REVIEWS WORLD - REGGAE 03-2018
Hollie Cook - Vessel of Love
Merge Records / Cargo
Neues von Hollie Cook. Mit Vessel of Love, ihrem dritten regulären Studioalbum seit 2011, entführt die Patentochter von Boy George ihre Hörer auf ein imaginäres Schiff der Liebe - weg vom aktuellen Unbill an den real existierenden irdischen Gestaden - und verfeinert ihren der punkigen West London-Kinderstube längst entwachsenen, smooth-reggaefizierten Feelggood-Sound weiter. Der rebellische Teenie-Job als Slits-Backgroundsängerin (statt regulärer Schule) war offensichtlich dennoch eine gute Vorbereitung auf den gegenwärtigen Job als Tropical Pop-Princess. Und das west-indische Karibikflair hat Hollie mutterseitig in die Wiege gelegt bekommen. "Meine Stimme fühlt sich einfach wohl in dieser Musik." With a little help von Produzenten-Legende Martin `Youth´ Glover, der den Staffelstab von Cooks bisherigem Mentoren, Dub-Meister Prince Fatty, übernehmen durfte, werden auch melancholische Texte weiter in einen nostalgisch-sanften, von 70´s-Reggae a la Janet Kay oder Minnie Riperton und Girl Group-Sounds a la Shangri-Las beeinflussten Wall of Sound gehüllt. In dieser warmen, bunten Vintage-Pop-Lagune lässt es sich die kommende Saison doch gut aushalten. https://holliecook.com |
TIPP |
UB40 - A Real Labour of Love
UMC/ Universal
In der wechselvollen Karriere der UK-Reggae-Institution UB40, die sich in den 2000er Jahren in zwei mit dem Bandnamen operierende Splitter teilte, stechen die Labour Of Love betitelten Veröffentlichungen (von 1983, 1989 und 1993) heraus, auf denen die Bandmitglieder Vintage-Titel coverten, die sie in ihrer Jugend beeinflusst hatten. An diese Tradition der erfolgreichsten Hits der Bandhistorie wie Cherry Oh Baby, Kingston Town oder Red Red Wine auch mit dem Albumtitel A Real Labour of Love anknüpfend, veröffentlicht der (gegenüber der Formation mit Duncan Campbell am Mikro) zahlenmäßig mehr Originalmitglieder versammelnde UB40-Outfit mit den Sängern Ali Campbell, Astro und Keyboarder Mickey Virtue nun 80er Jahre Reggae-Titel "von Platten, die wir hörten, als wir mit UB40 unterwegs waren". Auch wer kein ausgesprochener Fan des stets gefälligen Mainstream-Sounds der späteren UB40-Jahre ist, kann sich mit dem hier gebotenen, solide interpretierten Repertoire von Gregory Isaacs, Dennis Brown, Barrington Levy oder Ken Boothe arrangieren. http://ub40.org |
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The Uniques - absolutely
beide: Doctor Bird - Cherry Red / Rough Trade
Auf Doctor Bird erscheinen gerade über einen Lizenz-Deal mit Trojan/Sanctuary CD-Re-Issues mit Alben von zwei Mitte der Sixties populären jamaikanischen Vokaltrios. Zunächst die CD-Premiere von Absolutely...The Uniques, dem einzigen Longplayer der Bunny Lee-Schützlinge Keith `Slim´ Smith, Lloyd `Charmers´ Tyrell & Martin ´Jimmy´ Riley. Smith war zunächst mit wechselnden anderen Partnern unter dem Gruppennamen gestartet. Und nur einige Monate nach Release der Original-Zusammenstellung ihrer besten (wenn auch technisch teils deutlich mitgenommenen) Rocksteady-Single-Aufnahmen für ihr eigenes Tramp-Label Ende 1968 (im UK von Trojan veröffentlicht) löste sich auch diese Trio-Besetzung leider ebenfalls auf. Alle drei mittlerweile verstorbenen `Uniques´ hatten noch wechselnden Erfolg als Solokünstler, wie die Liner Notes von Laurence Cane-Honeysett auf Basis diverser Einzel-Interviews im 12-seitigen 4c-Booklet enthüllen. Aus den Archiven wurden weitere 12 Aufnahmen befreit, die hier als Bonustracks erscheinen. Play Tracks 8, 13, 16, 22. * Doctor Bird Webpräsenz * www.www.trojanrecords.com |
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Ethiopians - Reggae power / woman capture man
Doctor Bird - Cherry Red / Rough Trade
Ebenfalls als CD-Premieren erscheinen die Ethiopians-Longplayer Reggae Power (Front-Cover mit Schauspielerin Pauline Peart) & Woman Capture Man, die eh drei Tracküberschneidungen teilten und nun auf der vorliegenden Compilation mit weiteren sieben ausgegrabenen Bonustracks aus den Jahren 1968-1970 zusammengefasst wurden. Im reich bebilderten 16-seitigen 4c-Booklet (u.a. mit dem Woman Capture Man- und dem prächtigen Engine 54-Originalcover) vermitteln die ausführlichen Liner-Notes der Autoren & Vintage-Sammler Andy Lambourn & Marc Griffiths Einblicke in die Historie eines der einflussreichsten Ska- & Rocksteady-Vokaltrios, das auch im UK auf Tour ging, unter Würdigung ihres Produzenten Karl ´J.J.´ Johnson (weitere Kollaborationen u.a. mit Sonia Pottinger oder Lee Perry) . Play Tracks 1,2,8, 11,15,17,20,23. |
TIPP
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Horace Andy - Good Vibes
North Parade - Vp / Groove Attack
Horace Andy ist natürlich seit den 90ern als Stimme auf den Massive Attack-Alben, von Tracks wie One Love oder Hymn of the Big Wheel ein Begriff. Die vorliegende Digipak-Zusammenstellung mit gesuchten 12-Inch Maxi-Single-Dub-Versionen aus den Jahren 1975 bis 1980 wirft einen Blick auf eine frühere Schaffensphase des jamaikanischen Rasta-Vokalisten mit dem Spitznamen `Sleepy´. Nach seinem Start mit Skylarking (Studio One, 1969) blieb Andy über die 70er und 80er Jahre eine feste Genre-Größe, in Zusammenarbeit mit Produzenten wie Everton DaSilva, Bunny Lee oder King Tubby, teils von den USA aus (Hartford, Connecticut) operierend. Das remasterte, und um einen Bonustrack ergänzte Re-Issue der 1997 erschienenen, vergriffenen Compilation enthält bis auf einen John Holt-Titel nur Eigenkompositionen. Reggae-Fachkraft Steve Barrow liefert in einem ausführlichen, reich bebilderten Essay Details zur Entstehung der Aufnahmen und gewährt Einblicke in Andys Werdegang. https://diplomatsofsound.org/artist/horace-andy |
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Simpkin Project - Beam of Light
Vp / Groove Attack
"In everyone there is a Beam of Light". Das aus Kalifornien, genauer - aus Huntington Beach, stammende Simpkin Project um Bandleader Phil Simpkin (Vocals/Lead Guitar) besteht aus Nick Zermino (Bass), Sean Kennedy (Drums), Shawn Taylor (Vocals/Keyboards), Jules Luna (Vocals/Rhythm Guitar) und Sergio Sandoval (Percussion). Hustling, der ungemein an die neuseeländischen Black Seeds erinnernde, eingängige Opener des vorliegenden Albums, landete als Rausschmeißer auf der aktuellen Strictly The Best Kopplung. In der Folge ist das zur Glätte neigende Songwriting nicht ganz so überzeugend, auch wenn der Harmoniegesang des Sextetts in Ordnung geht. Da muss schon mal eine uralt anmutende Nummer von Jimmy Cliffs zur Ergänzung herhalten: Many Rivers To Cross. Für 2018 ist geplant, dass sich das Project auch auf europäischen Sommerfestivals live vorstellt. Check out: www.simpkinproject.com |
LIVE |
Strictly The Best - Vol. 56
Various Artists - Vp / Groove Attack
"You make me wear a smile!" Bester Song der vorliegenden Ausgabe Numero 56 in der VP-Dauerbrenner-Serie Strictly The Best eindeutig Jah-Lil´s Hit Smile. Danny Brownies (Main Street Records) talentierter Schützling mit Gospel-Background war bereits auf früheren STB-Compilations vertreten, wird weiter behutsam aufgebaut und liefert hier Sing-along at its best. Gleich zweimal in der 14-Track-Auswahl vertreten ist Germanys very own Gentleman: mit dem an Skylarking von Horace Andy/Massive Attack) angelehnten This Is Love sowie im Duett mit der Newcomer-Sängerin Shuga - bei Let Me Ease Your Pain. Den manierlichen Opener Better Than The Stars liefert Christopher Martin (with a little help from Sly & Robbie, Lenky Marsden & Robert "Dubwise" Browne). Ferner am Start: Romain Virgo, Raging Fyahs catchy-kommerzielle Coop mit Brasiliens Cidade Negra, Queen Ifrica, Junior Kelly, Richie Spice, Iba Mahr, Spiritual - und aus Kalifornien das VP-gesignte Simpkin Project (s.o.). Play Tracks 1,3,4,6,14. |
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Brain Damage meets Harrison Stafford - Liberation Time
Jarring Effects / Broken Silence
Martin Nathan aka Brain Damage kann man als den Pionier der französischen (Electronic-) Dub-Szene bezeichnen, die ab Ende der 90er Jahre von sich hören ließ. In den letzten 20 Jahren gehen zwölf Alben auf Nathans Konto, unter anderem das auch in Deutschland veröffentlichte Talk The Talk aus dem letzten Jahr. Aktuell tut sich der Franzose mit Groundation-Mastermind Harrison Stafford aus San Francisco zusammen, der hier seine selbst geschriebenen Peace on Earth-Lyrics & Vocals über die Brain Damage-Soundbeds legt, abgemischt wurde dann von Nathan in Lyon, gemastert von Jim Fox in Washington. Wie aus einem Guss klingt dieser Datenaustausch allerdings eher selten, zumal der Rasta-Kontext in dieser non-jamaikanischen Konstellation aufgesetzt wirkt. www.brain-damage.fr * www.harrisonstafford.com * www.jarringeffects.net |
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Ras Michael & The Sons of Negus - None A Jah Jah Children
Vp / Groove Attack
Im August 2015 war es soweit und Michael George Henry aka Ras Michael erhielt von den (lange Zeit Reggae als kulturelles Asset vernachlässigenden) jamaikanischen Behörden den Order of Distinction - für seinen Beitrag zur Musikgeschichte &-Tradition der Insel, etwa mit dem von ihm moderierten Radioprogramm The Lion of Judah Time. Von dem als Rastasproß in St. Mary aufgewachsenen Michael und seinem Ensemble, The Sons of Negus, das u.a. auf dem One Love Peace Concert 1978 auftrat, gibt es nur das Eine zu hören (in unterschiedlichem Reinheitsgrad): um das traditionelle "Instrument der zehn Saiten", die handgeschlagenen Trommel herum arrangierte Nyabinghi-Folkmusik mit Early Reggae-Einschlag. Hier ausgewählt: Elf Original-Chants auf der ersten, Dubs & Versions auf der zweiten CD des Digipak-Doppel-Albums - produziert von Tommy Cowan, mit Genre-Größen wie Peter Tosh, Robbie Shakespeare, Earl `Chinna´Smith, Geoffrey Chung oder Robby Lynn als Backing Band! Erhältlich als 2-CD Set im 6-Panel Digisleeve mit 16-seitigem Booklet und als 8-Track-Longplay-Vinyl. Ras Michael Web-Präsenz |
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Mellow Mark - Nomade
Danse Macabre Records / Alive
"Kriegt kein´ Herzinfarkt, es ist doch nur Mellow Mark..." Der hier von Bruder im Geiste Thomas D "Gepriesene" ist einer dieser deutschsprechsingenden Echo-Voice of Germany-Wasauchimmer-Acts, die mit ihrem Programm hier eher an der falschen Adresse sind. Weil... diese Texte. Im Titeltrack, einer eigentlich ganz lockerdahinwippenden House of Riddim-Blue-Eyed-Ösi-Reggae-Nummer fragt sich Bauernhofbesitzer MM gleich mal "Wo bin ich grade? Ich weiß nur ich bin ein Nomade - so schade" und begeistert weiter mit Schüttelversen wie "sweet wie Schokolade, frisch wie Limonade, Marmelade, Marmelade". Zwischendurch alles Easy, oder Cool Cool Cool, übliche Verdächtige wie Radio-Princesa Meritxell Campos Olivé, Uwe Banton oder die Kollegen von Jamaram zum Funky Reggae gebeten, bissl zu Klick-Weltverbesserungs-Akustik geklampft etc. - `Reim Dich oder ich fress Dich´ als Programm. Vertretbar die Uptempo-Nr. Bleib Wach. Aber dann wieder Weisheit & ein Himmel & Hölle-Intro zum Fußnägelaufrollen und Textmüll wie "So fresh wie frisch gebadet." Evtl auch ein bissl zu heiß. Für Fans gibts weitere sieben Tracks als Download-Bonus. Ab April im deutschsprachigen Bereich rege auf Tour - check out: www.mellowmark.de |
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