Reviews Crossover 7-11

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 David Sylvian - Died In The Wool - Manafon Variations * dvd-special *  
 samadhisound / Galileo MC

 
 
"Manafon", David Sylvians introspektives, der zugänglicheren Sammlung Sleepwalkers vorausgegangenes Album von 2009, nimmt sich der Meister nun mit "Died in the Wool" noch einmal vor. Für diese "Manafon Variations" spinnt er lose verschiedenste Fäden weiter, lässt alte Gesangsspuren vorbeitreiben, fügt aber auch neue Kompositionen hinzu. Diese frei improvisierten Klänge lappen öfter mal ins Atonale, sind erneut nichts für allzu popaffine Geister und offenbaren einmal mehr die strenge, asketische Seite des Ausnahmekünstlers. Auf der zweiten Cd regiert eine experimentelle Kommissionsarbeit mit Dai Fujikara von 2009. Neue Kammermusik, Electronik, Samples und Fieldwork-Tonspuren werden in den ganz persönlichen Klangkosmos des David Sylvian eingespeist, der in einem früheren Leben einmal der stilprägenden Wave-Band Japan als Sänger vorstand. Aufwendiges Design/Artwork von Chris Bigg & George Bolsterer. Play Track 3 (CD I). www.davidsylvian.com

 
 
 Michael Nyman - Facing Goya
 
 MN Records / Codaex

 
 

Auch Michael Nyman wird weltweit vornehmlich für Filmmusik geschätzt, die sein Oeuvre an moderner Musik überlagert. In Zusammenarbeit mit dem Badischen Staatstheater in Karlsruhe wurden von 2002 bis 2005 gleich drei von Nymans Opern uraufgeführt: Im Jahr 2002 "Facing Goya", 2004 "Man and Boy: DaDa" sowie 2005 "Love Counts". Die erste, über zwei Stunden lange Oper enthält Motive aus der 1985 entstandenen TV-Produktion "The Kiss" (mit Texten italienischer Maler des 15. Jahrhunderts) . Winnie Böwe (Sopran), Marie Angel (Sopran), Hilary Summers (Alt), Harry Nicoll (Tenor) und Omar Ebrahim (Bariton) singen, es spielt die Michael Nyman Band unter der Leitung des Meisters selbst. Die skurrile, etwas verwirrende Klon-Geschichte um den Schädel des berühmten Malers sprengt den hier zur Verfügung stehenden Rahmen, doch die ungewöhnliche Instrumentierung (Streicher, Bläser – incl. Euphonium- und zwei E-Gitarren) und Nymans Talent, über Genre-Grenzen hinweg zu unterhalten, setzen sich durch. Die ursprüngliche einfache Warner-CD besteht in der Neuausgabe aus einem stabilem Schuber mit ausführlichem, englischsprachigen Booklet incl. Digipak- und Bonus-CD mit Auszügen (jeweils dem 2. Akt) der o.g. beiden anderen Nyman-Opern.

 

 
 
 Der Leuchtende Fluss
 
 Composed by Johanna Doderer - Philharmonisches Orchester und Opernchor des Theaters Erfurt - Quinton / Galileo MC

 
 
Wer vor zeitgenössischer Musik sonst zurückschreckt, sollte dieser Oper der 1969 geborenen Österreicherin Johanna Doderer eine Chance geben. Das Werk ist weitgehend tonal gehalten und öffnet sich damit auch einem breiteren Publikum. Die tragische Handlung: Der Pima-Indianer Ira Hayes wird 1945 aus seinem Reservat für den Krieg gegen Japan rekrutiert. Für ihn die Chance, die Slums, in denen sein Volk mittlerweile leben muss, zu verlassen. Er zieht in den Krieg und kämpft auf der berüchtigten Insel Iwo Jima. Als einer der wenigen Überlebenden, beteiligt er sich an der legendären Aufstellung der amerikanischen Flagge, die als eines der bekanntesten Fotos der Kriegsgeschichte um die Welt ging. Ira wird zum Helden gemacht und benutzt, um die Kriegskassen wieder zu füllen. Ira versucht diesen Auftrag mit seinem eigentlichen Anliegen, auf das Elend seines Volkes aufmerksam zu machen, zu verbinden. Doch durch die traumatischen Kriegserlebnisse verfällt er dem Alkohol und wird von Visionen seines Volkes heimgesucht. Die Komponistin hat nach umfangreichen Rechechen in Arizona auch Gesänge in der Sprache der Pima eingebunden. Das opulente Booklet dokumentiert die aufwendige Erfurter Produktion, die ihre Uraufführung am 31. Oktober 2010 erlebte.
 


 
 
 Kuniko Plays Reich
 
 Linn Records / Codaex
TIPP!
 
 
Die japanische Perkussionistin Kuniko (Kato) ist mit der Minimal Music von Steve Reich und anderen Komponuisten der Stilrichtung groß geworden und während ihrer musikalischen Ausbildung immer wieder in Kontakt mit minimalistischen Kompositionen gekommen. Es schien natürlich, dass sich während ihrer Zeit in Belgien, als sie beim renommierten Ensemble Ictus spielte, eine noch intensivere Bindung zur Musik Reichs ergab, mit dem die Gruppe sogar einmal gemeinsam auftrat. Auch als Solistin in den USA begann sie mit selbst-arrangierten Bearbeitungen der Reich´schen "Meisterwerke der 1980er" wie sie nun im Booklet der vorliegenden SACD schreibt. Die Bearbeitungen der Stücke “Electric Counterpoint” (von 1987), “Six Marimbas” (1986) und “Vermont Counterpoint” (1982) wurden in enger Abstimmung mit Reich ausgewählt, also nicht nur Stücke, die ursprünglich für Schlagwerk gedacht waren. “Electric Counterpoint” wurde ursprünglich für den Jazz-Gitarristen Pat Metheny und “Vermont Counterpoint” für drei Flöten geschrieben. Es eröffnen sich faszinierende Vergleichsmöglichkeiten für Reich- und Percussion-Fans gleichermaßen.
 

 
 
 Nino Rota -Symphony No.3
 
 Various Artists - Chandos / Codaex

 
 
Nino Rota (1911-1979) ist weltberühmt durch die Musik zu den Filmen von Federico Fellini. Auch dass er für andere Filmklassiker des italienischen Kinos wie Luchino Viscontis "Der Leopard" und Francis Ford Coppola´s "Der Pate" die Musik schrieb ist weihin bekannt. Die klassischen Werke Nino Rotas galten jedoch lange als eher exotische Randerscheinungen, ein Schicksal dass er mit anderen noch lebenden Filmmusikgrößen wie Ennio Morricone teilt. Doch die Einspielungen seiner E-Musik mehren sich. Neben Rotas 3. Sinfonie (Allegretto con spirito) erklingt in dieser Neuaufnahme des Turiner Teatro Regio Orchesters das recht unterhaltsame Klavierkonzert "Concerto soirée" (am Piano: Barry Douglas). Im viersätzigen "Divertimento concertante" schließlich wird der Kontrabaß von Davide Botto zum Soloistrument, inclusive virtuoser und lyrischer Passagen.  
 
 
 
 Ursli & Toni Pfister - Servus Peter - Oh La La Mireille!
 
 Traumton / Indigo
 
 

Die Entertainer Ursli und Toni Pfister nehmen In ihrer aktuellen Show und auf der vorliegenden CD "Servus Peter - Oh là là Mireille" zwei Große des vornehmlich deutschsprachigen Schlagerhimmels ins Kopier-Visier: Peter Alexander und (die 1,53 große) Mireille Mathieu, beide vielgeliebt, aber dennoch teils sträflich als reine Schlagerinterpreten unterschätzt. Doch spätestens bei "Hassan dem Hofhund" wird klar, dass es für die beiden Pfisters verlorene Liebesmüh ist, dem Charme des Tausendsassas aus Wien und dem absurden Pathos des Spatzes von Avignon nachzueifern - zu ungleich sind die stimmlichen Voraussetzungen. Live mag das funktionieren, bevorzugt für Publikum, das die Originale nicht (mehr) erlebt hat. Generations- bzw. geschmacksbedingtes CD-Fazit: Mehr was für Geschwister Pfister- als Alexander- oder Mathieu-Fans. www.geschwister-pfister.de

 


 
 
 

Previous Issue: 4/5 - 2011 © cinesoundz
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