REVIEWS REGGAE 03-2019

 

 


 

 

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 King Size Reggae Expanded Edition

Doctor Bird - Cherry Red / Rough Trade

world 01 19 reggae King Size

Nice job. Kingsize - in every aspect. www.cherryred.co.uk/label/doctor-bird

 TIPP
 

Compilation-Kapriolen. Das ursprünglich ein Dutzend Tracks umfassende Kingsize Reggae-Original aus dem Jahr 1970 wurde für die vorliegende Neuauflage zunächst um drei Tracks gekürzt! Und zwar um zwei "aus diplomatischen Gründen entfernte" Wailers-Tracks und den bereits dem Hot Shots of Reggae-Reissue zugeschlagenen Ken Boothe-Titel Drums of Freedom. Dafür wurden hernach nicht weniger als neunzehn (!) Bonustracks aus dem Schaffen der 1971 mit 38 zu früh verstorbenen Produzenten-Legende Leslie Kong hinzugefügt, dessen Beverley´s Records bis dahin als Jamaikas bestes Plattenlabel galt. Die in London ansässigen Trojan-Strategen hatten sich im Jahr zuvor die Rechte an den Produktionen Kongs gesichert und vertickten die Titel auf günstigen, aber optisch aufgemotzten LP-Kopplungen wie Hot Shots & King Size Reggae. Letztere ist nun dank der Doctor Bird-Re-issue-Bemühungen erstmals auf CD erhältlich - wenn auch mit kurios modifiziertem Tracklisting...

The Specials - Encore

Island / Universal

Encore! Unglaubliche 38 Jahre nach Ghost Town ist die Zeit wieder reif für die Specials, diesen bandgewordenen Aufruf zur Verständigung schwarz-weißer und sonstiger unvereinbar scheinender Pole. Die Verfall, Gewalt, Arbeits- & Perspektivlosigkeit sowie kulturelle Verarmung im Vereinigten Königreich anprangernde UK-Nummer-1 Single von 1981 klingt prophetisch, blickt man auf Post-Brexit-Szenarien der zerrissenen ehemaligen Kolonialherren-Insel. Das neue Album der Ska-Revival-Legenden feiert ein doppeltes 40-jähriges Jubiläum - das der Gründung der Band sowie ihrer Labelheimat Two Tone. Produziert wurde es von den verbliebenen Gründungsmitgliedern Terry Hall, Lynval Golding & Horace Panter sowie dem dänischen Musiker/Produzenten Nikolaj Torp Larsen. Der doppelte Disco- & Funk-Einstieg mit Black Skin Blue Eyed Boys & der folgenden Racism-Anklage des in Jamaika geborenen Golding (B.L.M.) überrascht, bevor man sich mit der Politikerschelte von Vote For Me für die Neuaufnahme des Anno 1982 prophetischen The Lunatics bluebeattechnisch einschunkelt. Breaking Point & 10 Commandments nehmen die sogenannten sozialen Medien und Chauvinisten aufs Korn, Embarrassed by You & The Life And Times verpassen der Gesellschaft im Königreich weitere Denkzettel. Und mit dem mehr musikalisch als textlich versöhnlichen We Sell Hope endet das hochwillkommene Comeback-Album. Die Encore 40th Anniversary Tour läuft an: Drei Deutschland-Gigs: in Köln (29.3.), Hamburg (2.4.) & Berlin (3.4. - leider nicht in München) - teils bereits ausverkauft... www.thespecials.com 

TIPP
LIVE

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Auch als Doppel-CD-Deluxe-Variante inklusive diverser Live-Aufnahmen. 

Reggae Mandela / Step Forward Youth - Punky Reggae Party

Various Artists - Vp * Greensleeves / beide: Groove Attack

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"Each an´ ev´ry man give a hand to wipe off Apartheid!" Fein ausgestattetes Doppel-CD-Cardboard-Digipak mit ausführlichem 4c-Booklet incl. Liner Notes & zahlreichen Fotos & Abbildungen. 

www.grooveattack.com/various-reggae-mandela-vp

 

1 "Only the white man can fullfil his plan." Apartheid, die - zuletzt abgemildert - noch bis 1994 von der südafrikanischen Regierung verordnete Trennung anhand der Hautfarbe, provozierte die Wut und das Engagement von Musikern in England, den USA oder auch Jamaika. Gerade im Reggae hatte das `Regime Botha´, das seinen berühmtesten Kritiker jahrzehntelang einsperrte, als Feindbild Tradition. Kein Wunder, bildete doch die Beschäftigung mit Aspekten des afrikanischen Kontinents als Motherland einen wichtigen Pfeiler der jamaikanischen Roots-Musik. Die nicht ganz runde, aber dennoch verdienstvolle Compilation Reggae Mandela bietet nun Songs, die die inhaftierte Lichtgestalt (und den späteren Präsidenten) Nelson Mandela und das Unterdrückungs-Regime Südafrikas in Songtiteln und Texten thematisieren. Hier finden sich allerdings weder die (Non-Reggae-)Beiträge der `heimischen´ Whities Manfred Mann oder Johnny Clegg noch Bekanntes von The Specials (Free Nelson Mandela) oder Eddy Grant (Gimme Hope Jo’anna). Stattdessen auf CD 1 sorgfältig ausgewähltes Roots-Material von Sugar Minott, Junior Murvin, Aswad oder Alpha Blondy, während auf Cd 2 zunehmend die Dancehall regiert.

world reg 02 19 step Forward Youth

www.grooveattack.com/various-step-forward-youth-greensleeves * "Oh Babylon, up yours!" Step Forward Youth bündelt die jamaikanisch-britische Reggae-Seite der Ehe zweier im Kern stets sozialkritischer Genres, deren wechselseitige Anziehung sich bei den gemeinsamen Rock Against Racism & Anti Nazi League-Konzerten oder im Club The Roxy zeigte, wo DJ Don Letts vor & nach Punk-Gigs gern aktuelle jamaikanische 7-inches spielte. Das Ganze im Patchwork-Digipak (als Sticker-, Foto-, Konzertflyer- & Labelsticker-Puzzle) inkl. 16-S.-Booklet, ausführlichen Linernotes & Zitaten von Jerry Dammers (Special AKA), Dave Ruffy (Ruts), Dennis Bovell (Matumbi, LKJ) oder Adrian Sherwood (On-U Sound). Kleiner Wermutstropfen: keinerlei Jahresangaben in der Tracklist.
TIPP

2 "Rejected by society...treated with impunity" - It´s a Punky Reggae Party. Auch wenn der bekannte Wailers-Track fehlt, haben wir hier eine essentielle, fein ausgestattete Zusammenstellung der wichtigsten Genre-Stücke, die bei der in den 70´s manche überraschenden `marriage of reggae and punk rock´ eine Rolle gespielt haben. Punk & New Wave-Größen, allen voran The Clash, aber auch Acts wie The Ruts oder Sex Pistols- & PIL- Chef John Lydon pflegten eine sich mehr oder minder nachhaltig in ihrem eigenen musikalischen Output manifestierende Sympathie zu Roots- & Dub-Reggae, der durch die karibischen Einwanderer im London der Punk-Ära - als Underground-Phänomen - stets präsent war. Unter den 36 Stücken der Doppel-CD finden sich folgerichtig Favoriten von `Johnny Rotten´: etwa Augustus Pablo, Culture oder Dr. Alimantado (der auf dem Frontcover zu sehen ist), natürlich Junior Murvins Police & Thieves und Dillingers Cokane in my Brain, aber auch weniger Offensichtlicheres wie die Lieblingsstücke des tragischen Joy Division-Anti-Helden Ian Curtis (Turn The Heater On von Keith Hudson) oder der Slits (u.a. I Roys Version des Paragons-Klassikers Got To Get Away: Man Next Door) - to mention just a few... -

john holt - like a bolt / The treasure isle ska albums collection

beide: Doctor Bird - Cherry Red / Rough Trade

Der 1947 in Kingston geborene (und 2014 in London gestorbene) John Holt gehört als einer der beliebtesten Sänger Jamaikas zu den großen Stimmen des Reggae. Während seiner langandauernden Karriere arbeitete er mit Produzenten wie Leslie Kong, Coxson Dodd oder Bunny Lee. Manche seiner Songs wurden in der Version anderer Interpreten gar zu Welthits - wie The Tide Is High (Blondie) oder The Man Next Door (UB40). Holts aktuell von Doctor Bird ausgegrabenes Album Like A Bolt erschien ursprünglich 1973. Heute gilt die von Arthur `Duke´ Reid produzierte, bzw. aus auf Halde liegenden Aufnahmen zusammengestellte Early Reggae-Perle als eines von Holts besten Alben. Das seit über 20 Jahren vergriffene Werk wurde für die CD-Wiederveröffentlichung mit 10 Treasure Isle-Bonustracks aufgepeppt, einige davon selten, wie der abschließende Ali Baba-12-inch-Mix. Optisch war wenig zu machen, eine anders betitelte Magnet Records-Version ist sogar noch schmuckloser ausgefallen. www.cherryred.co.uk/label/doctor-bird

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2 Und noch mehr aus den Tiefen der Duke Reid-Archive: Mit der vorliegenden Kopplung The Ska Albums Collection finden sich gleich vier Treasure Isle-Original-Alben aus dem Jamaika der 60er Jahre (The Birth of Ska, Latin Goes Ska, The Skatalite sowie Don Drummonds Greatest Hits - alle vier drängen sich nun leider auch auf dem Re-Issue-Cover) - erstmalig auf einer Doppel-CD mit insgesamt 19 Bonustracks. Selbstredend, dass einige dieser Stücke über mehrere Label-Compilations verteilt waren - hier den Überblick zu behalten, war und ist sogar für Sammler eine Herausforderung. Die ausführlichen Liner Notes von Harry Hacks bringen da wenig Licht ins Dunkel, befassen sie sich doch eher - zu Recht - mit der Lebensgeschichte des Treasure Isle-Masterminds Duke Reid, ohne den es den Ska und seine diversen Revivals vielleicht nicht geben würde. Compiled by Laurence Cane-Honeysett. www.cherryred.co.uk/label/doctor-bird

 

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 Desmond Dekker- Double Dekker / king Jammy- Dennis Brown-Tracks of LifE

beide: Doctor Bird - Cherry Red / Rough Trade

1 Doctor Bird macht sich weiter um die Komplettierung des Oeuvres von Ska-Legende Desmond Dekker verdient. Auf die Re-Issues von You Can Get It If You Really Want sowie Action! & Intensified wurde an dieser Stelle bereits hingewiesen. Nun gibt es auch die (Doubletten mit den vorgenannten Alben vermeidende, um sechs Bonustracks aufgestockte) Wiederveröffentlichung von Double Dekker zu beklatschen, im Original bereits als Doppel-LP mit satten 22 Tracks ausgestattet. Als der Sänger 1972 Trojan Records verließ, um sich dem eben neu gegründeten Rivalen Creole anzuschließen, revanchierte sich Trojan, indem das geschasste Label alles auf den Markt warf, was sich von ihrem Ex-Star noch im Archiv befand. Der `Doppel-Dekker´ mitsamt It M(i)ek wurde zum Verkaufsrenner - und vermieste Creole das Geschäft mit seinem Neuzugang... www.cherryred.co.uk/label/doctor-bird

 

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2 King Jammy presents..Tracks of Life: Originalaufnahmen von Dennis Brown-Stücken, die seinerzeit mit der High Times Band, Sly & Robbie, Steely & Clevie oder Dean Fraser eingespielt - und nun auf dem vorliegenden Tonträger mit Lead-Gesangseinlagen von Sean `Young Pow´ Diedrick, Paul `Wrong Move´ Crossdale, Brandon The Messenjah sowie Backing Vocals von Shereeda Sharpe overdubbed & neu abgemischt wurden. Damien `Jr. Gong´ Marley, Alborosie, Busy Signal, Romain Virgo, Protoje, Jesse Royal, sowie die Veteranen Dawn Penn, Josey Wales und Triston Palmer waren jeweils mit von der Partie, wenn Lloyd James aka King Jammy (aka Prince Jammy) wieder mal einer seiner besten Dennis Brown-Produktionen Feinschliff & neue Gesangsspuren zu spendieren im Begriff war. Artwork von Tony McDermott, Mastering von Kevin Metcalfe (The Soundmasters UK). CD-Digipak mit zusätzlichem Booklet, das parallel erhältliche LP-Vinyl kommt inklusive einer 7-inch-Bonus Single mit exklusiver B-Seite. www.vprecords.com

 

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Natty - Man Like I & I (10th anniversary) / Estelle - Lovers Rock

Tuff Gong - Vibes and Pressure * Vp - Established 1980 Inc / Groove Attack

1 Zehn Jahre ist es mittlerweile her, dass der aus einer englisch-südafrikanischen Familie stammende, in San Francisco geborene, aber in England aufgewachsene Sänger & Songschreiber Alexander Akiloe Philip Modiano aka Natty mit seinem Album Man Like I die britischen Charts enterte. Nun sollen mit dem auf den Erfolg von damals deutlich bezugnehmenden Man Like I & I (X) möglichst auch erneut vergleichbare Sales-Regionen erklommen werden. Der schon im Vorprogramm von Ziggy Marley aufgetretene Nattyman kam mit seinem aktuellen Werk auch beim traditionsreichen Tuff Gong Label unter. Es besteht aus überarbeiteten Versionen des innerhalb von zwei Wochen entstandenen Originals, damals nicht enthaltenen Tracks (darunter das von Sly & Robbie produzierte JayJay) und vier neuen Titeln. Illustre Gäste, u.a. Seun Kuti & Ramzi von 47Soul www.nattymusic.com Ist wirklich noch lang hin, aber am 7.10. spielt Natty einen einzelnen Gig im Berliner Gretchen.

 LIVE

world 03 19 natty

2 Die sich sonst musikalisch strikter in Urban- & R&B-Gefilden bewegende britische Sängerin Estelle Fanta Swaray hat ihr `Reggae-Album´ realisiert. Die in West London geborene Tochter einer Familie aus dem Senegal und Grenada wuchs mit afrikanischer Musik, Gospel, Reggae und Dub auf, insofern musste sich der Kanye West-Schützling kaum verbiegen bei der Zusammenarbeit mit einer ganzen Reihe von Gästen aus der Dancehall- & Reggae-Szene (etwa Kranium, Chronixx, Konshens, Tarrus Riley oder Hood Celebrityy). Diverse Produzenten kamen zum Einsatz, so Jerry `Wonda´ Duplessis (Fugees, John Legend) beim video-unterstützten Opener So Easy, vier Mal der Jamaikaner Supa Dups aka Richard Chin-Quee (Bruno Mars, Beenie Man), Sharif `Reefa´ Slater (Lil Wayne), Andre `Dre´ Harris (Usher, Justin Bieber) & Harmony `H-Money´ Samuels (Jennifer Lopez), der die zweite Single "Better" produzierte. Alles auf eine Karte war gestern - hier werden die Charts eher per Schrotflinte ins Visier genommen. Videos: Better / So Easy / Sweetly * www.estelledarlings.com

 

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Common Kings - One Day / brain damage - ¡Ya No Más!

Mensch House Records / Ingrooves * Jarring Effects / Broken Silence

1 Das glatt geratene Lost In Paradise ist erst ein paar Monate draußen, da legen die kalifornischen Common Kings schon wieder neues Material vor. Das vorliegende One Day firmiert mit seinen sieben Tracks als EP, andere hätten es wohl als Album laufen lassen. Die US-Truppe mit den Wurzeln im Südpazifik, die mit wachsendem Erfolg aktuell keine Probleme mehr hat, auch prominente Gäste wie Stephen Marley und Matisyahu (nebst Mayday! oder Kat Dahlia) für Kollaborationen ins Studio zu bekommen, pflegt weiter einen sehr kommerziell-stromlinienförmigen Sound mit Roots-, Dub, Dancehall- & Pop-Anteilen - "meant to be fun and crazy - like us!" Wer das mag, kann vielleicht auch mit dem Cheapo-Look der Verpackung (Tautua Reed / Troy Gappa) incl. Ganzkörper-Hasenkostüm-Cover mehr anfangen.

https://commonkings.com

 

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2 Das neue Album des französischen Dub-Pioniers Martin Nathan aka Brain Damage weist schon im Titel auf den hohen Anteil lateinamerikanischer Ingredenzien im aktuellen Klangbild hin. Mit ¡Ya No Más! bewegt sich Nathan vor allem in Latin-, Cumbia- & Hip Hop-Gefilden, letzteres geschuldet der auf eine Einladung zum kolumbianischen Telerama Dub Festival folgenden Begegnung mit dem Latin Hip Hop-Projekt Macky Ruff Y La Gaitana, das sich für Jugendliche aus den armen Stadtteilen Bogotàs einsetzt. Nach der rootsiger ausgefallenen Kooperation mit Harrison Stafford, Liberation Time, also aktuell viel Latin-Feeling mit Marimba, Tamboras, kolumbianischer Harfe & Holzflöten sowie weiteren Gästen wie Sängerin & Schauspielerin Jimena Angel & den Hip Hop-Pionieren Javier Fonseca von Allerta Kamarada oder Kontent Thug (Gotas de Rap). Die Reggaebeats aber werden nicht gestrichen, sondern nur eingefärbt. www.brain-damage.fr

 

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Philipp Greter - Logic Chaos / Alborosie meets Roots Radics

Hybrid Records - Soulfire Artists / Galileo Music Communication * Vp / Groove Attack
 

1 Philipp Greter? Der Soundtüftler aus Luzern dürfte Genre-Liebhabern zumindest als Keyboarder & Produzent seiner Schweizer Band Dub Spencer & Trance Hill ein Begriff sein. Für das Ende letzter Saison mit einem weihnachtlich angehauchten Programm auch live in München vorstellige Ensemble hat Greter in den letzten 10 Jahren stramme 11 Alben produziert - und nebenbei fleißig in ganz Europa getourt. Für die acht Tracks auf Logic Chaos hat sich der Mann abseits des Bandgefüges mitsamt Gitarren & unwägbarer Live-Zuckungen eine zeitlang in seinem heimatlichen Studio verbarrikadiert, bis jedes Detail zur Zufriedenheit arrangiert und produziert war. Das Ergebnis kann im Hintergrund laufen, hält aber auch beim aufmerksameren Hören meist eine gewisse Spannung - was im Dub-Genre nicht unbedingt als Regel bezeichnet werden kann. Und das trotz zum Teil epischen Längen von bis zu 9 Minuten pro Track. Quasi im Alleingang eingespielt und produziert - nur die Verpackung stammt aus München.

Soulfire Artists Artist Website

 

world reg 02 19 Greter

Cover-Artwork: www.its-great.com 

2 Und ein weiterer Dub-Showdown aus Maestro Alborosies jamaikanischem Shengen Studio: der üblich-verdächtige Sänger, Songwriter, Deejay, Toningenieur, am-laufenden-Meter-Produzent und Multiinstrumentalist trifft hier auf die Tapes der bei Genre-Kennern schwer angesehenen Channel One Studio-Backing Band The Roots Radics, die von Ende 1979 bis 1983 im Channel One Studio unter der Ägide von Mischtonmeister Hopeton `Scientist´ Brown & den Produzenten Henry `Junjo´ Lawes & Linval Thompson den Sound Jamaikas rechtschaffen dominierte und eine Menge an zeitlos guter Musik fabrizierte. Von Alborosie angesprochen, kramte Radics-Mitbegründer & Bassist Errol `Flabba´ Holt einige Riddims & Rough Mixes aus seinem Archiv. Gemeinschaftlich entstanden dann die zehn soliden Tracks der vorliegenden Dub For The Radicals-Scheibe. Als Musiker neben Holt u.a. zu hören: der 2014 verstorbene Drummer Lincoln `Style´ Scott, die Keyboarder Lloyd `Obeah´ Denton, Gladstone Anderson ((✝2015) & Wycliffe `Steelie´ Johnson, die Gitarristen Eric `Bingy Bunny´ Lamont (1993), Dwight `Brother Dee´ Pinkney & Noel `Sowel´ Bailey (2014), Trompeter Hopeton Williams & Posaunist Mark Robinson. Plus ein gewisser Alberto D'Ascola auf diversen zusätzlich beigemengten Soundschnipseln... http://alborosie.com

 

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Pama International meets Manasseh - Trojan sessions in dub / Bert Kaempfert meets De-Phazz - strangers in dub

Happy People / Rough Trade * Silver Spot / Indigo

1 Pama International waren 2006 die erste neue Band, die das legendäre Label Trojan Records nach 30 Jahren unter Vertrag nahm - voller Hoffnung auf einen durchschlagenden Erfolg. Das mit einem All-Star-Line-Up um Lynval Golding und Horace Panter (beide The Specials) und weiteren prominenten Feature-Gästen aufgenommene Album Trojan Sessions paarte Ska- und Dub-Anteile mit etwas Brit-Pop-Feeling. Doch die Band um Mastermind Sean Flowerdew blieb nicht bei Trojan und veröffentlichte seither nur noch sporadisch Alben im Eigenvertrieb. Auch die vom ehemaligen Piratensender-DJ & damaligen Produzenten Nick Manasseh erstellten Dub-Versionen verschwanden lange in der Versenkung. Nun werden erstmals alle acht `Dubs by Manasseh´ veröffentlicht - als Trojan Sessions in Dub. Das ist willkommen, nur: Ob die Rodigan-Favoriten Pama International damit auch wirklich wieder back in the game sind, müsste wohl neues Studiomaterial klären. https://happypeoplerecords1.bandcamp.com

TIPP

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2 Huch, ein Fremdkörper? Die seitens De-Phazz-Mastermind Pit Baumgartner vorgenommene Überarbeitung von Bert Kaempfert-Repertoire passt vor allem durch ihren Titel an diese Stelle. Strangers in Dub enthält natürlich keine Dubs auf Reggae-Basis, sondern unter Einsatz diverser Studiokniffe modifizierte Titel aus dem mehrere Hundertschaften umfassenden Oeuvre des Hamburger Easy Listening-Komponisten & Arrangeurs, darunter die Welthits Strangers In The Night und Spanish Eyes. Viele andere Titel schrieb Kaempfert zuzeiten mit seinem Orchesterleiter & Co-Autor Herbert Rehbein. Zwar reklamiert Baumgartner für die neuen, sozusagen `in Dub gesetzten´ Versionen "die fetten Frequenzen von heute" - das zum 95. Geburtstag ihres 1980 verstorbenen Vaters auf Wunsch von Doris Kaempfert entstandene Tribute-Album ist dennoch durch ein wesentlich smootheres Klangbild gekennzeichnet. Vokalparts übernehmen Sandie Wollasch, Pat Appleton, Karl Frierson, Juliette Léger & Gee Pierce (letzterer aus dem Umfeld des Wu-Tang Clan). 

 

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https://dephazz.com/strangers-in-dub

Reggae Gold 2018- 25th Anniversary / Strictly The Best Vol.58

beide: Various Artists - Vp / Groove Attack

world reg 02 19 reggae Gold 25

Und diesmal gibt es - zur Feier des 25-jährigen Jubiläums der Reggae Gold-Serie gar eine zweite CD als Dreingabe: Soundsystem-Loudmouth Rory Gilligan (Stone Love) mit einen genretypisch rausposaunten Hitmix und 13 weitere Katalog-Titel von Capleton, Beenie Man, Bounty Killer, Lady Saw, Tony Rebel oder Tanya Stephens. https://vprecords.lnk.to/reggae-gold-2018

 

1 Jamaikas Genre-Hits des Jahres - sozusagen vergoldet, stets aber mindestens hochglanzverpackt - darauf kann sich die Zielgruppe verlassen - mittlerweile tatsächlich seit einem Vierteljahrhundert. War schon die 2K17-Ausgabe aus dem Vorjahr in Sachen Pferdestärken-Erotik nicht von schlechten Eltern, räkelt sich bei der Compilation des letzten Jahrgangs gleich eine Handvoll knapp volljähriger Dancehall-Queenies auf und vor güldener Retro-Karosserie. Sowas gilt auf der Insel auch Anno 2019 nicht notwendigerweise als frauenfeindlich, im Gegenteil, der Frauenpower-Anteil im Innenteil ist recht hoch - u.a. am Start: Koffee, Shenseea, Amindi K. Fro$t, Hood Celebrityy, Estelle (s.o.), Jah9 oder Queen Ifrica (und damit deutlich höher als auf Bonus-Cd 2). Jah Cure holt sich für Risk It All mit Phyllisia Ross weitere weibliche Grazie ans Mikro. Kombiniert mit etwas Quotenmaterial von Chronixx, Damian `Jr. Gong´ Marley (feat. Bruder Stephen), Beres Hammond oder Busy Signal kommt man aktuell auf immerhin 19 Tracks. 

2 Ungeachtet der im direkten Vergleich langsam überholungsbedürftigen grafischen Gestaltung der zweiten etablierten Genre-Compilationserie ist diese offensichtlich weiter erfolgreich: schließlich verheißt auch die aktuelle Scheibe Strictly The Best - hier die Reggae-Edition. Mit 14 Stücken hat es in Sachen Spielzeit zwar nicht ganz für adäquate 58 Minuten gereicht, doch präsentiert die alljährliche Veröffentlichung wieder Reggae, Roots und Lovers Rock-Hits von der drittgrößten Karibikinsel - inklusive des neuen Maxi Priest-Titels Rock Steady Love (produziert von Clive Hunt & Michelle Williams), Contradiction, der (an dieser Stelle schon gewürdigten) Kollaboration von Alborosie feat. Chronixx und weiteren neuen Nummern von Jah9, Tarrus Riley, Beres Hammond, Raging Fyah, Romain Virgo oder Etana. Auch Newcomer wie Shuga, Nesbeth, Ginjah oder Kenyatta Hill, Sohn des verstorbenen Culture-Leaders Joseph Hill, werden vorgestellt. Die einmal mehr parallel erscheinende Dancehall-Edition bitte bei Bedarf dazudenken.

www.vprecords.com/tag/strictly-the-best

 

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Conscious Culture - Thursdays / Bermooda - Unsterblich

Housemaster Records * Lucky Bob Records

1 Immer wieder donnerstags: aus Köln, Berlin & Aachen stammen die drei Front- (& Background-)Sängerinnen (Nadia Eva, Sista Kira & Malijah) sowie die sechs Musiker (Florian Bohde, Manfred Kirch, Diego Viteri, Marc Steinweg, Sebastian Pathé & Güntuğ Eren) der aus einem Band Contest 2016 hervorgegangenen Roots-Formation Concious Culture. Auf ihrem aktuellen Album Thursdays sind die Einflüsse jamaikanischer und englischer Reggae-Pioniere deutlich auszumachen, textlich spielt die Identifikation mit Rastafari-Prinzipien des öfteren eine Rolle - bei New Generation etwa (mit Mtapa Taa aus Kenia) werden Ausschnitte einer schon in Bob Marleys War zitierten Rede von `HIM´ Haile Selassie verwendet. Weiter zu Gast: der derzeit in Köln lebende jamaikanische Sänger Denham Smith liefert Talk). Wann es das Ensemble wohl mal nach Süddeutschland verschlägt?

Webpräsenz Conscious Culture

  

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2 Ebenfalls aus Köln: Bermooda. Die 2014 gegründete Reggae-Crossover-Band sammelte für die Produktion ihres Debütalbums namens Utopia ab 2017 per Crowdfunding - um ihre Musik per Tonträger, nunja, Unsterblich zu machen. Genauso heisst nach der letztendlich erfolgreichen Kampagne der erste Longplayer auch - und beinhaltet als Single-Auskopplungen den Titeltrack sowie das sanfte, poppige Aurora. Mit ihren `nice vibes outta Cologne´ will die sechsköpfige Truppe um Texter & Frontmann Georg Bermuda "jung, frisch, authentisch" sein und "die Erdigkeit und Tiefe des Roots-Reggae mit Rock- und Pop-Elementen" verbinden. Uns bleibt das, trotz der anklingenden Sozialkritik bei Sklave etwa, insgesamt doch zu brav - textlich wie musikalisch. Guest Appearance von Jahcoustix bei Ciao.

Bis zum Sommer keine Tourdaten - check out: www.bermooda.org

 

world reg 02 19 Bermooda

Jahfro - FarbenFro / Berlin Boom Orchestra - Reggae Punks

Catchy Records / Urban Music Distribution * Springstoff / Indigo

1 Weiter geht´s mit zu Reggae & Co. zu deutschen Texten - meist eher nicht so unsere Tasse Tee. "Fertig ist das Ding." Auch wenn die erste Singleauskopplung aus Jahfros Farbenfro betiteltem Longplayer-Erstling Rudy heißt - als rude boy geht auch der afro-gelockte Hamburger nicht durch. Vielmehr macht der ehemalige Sänger der Kieler Band Das Goldene Handwerk gutgelaunt genau da weiter, wo er mit seiner EP Rise of the Fro vor zwei Jahren angekommen war. Aufgenommen in Hamburg und (dem 2017 bereits in Diese Stadt belobigten) Kingston, Jamaika - inklusive Gastauftritt (diesmal von Mr. Lexx) und produziert vom Weggefährte J da K für das eigene Label Catchy Records. Eingängige Melodien, poppige Dancehall-Avancen (wie bei der zweiten Single Solo), Jahfros vielseitige Vocals und teils ganz unterhaltsame Texte sorgen für Kurzweil, doch: Hallo Regie - die ständig eingesetzten Autotune-Effekte sind echt überflüssig. Am 01.03. Releaseparty in Hamburg - check out: www.jahfro.com

LIVE
 

world REG 02 19 D Jahfro

2 Reggae Punks? Greift das schon seit 10 Jahren aktive, hauptstädtische Berlin Boom Orchestra mit seinem aktuellen Album etwa die im England der Seventies angelegte Nähe beider Genres (siehe Step Forward Youth) auf? Eher Fehlanzeige - von wegen Berliner Schnauze. Auch wenn hier mal Sch-Sch-Schimpfwörter benutzt werden - weder die artigen, fast folkig anmutenden Vocals von Leadsänger Filou, noch die cleane Produktion aus den Planet Earth-Studios offenbaren punkige Anti-Haltung. Vielmehr herrscht meist Reißbrett-Sound vor. Immerhin gelingen dem Kollektiv unter deren 16 auch zwei recht eingängige Tunes: das mit einem Video ausgestattete Leviathan oder das noch deutlicher mit weiblichen Background-Vocals aufgepeppte Ode an die Taube. Auf Respect & Props verbeugt man sich schließlich umständlich bei denen "die´s erfunden haben - Reggae Music vom ja-mai-ka-ni-schen Eiland." Ab Mitte April Live-Konzerte - check out: www.berlinboomorchestra.de

LIVE

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© cinesoundz 2019