irak­ aus. Marjane rebelliert zunächst mit Nike-Turnschuhen & Kim-­Wilde-­Kassetten, wird aber bald von den Eltern als 14­Jährige allein nach Österreich geschickt. Nach vier bewegten Jahren, während derer sie als Teenager im Westen fast unter die Räder gerät, zieht es Satrapi wieder in den Iran zurück. Auch dort beschönigt die Autorin ihr Herumirren kaum und schildert den eigenen Abstieg zur Denunziantin eines Unschuldigen (ihre Großmutter wendet sich daraufhin lange Zeit von ihr ab). Nach weiteren sechs wechselvollen Jahren heißt es im Lebenslauf der Privilegierten erneut: take off. Für ihre Autobiografie zwischen Orient und Okzident findet Satrapi reduzierte, plakativ-wirkungsvolle Schwarz-weiß-Panels, die es gleichermaßen schaffen, zu dokumentieren und zu berühren.  Wie pflegte ein anderer gefallener Monarch - aus dem Alpenraum - zu sagen? "We call it a `Klassiker´."

www.editionmoderne.ch *

TIPP
 

comic 04 21 persepolisHat die Million geknackt: Persepolis.

Hirne waschen und dann ins Bett

meta bene / Lappan

"Ein intelligenter Waschgang für die Seele." Und im Anfang ein Internet-Phänomen. Der von Bonn zur Fakultät Gestaltung der Universität der Künste nach Berlin übergesiedelte Robin Thiesmeyer (*1979) zeichnet seine minimalistischen, an japanische Tuschemalerei erinnernden meta bene-Cartoons seit 2013. Auch gelungen luftige Texte wie "Manchmal fühle ich mich wie ein Komet. Aber ich schweife ab" oder "Wolken. Da habe ich immer das Nachsehen" stammen von ihm. Zunächst veröffentlichte Thiesmeyer rein digital: über Twitter, auf einer eigens eingerichteten Webseite, später dann auch über Facebook oder Instagram. Nach dem 2016 erschienenen ersten erste meta bene-Buch Es gibt mehr Sterne als Idioten kamen nach und nach Kolumnen bei den Nürnberger Nachrichten, Zeit online und Illustrations-Jobs für die gedruckte Ausgabe der ZEIT hinzu. Im vorliegenden Band Hirne waschen und dann ins Bett sind bisher unveröffentlichtes Material und noch nicht in Buchform erschienene Cartoons (für unsere Begriffe unterschiedlicher Guteklasse) versammelt - mit (öfters in Schmalspur) angeschrägt daherphilosophierenden Antilopen, .FlamingosPinguinen und Schaben: Offenbar ist es . so: "In jedem Menschen wohnt ein Tier, das alle ..anderen Tiere auslacht."

www.lappan.dewww.metabene.de *

  
 

comics 04 21 MetaBene"Wir werden das Universum nie verstehn. Es nuschelt."

Das Peanuts-Buch / Entdecke den Snoopy in Dir

Simon Beecroft * Nat Gertler, nach Charles M. Schulz / Dorling Kindersley - Penguin Random House

1 70 Jahre Charly Brown & Co. wurden 2020 weltweit mit dem 200-seitigen, enzyklopädisch aufgezogenen The Peanuts Book begangen, für dessen deutsche Ausgabe der Münchner Dorling Kinderley Verlag eine Übernahme der britischen Mutterfirma präsentiert. Der Londoner Autor (& Fan) Simon Beecroft (u.a. Star Wars-Lexikon) liefert verbindende Texte zu einer überbordenden Fülle von Peanuts Worldwide-Material, die deutschen Übersetzungen der Comicstrips, Zitate & Figurennamen folgen der aktuellen hiesigen Werkausgabe bei Carlsen. Einer einleitenden Charles M. Schulz-Huldigung und der reich bebilderten Timeline über 100 Jahre (von 1920 - 2020) folgend lernen die Leserinnen & Leser Ursprünge und Entwicklungen, Anatomie & wiederkehrende Verhaltensmuster innerhalb der Truppe um Charlie Brown, Snoopy, Lucy, Linus, Sally, Schroeder, Woodstock & Peppermint Patty besser kennen. Wie die Peanuts zum international berühmtesten Comicstrip und einem Teil der Weltliteratur wurden, wird anhand Hunderter Originalzeichnungen, seltenen Skizzen, fantasievollen Kunstwerken und Merchandising-Artikeln aus dem Peanuts-Archiv illustriert und dokumentiert. Der Große Kürbis, Doktor Lucys Limo- & Lebenshilfe-Stand, Ferienlager dürfen hier Revue passieren. Ebenfalls - als Orte Charlie Browns schmerzlichster Niederlagen abseits der Bekanntschaft zum kleinen rothaarigen Mädchen - Drachenfresserbaum und Baseball-Hügel. Auch die zeitgeschichtlich interessanten Reaktionen auf den ersten schwarzen Erdnuß-Charakter Franklin, dem weltumspannenden Peanuts-Erfolg geschuldete Phänomene wie die buntglasbefensterte Redwood Empire Eishockeyhalle von Sportfan `Sparky´ Schulz oder Artefakte wie die von Christo verhüllte Snoopy-Hundehütte sind hier zu finden.

Abschließend, als Kompass durchs liebevoll ausgebreitete Nerd-Wissen ganz wichtig: ein Register, Bild- & Literaturnachweise komplettieren den empfehlenswerten Jubiläumsband, der Lust auf einen Besuch des Charles M. Schulz Museums in Santa Rosa, Kalifornien oder einen der Camp Snoopy Parks in den USA oder Ostasien macht.

www.dk-verlag.de 

TIPP


comics 04 21 PeanutsBuchCharlie Brown & Co., feat. Snoopy...

2 Und - Spotlight auf den Star der Serie - "was würde Snoopy tun?".

Im vorliegenden, knapp 70-seitigen Geschenk-Büchlein mit dem zunächst animierenden deutschen Titel Entdecke den Snoopy in Dir, sind unser aller favorisiertem Beagle zugeordnete Allerwelts-Weisheiten versammelt, die dann aber nur höchst mittelbaren Bezug zum Bewohner der weltbekannten Hundehütte aufweisen: Marke `Genieße die kleinen Dinge´ - `Der Weg ist das Ziel´ - `Das Glas ist immer halbvoll´ - etcetera pp. Leider ganz ohne Esprit und völlig vorhersehbar aneinandergereiht.

Be More Snoopy-Autor und The Peanuts Book-Faktenchecker Nat Gertler beruft sich natürlich auf die Inspiration durch Li`l Folks-Schöpfer Charles M. Schulz, doch den Charme einer alten Peanuts-Episode entfaltet das nicht wirklich ineinandergreifende Nebeneinander von Originalzeichnungen und Ratgebersprüchen (Übersetzung Elisabeth Schnurrer) kaum. 

Eigentlich schade, denn wer wäre schließlich nicht gern - zumindest gelegentlich - auch einmal Roter Baron-Bezwinger, Joe Cool, Astro- oder Alpha-Beagle..?

www.dk-verlag.de 

 

comics 04 21 Snoopy In DirPhilosopie vom Dach der Hundehütte...

 

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